Joe - Liebe Top Secret
um seine Sicherheit. Genau genommen jagte ihr diese Situation eine Heidenangst ein. Und wenn das hier nicht gefährlich war, wollte sie gar nicht wissen, was gefährlich bedeutete.
Aber die Gefahr gehörte zu Joes Leben. Mit Gefahren kannte er sich am besten aus. Kein Wunder, dass er nicht verheiratet war. Welche Frau würde es mit einem Mann aushalten, der sein Leben selbstverständlich aufs Spiel setzte?
Veronica jedenfalls nicht.
Nicht dass Joe Catalanotto vor ihr auf die Knie gesunken und sie um ihre Hand gebeten hätte. Und das würde er voraussichtlich auch nicht tun. Trotz des unglaublichen Kusses war es höchst unwahrscheinlich, dass ein Mann wie er, ein Mann, der an ein Leben auf Messers Schneide gewöhnt war, an irgendetwas Langfristigem oder Dauerhaftem interessiert war. Dauerhaft , das kam in seinem Wortschatz wahrscheinlich gar nicht vor.
Erstaunt über ihre Gedanken schüttelte Veronica den Kopf. Dauerhaft gab es in ihrem Wortschatz auch nicht. Zumindest nicht im Augenblick. Und sicherlich nicht im Zusammenhang mit den Wörtern Beziehung und Joe Catalanotto . Dieser Mann brachte sie mindestens die Hälfte der Zeit zur Weißglut . Natürlich brachte er sie während der restlichen Zeit zum Lachen. Oder er berührte sie mit seiner süßen Behutsamkeit. Oder er verbrannte sie regelrecht mit diesem Blick, der viel Erfahrung und Dinge versprach, von denen sie nicht einmal eine Ahnung hatte.
Entweder stritt sich Veronica mit Joe – oder sie kämpfte gegen den Drang an, sich ihm in die Arme zu werfen.
Ein- oder zweimal, oder dreimal, bestimmt nicht häufiger als sechs- oder achtmal, hatte Veronica sich an diesem Abend dabei ertappt, wie sie ihn dümmlich angelächelt hatte. Sie hatte in seine dunkelbraunen Augen geschaut, seine langen Wimpern bewundert … Und dann war ihr Blick tiefer geglitten, zu seinen geraden weißen Zähnen und zu seinen schön geschwungenen Lippen.
Wenn sie ehrlich war, hatte sie tatsächlich ein- oder zweimal daran gedacht, Joe wieder zu küssen. Gut, vielleicht öfter als ein- oder zweimal.
Also gut, gestand sie sich ein. Er war eigentlich unerträglich attraktiv. Und er hatte Humor. Ja, den hatte er unbestreitbar. Er wusste genau, was er sagen musste, dass sie sich vor Lachen beinahe an ihrem Tee verschluckte. Er war offen und treffsicher. Häufig auch phasenweise taktlos – meistens. Aber er war immer ehrlich. Das war erfrischend. Und trotz seiner derben Sprache und ungeschliffenen Ausdrucksweise war Joe offensichtlich intelligent. Sicher, er hatte nicht die allerbeste Erziehung genossen. Allerdings schien er belesen zu sein und durchaus in der Lage, selbst zu denken – was sie von Tedric nicht gerade behaupten konnte.
Okay. Nachdem sie und Joe jetzt die Gelegenheit zu einem richtigen Gespräch gehabt hatten, regte er sie vielleicht nicht mehr die halbe Zeit lang auf. Vielleicht machte er sie nur noch, hm, zwanzig Prozent der Zeit wütend. Zwanzig Prozent des Tages damit zu verbringen, seinetwegen wütend oder verärgert oder besorgt zu sein, war immer noch zu viel. Sogar für die gelegentlichen sinnlichen Zwischenspiele, die sich Joe wünschte.
Offenbar musste Veronica weiter Abstand zu ihm halten. Während sie die Schultern kreiste, kam sie zu dem Schluss, dass sie genau das tun musste. Sie würde sich weit, weit von Joe Catalanotto fernhalten. Keine Küsse mehr! Keine sehnsüchtigen Blicke mehr! Keine persönlichen Gespräche über ihr Leben! Ab sofort war ihre Beziehung zu Joe streng geschäftlich.
Immer noch ein paar Minuten zu früh nahm Veronica ihre Handtasche und die Mappe und schloss die Hotelzimmertür hinter sich. Am Ende des Flurs sah sie FInCOM-Agenten vor der königlichen Suite stehen, in der Joe sich gerade umzog. Weiter hinten im Gang vor dem Konferenz-raum standen weitere Agenten.
Die Tür zum Konferenzraum war nur angelehnt, Veronica trat ein.
Das war’s. An diesem Abend würden sie entscheiden, ob sie einen Navy SEAL als Prinz Tedric von Ustanzien in die Öffentlichkeit schicken konnten oder nicht.
Wenn die Antwort Ja lautete, wäre Veronicas Freundin Wila der amerikanischen Finanzierung einen Schritt näher. Und Joe war dichter dran, den Terroristen Diosdado zu fassen.
Veronica setzte sich an den ovalen Konferenztisch und schlug ein Bein über das andere.
Wenn die Antwort Nein lautete, würde Joe dahin zurückkehren, wo immer sich Navy SEALs zwischen zwei Einsätzen aufhielten. Und Veronica könnte diese Nacht besser schlafen, weil keine
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