Joe Kurtz 01 - Eiskalt erwischt
Innentür lediglich aus Holz. Sie splitterte und gab an den Angeln bereits nach, während Arlene hektisch auf den kleinen Überwachungsmonitor starrte.
Arlene schnappte sich ihre Handtasche, um davonzulaufen. Aber wohin? Wenn sie die Hintertür nahm, konnte sie den Buick vielleicht aufschließen und den Motor anlassen, bevor der verbrannte Mann sie einholte. Vielleicht.
Oder durch die versteckte Tür in die alte Tiefgarage. Die würde er nicht finden. Es sei denn, er wusste davon. Dann würde sie auf der Flucht vor einem Monster durch ein verwaistes Parkhaus irren. Keine sonderlich angenehme Vorstellung.
Die Tür bebte in den Angeln. Das billige Schloss knarrte und gab nach.
Vielleicht ist er hinter Joe her, dachte Arlene. Das heißt, der könnte zurückkommen.
Ihr blieben nur noch wenige Sekunden, bis der Irre ihr hier unten im Keller Gesellschaft leistete. Arlene griff sich ihren Regenschirm aus dem Ständer und zerschlug damit die beiden Glühbirnen an der Decke. Da der Computer schon ausgeschaltet war, kam das einzige Licht im Raum jetzt von der kleinen Lampe auf ihrem Schreibtisch und dem flackernden Überwachungsmonitor.
Arlene rannte zum Schreibtisch zurück, knipste die Lampe aus, schob ihren Drehstuhl weg und ging in die Knie. Der Monitor zeigte ein verschneites Bild des verbrannten, bandagierten Monsters, wie es die Tür aus den Angeln riss.
Arlene schaltete den Bildschirm ab. Der lang gestreckte Raum lag plötzlich wie eine Höhle in fast vollständiger Dunkelheit.
Gottogottogott, ich hätte zuerst das Teil aufsetzen sollen. Arlene tastete in der unteren rechten Schublade herum. Schließlich fand sie das schwere Nachtsichtgerät, aber der Mechanismus der Halterung war zu kompliziert, um es sich im Dunkeln überzustreifen.
Der Irre stolperte die Stufen herunter. Sie konnte ihn hören – schweres Atmen, Keuchen ... sie konnte ihn riechen ... aber sie konnte ihn nicht sehen.
Arlene hielt sich das Gerät vors Gesicht und tastete nach dem Anschalter. Glücklicherweise hatte sie in ihrer freien Zeit etwas damit herumgespielt und wusste halbwegs, wie es funktionierte. Der Motor im Inneren meldete sich mit einem leisen Surren zu Wort – und plötzlich sah sie den Keller in einem grünen Feuer glühen.
Der Wahnsinnige fuhr mit dem Kopf zu ihr herum. Im unnatürlichen Widerschein der Brille wirkten seine Verbrennungen, das geschwollene Gesicht, die Hände und die losen Bandagen sogar noch grässlicher. Er hielt ein langes Messer in der rechten Hand. Die Klinge zuckte wie ein Leitstrahl im künstlich verstärkten Licht.
Die Gestalt schnüffelte in der Luft, als würde sie Arlene wittern, und stolperte langsam in ihre Richtung.
Arlene tastete mit der rechten Hand unter die Schreibtischschublade, fand die 32er Magnum Ruger und richtete sie auf ihren Angreifer. Die Brille entglitt ihrer zitternden linken Hand. Plötzlich sah sie nichts mehr.
Der Verbrannte rannte gegen die niedrige Trennwand, die sich mitten durch den Raum zog. Er zertrat sie zu Kleinholz und stürmte weiter auf sie zu.
Mein Parfüm. Er riecht mein Parfüm.
Die Gestalt stand noch drei Meter von ihr entfernt, als Arlene die Ruger abfeuerte.
Nichts.
Oh Gott! Ich habe vergessen, sie zu laden.
Der verbrannte Mann stolperte gegen die gegenüberliegende Seite von Arlenes Schreibtisch. Er schwenkte das Messer in hohem Bogen, traf den Monitor und riss ihn gemeinsam mit einem Aktenstapel mit lautem Scheppern vom Tisch.
Arlene ließ das Nachtsichtgerät fallen und hielt die nutzlose Ruger mit beiden Händen umklammert. Speichel bespritzte sie, als sich das Monster anschickte, über den Tisch zu klettern. Es kreischte ihr Obszönitäten entgegen. Sie konnte den Mann hören, aber nicht sehen.
Nein. Ich habe sie geladen. Der Sicherungshebel! Einmal in der Woche Mah-Jongg bei Berenice und zweimal die Woche auf den Schießstand seit Alans Tod.
Arlene betätigte den Sicherungshebel mit dem Zeigefinger, fand den Auslöser und feuerte nach oben in die Dunkelheit, auf die Hitze und den Gestank nur wenige Zentimeter vor ihr. Sie feuerte und feuerte, bis der Hahn auf leere Kammern traf.
KAPITEL 38
Der Däne trat aus dem Dunkel der abgehängten Nische heraus. Die beiden Leibwächter, William und Charles, waren von den Doppelschüssen niedergestreckt worden. William rührte sich nicht mehr, aber Charles zuckte noch.
Leonard Miles stand allein in der Leere, wo eben noch zwei bewaffnete Männer gewesen waren. Er blinzelte ungläubig.
Der Däne trat
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