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Joe Golem und die versunkene Stadt

Joe Golem und die versunkene Stadt

Titel: Joe Golem und die versunkene Stadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mike Mignola
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auf dem Untersuchungstisch im Nebenraum erst recht nicht.
    »Was sind sie?«, fragte sie und verabscheute das leise Unbehagen in ihrer Stimme.
    »Sie waren Lehm«, antwortete Mr.   Church. Dann erschauderte er, als habe er etwas Anstößiges gesagt.
    Molly runzelte die Stirn. »Lehm?«
    »Aus etwas Gestaltbarem«, führte Mr.   Church näher aus. »Etwas, das man formen kann, wie man es möchte. Ich habe meine Untersuchungen noch nicht abgeschlossen, aber ich glaube, dass die Wesen, die Sie überfallen haben, das Ergebnis entsetzlicher Experimente sind. Diese Kreaturen sind eine Mischung aus Mensch und Tier, die wider die Natur und deshalb instabil ist. Das Gas in den Anzügen, von dem Joe berichtete, stabilisiert ihren Körper und erhält ihre menschliche Gestalt.«
    »Ist das Wissenschaft oder Zauberei?«, fragte Molly.
    »Etwas Schlimmeres«, sagte Mr.   Church. »Ein Vorstoß in das gefährliche Schattenreich zwischen diesen beiden Gebieten.«
    »Wir verzetteln uns«, warnte Joe ihn. »Und Zeit ist kostbar.«
    Molly blickte Joe an. »Warum waren Sie heute Morgen da? Hat jemand Sie beauftragt, gegen uns zu ermitteln?«
    Mr.   Church blickte enttäuscht in seine Pfeife, die erloschen zu sein schien.
    »Niemand hat uns engagiert«, sagte er und ließ die Pfeife zwischen seinen Fingern baumeln. »Ich beobachte Felix Orlov seit vielen Jahren. Schon seit vor seiner Geburt, um genau zu sein. Er gehörte zu meinen ersten Fällen, nachdem ich von London nach New York umgezogen war. Hawthorne war längst tot, und Joe hatte ich noch nicht kennengelernt. Mein Geschäftspartner in jener Zeit war ein Mann mit dem ungewöhnlichen Namen Morris Sowerberry. Er war sein Tod, dieser Fall.
    Wir waren von einem Architekten aus Uptown konsultiert worden, einem Mann, dessen Familie an dem Exodus aus Lower Manhattan teilnahm, als die Insel zu sinken und das Meer zu steigen begann. Die Familie hatte überlebt. Mehr noch, sie wuchs und gedieh sogar, da sie kluge Investitionen getätigt hatte. Und ihre Geschäftspartner an den städtischen Banken und ihre Bekannten in der Regierung fühlten sich der Familie verpflichtet. Doch es waren nicht nur Glück und harte Arbeit, die dieser Familien halfen, die Fluten und das Finanzchaos zu überstehen, das dadurch über die Stadt hereinbrach. Viele Familien beschäftigten sich damals mit dem Okkulten. Sie opferten primitiven Mächten und schattenhaften Gottheiten, was immer von ihnen verlangt wurde, um am Ende ganz oben dazustehen. Mit der Familie Orlov war er nicht anders.«
    Molly packte die Armlehnen ihres Sessels und beugte sich zu Mr.   Church vor. »Sie sprechen von Felix’ Vater?«
    Mr.   Church zog eine Braue hoch. »Von seinem Großvater. Vincent Orlov war kein schlechter Mensch. Obendrein war er ein ausgezeichneter Architekt. Schon als er ein Junge war, hatten seine Eltern ein Angebot an bestimmte uralte Entitäten gerichtet   …«
    »Was meinen Sie mit ›Entitäten‹?«, fragte Molly.
    Mr.   Church zögerte, als würde er nach Worten suchen.

    »Wesen, die im undimensionalen Raum existieren, außerhalb unserer Welt. Die Orlovs nahmen an Ritualen teil, die ihre Finanzen schützten   – sogar angesichts der schlimmsten Katastrophe, die jemals über dieses Land hereinbrach. Als Vincent älter wurde, sagte er sich von dem Pakt los, den seine Eltern geschlossen hatten. Er war ein guter Mensch. Als er erfuhr, dass seine Tochter Cynthia eine romantische Bindung zu einem reichen Anwalt eingegangen war und nun dessen Kind unter dem Herzen trug, galt seine erste Sorge nicht seinem eigenen Ruf, sondern dem des Mädchens. Vincent Orlov und seine Frau Stefania schützten ihre Tochter, schirmten sie vor ihrem Geliebten ab und schworen, das Kind als ihr eigenes aufzuziehen.«
    Beeindruckt nickte Molly. »Er hat Sie engagiert, um herauszufinden, wer der Vater des Babys war?«
    »Keineswegs«, sagte Mr.   Church und betonte seine Worte mit dem Kolben seiner Pfeife. »Vincent kannte die Identität von Cynthias Geliebtem. Der Anwalt entstammte einer anderen Familie, die ihren Reichtumdurch Versprechen an dunkle Götter erlangt hatte. Cynthia verübelte es ihren Eltern, dass sie ihr verboten, den Vater ihres ungeborenen Kindes wiederzusehen. Also fasste sie den Plan, sich in der Nacht davonzuschleichen, wenn alle anderen schliefen. Einem Hausmädchen zufolge, dem Cynthia sich anvertraute, hatte sie vorgehabt, ihren Geliebten in der Hochzeitssuite des Hotels Talloires am Washington Square zu

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