Joe - Liebe Top Secret
stumm. Dann seufzte er. „Was ich einfach nicht verstehe, ist, warum zum Teufel unsere Streitkräfte Typen in den Krieg schicken, ohne sie richtig vorzubereiten. Und wenn wir diese … Kinder losschicken, sollten wir uns nicht darüber wundern, wenn sie zurückkommen und abstürzen. Und dann, und das ist erst der wahre Geniestreich, versuchen wir, alles unter den Teppich zu kehren, damit niemand etwas merkt. Feine Geste, was?“
„Das sind ganz schön harte Worte für jemanden, der auf Krieg spezialisiert ist“, erwiderte Veronica.
„Ich schlage nicht vor, dass wir das Militär auflösen“, erklärte Joe. „Ich glaube, das wäre falsch. Nein, ich finde, dass die Regierung die Verantwortung für die Veteranen übernehmen sollte.“
„Aber gäbe es keine Kriege, gäbe es auch keine Veteranen. Wenn wir mehr in diplomatische Beziehungen investieren würden, statt in Waffen und …“
„Genau“, sagte Joe. „Allerdings gibt es genug böse Jungs auf der Welt, die ohne Zögern vortreten und ein Gewehr schwingen würden, wenn sich unser Land nicht verteidigen kann. Ich meine, natürlich können wir Blumen und Liebeskugeln verteilen, aber wir bekämen eine Runde Feuer aus Maschinenpistolen zurück. Es gibt da draußen einige richtig fiese Kerle, Ronnie, und die wollen nicht nett sein. Wir müssen genauso hart und gemein sein wie sie.“
„Und da kommst du ins Spiel“, erwiderte Veronica. „Mr. Knallhart und Gemein. Bereit, alles zu bekämpfen, was der Krieg ihm hinwirft.“
„Ich bin ein Kämpfer“, erklärte Joe leise. „Ich bin mein ganzes Leben lang auf den Krieg vorbereitet worden.“ Er lachte weich, seine Stimme klang mit einem Mal so vertraulich und nah an ihrem Ohr. „Andere Überraschungen, die das Leben bereithält, hauen mich um.“
„Du kannst gar nicht umgehauen werden.“ Veronica wünschte, dasselbe von sich behaupten zu können.
„Da täuschst du dich“, widersprach Joe. „Seit ein paar Tagen kann ich mich gar nicht daran erinnern, wie sich fester Boden unter den Füßen anfühlt.“
Veronica schwieg. Sie hörte, wie Joe am anderen Ende der Leitung atmete. Er war nur drei Türen im Flur entfernt. „Cindy?“, fragte sie vorsichtig. Er sagte kein Wort. „Es tut mir leid“, fügte sie hinzu. „Ich hätte dich besser vorbereiten sollen …“
„Nicht Cindy“, erwiderte er. „Sie zu besuchen war hart. Aber … ich habe dich gemeint.“
Veronica spürte, wie die Luft aus ihren Lungen entwich. „Mich?“ Sie konnte nur noch flüstern.
„Gott, schau mal auf die Uhr. Ich muss los.“
„Joe, was …“
„Nein, Ronnie. Ich weiß nicht, warum ich das gesagt habe. Ich suche nur Streit und …“ Er brach ab und fluchte leise.
„Aber …“
„Tu dir heute Abend selbst einen Gefallen, Babe“, erklärte Joe brüsk. „Halt dich einfach von mir fern, okay?“
Mit einem Klicken war die Verbindung unterbrochen.
Veronica saß noch lange auf dem Bett und hielt den Telefonhörer an ihre Brust gedrückt. War es möglich …? Könnte er …? Glaubte Joe, sie war diejenige, die keine Beziehung eingehen wollte?
Was hatte er noch im Flugzeug gesagt? Über den Kuss … Es hat nichts bedeutet, und ich weiß, du wirst es nicht noch einmal geschehen lassen.
Du wirst es nicht noch einmal geschehen lassen.
Nicht wir . Du . Veronica. Das bedeutete … Was? Dass sie dafür sorgte, dass ihre Beziehung nicht tiefer ging?
Aus dem Telefon drang eine Reihe schriller Töne. Schnell legte Veronica den Hörer auf.
Wenn Joe wirklich dachte, sie wollte keine Beziehung mit ihm, dann musste sie ihn berichtigen.
Veronica stand auf und ging zum Schrank. An Schlaf war jetzt nicht mehr zu denken. Eilig sah sie ihre Sachen durch und schenkte dem eher biederen Kleid, das sie an diesem Abend hatte tragen wollen, nur einen kurzen Blick. Das Kleid ging nicht. Es ging überhaupt nicht …
15. KAPITEL
J oe stand auf den Marmorfliesen in der vorderen Halle von Armand und Talandra Perraults weitläufigem Stadthaus in Beacon Hill. Gelassen unterhielt er sich auf Französisch mit den Gastgebern.
Armand Perrault war ein reizender und eleganter Mann mit silbergrauem Haar, der sich als Millionär aus seinem Import-Export-Geschäft zurückgezogen hatte. Seine Gattin Talandra war eine große, schöne junge Frau mit einem herzlichen und ansteckenden Lachen.
Talandra kannte Veronica noch vom College. Offenbar hatten sie sich ein Zimmer geteilt und waren gute Freundinnen. Sie waren sogar zusammen in Urlaub gefahren
Weitere Kostenlose Bücher