Joe Kurtz 01 - Eiskalt erwischt
Millionen?«
Sophia lächelte immer noch: »Ja, Joe, wie viele Millionen?« Bei der Verwendung des Vornamens warf Don Farino seiner Tochter einen merkwürdigen Blick zu, sah dann aber wieder zu Kurtz hinüber.
Kurtz hob die Schultern. »Woher soll ich das wissen? Little Skag hat mitbekommen, dass da etwas Merkwürdiges am Laufen war. Deswegen schlug er vor, dass ich mich mit Ihnen in Verbindung setze, Mr. Farino. Und ihn interessiert ein verschwundener Buchhalter einen Dreck.«
Farino blinzelte. »Was sagen Sie da? Welche Rolle spielt Stephen denn bei der Sache?«
Kurtz seufzte. Er wünschte, er hätte eine Waffe bei sich, aber dazu war es jetzt zu spät. »Skag fing an, im Drogengeschäft mitzumischen, baute seine eigene Organisation auf und wanderte dafür in den Knast. Sie und die anderen Familien ließen das zu.«
Farino blickte ihn finster an. »Mr. Kurtz, es hat fast 20 Jahre gedauert, bis die New Yorker Familien zu einer Art Übereinkunft mit den Kolumbianern, den Mexikanern, den Chinesen und all den anderen ...«
»Ja, ja«, unterbrach ihn Kurtz. »Ich weiß alles über Ihre kleinen Verträge und Absprachen und die Verlagerung der Marktanteile. Wen interessiert das? Skag brachte das Gleichgewicht durcheinander, als er versuchte, mehr Heroin auf die Straßen und Geld in seine Taschen zu pumpen. Deswegen ließen Sie zu, dass er dafür in den Knast wanderte. Aber jemand, der die Kontakte der Familie für seine Absichten nutzt, hat die Schleusen vor ein paar Monaten wieder geöffnet. Little Skag glaubt, dass es darum geht, Sie endgültig fertigzumachen, Don Farino.«
»Er ist verrückt!«, brüllte Miles und sprang wieder auf.
Kurtz blickte den Anwalt an. »Malcolm Kibuntes Gangfreunde haben im letzten August ein Waffendepot in Dunkirk ausgeräumt ...«
»Und was hat das damit zu tun?«, blaffte Sophia.
»... und Miles ... und der Kerl, der in dieser Sekunde hinter ihm steht ... haben diese Waffen gegen Yaba und Crystal-Speed aus Vancouver eingetauscht ...«
»Vancouver?«, wiederholte Don Farino. Er klang ehrlich verwirrt. »Wer ist in Vancouver ...?«
»Die Triaden«, sagte Kurtz. »Malcolm verschob die Waffen über den Landweg. Die Drogen gelangten über die Grenzposten in Niagara zusammen mit den elektronischen Carepaketen von den Mafiosi aus Vancouver hierher. Malcolm und seine Jungs haben ein paar der anderen Transporte aus Florida und New York abgefangen, um von ihren wahren Absichten abzulenken. Sie nutzten die Connections Ihrer Familie aus, um das Yaba und das Heroin herzuschaffen und den Dreck dann auf die Straßen zu bringen, wo sie neue Generationen von Süchtigen heranzüchten.«
Es herrschte Totenstille. Schließlich sah Don Farino Leonard Miles an. »Du hast mit unseren schlimmsten Feinden Waffen gegen Drogen getauscht?«
»Das ist eine Lüge.« Miles klang nicht länger verängstigt.
»William.« Don Farino sprach einen der Leibwächter an. »Charles.« Den anderen.
Die beiden Bodyguards traten vor und zogen lange 38er-Revolver aus den Schulterholstern.
»Nehmt Mr. Miles mit nach draußen und bringt ihn zum Reden.« Der alte Mann klang sehr müde. »Dann bringt ihn irgendwo hin und tötet ihn.«
William und Charles standen da, aber ihre Waffen waren nicht auf Leonard Miles gerichtet. Einer der Läufe deutete auf Don Farino, der andere auf Kurtz.
Leonard Miles hatte jetzt jeden Rest von Angst und Verzweiflung abgelegt. Er setzte ein ausgesprochen hässliches Grinsen auf, als er zwischen den beiden Wachen stand. »Mehr als 120 Millionen Dollar«, sagte er in einem beiläufigen Tonfall. »Direkt unter deiner Nase, alter Mann. Meinst du wirklich, ich würde nicht einen Teil davon verwenden, um jeden auf der Gehaltsliste deiner Familie zu kaufen?«
Don Farino war hochgefahren. Sophia schien zu meditieren. Kurtz saß regungslos da, die Handflächen flach auf die Schenkel gelegt.
»William, Charles«, befahl Miles. »Legt den alten Mann und diesen Mistkerl Kurtz um. Sofort.«
Vier Schüsse dröhnten und der Raum füllte sich mit dem Gestank von Schießpulver und Blut.
KAPITEL 37
»Bitte schildern Sie die genauen Umstände Ihres Notfalls«, erklang die gelangweilte Stimme, die sich unter 911 meldete.
»Hier ist ein Wahnsinniger, der Leute abschlachtet«, sagte Arlene. Sie gab die Adresse des Pornoladens durch und legte auf.
Das Monster mit den hässlichen Brandwunden hämmerte gegen die verschlossene Tür. Während der hintere Ausgang mit Stahl verstärkt war, bestand die
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