Joe - Liebe Top Secret
– dort hatte Talandra Wila Cortere, also Joes angebliche Schwester, kennengelernt.
Gott, in Momenten wie diesem fühlte sich Joe wie ein elender Lügner.
„Wo ist Véronique, Euer Hoheit?“, fragte Talandra ihn.
Er widerstand der Versuchung, mit den Schultern zu zucken. „Sie war noch nicht fertig, als ich vom Hotel losfuhr“, sagte er stattdessen in Tedrics königlichem Akzent. „Ich bin sicher, sie wird bald hier sein.“
Botschafter Freder befand sich im Überwachungswagen. Er saß auf Veronicas Platz und wartete darauf, Joe mit Namen und Informationen zu versorgen, sobald er sie brauchte.
Verdammt, er wünschte so sehr, Veronica würde ihm etwas ins Ohr flüstern. Obwohl diese Party nicht in der Öffentlichkeit stattfand und deshalb technisch gesehen weniger Risiken barg, war Joe extrem angespannt. Er mochte das Gefühl, dass Veronica sicher im Van saß und sich außerhalb jeglicher Gefahr befand. An diesem Abend würde er die ganze Zeit überlegen, wo sie war, und beten, dass es ihr gut ging.
Verdammt, er hasste es, nicht zu wissen, wo sie steckte. Wo blieb bloß die andere Limousine?
„Kann ich Ihnen noch ein Glas Champagner bringen?“, fragte Talandra.
Joe schüttelte den Kopf. „Nein, danke.“
Er spürte, wie Talandra ihn mit ihren dunkelbraunen Augen musterte. „Sie sind gar nicht so, wie Wila und Véronique Sie beschrieben haben.“
„Nein?“ Joes Blick schweifte zurück zur Eingangstür, die gerade von FInCOM-Agenten geöffnet wurde.
Bitte, lieber Gott, lass sie es sein …
Die Frau, die zur Tür hereinkam, war rothaarig. Aber sie konnte nie und nimmer Veronica sein, in diesem Kleid, das so viel Haut zeigte …
Verdammte Axt!
Sie war es. Es war Veronica.
Über das Headset hörte Joe, wie Cowboy sagte: „Wow! Heiße Braut auf elf Uhr, Boss!“
Lieber Gott! Veronica sah … aus, als würde sie nicht in seine Welt gehören. Sie trug ein langes schwarzes Kleid, das aus einem weichen seidenen Stoff bestand und sich an jede Kurve anschmiegte. Seitlich war es fast bis zur Hüfte geschlitzt und gewährte dem Betrachter bei jedem ihrer Schritte einen Blick auf ihre unglaublichen Beine. Ihre Schuhe waren schwarz und hatten schmale hohe Absätze.
Das Haar hatte sie vermeintlich nachlässig hochgesteckt, sodass einige verirrte Locken ihr Gesicht umrahmten.
„Sagen Sie, Euer Hoheit, weiß Véronique, was Sie für sie empfinden?“, flüsterte Talandra ihm ins Ohr.
Verdutzt sah er sie an. „Wie bitte?“
Sie lächelte nur wissend und ging auf Veronica zu.
„Ja, Euer Mächtigkeit“, sagte Harvard, während Joe beobachtete, wie Veronica ihre Freundin mit einer festen Umarmung und einem Kuss auf die Wange begrüßte. „Du solltest deine königliche Zunge im Mund behalten. Bekommst du das hin?“
Joe konnte weder Cowboy noch Harvard sehen, aber er wusste genau, dass sie ihn sahen, wo immer sie auch waren. Doch was genau hatten sie gesehen? Und was hatte Talandra auf seinem Gesicht entdeckt, dass sie ihm eine so vertrauliche Bemerkung zuflüsterte?
War er so leicht zu durchschauen? Oder war das nun einmal so, wenn man verliebt war? War es unmöglich, es zu verbergen? Und falls dem so war – konnte Veronica es genauso mühelos erraten? Wenn ja, steckte er in großen Schwierigkeiten.
Veronica drehte den Kopf in seine Richtung, und Joe wandte sich abrupt ab. Er musste sich von ihr fernhalten, so weit wie möglich. Er hatte an diesem Abend bereits zu viel preisgegeben, als sie telefoniert hatten. Verdammt noch mal – er bemühte sich nach Kräften, sich nicht in sie zu verlieben! Das konnte doch nicht so schwer sein! Schließlich war er sein Leben lang nicht in Veronica verliebt gewesen! Es musste doch möglich sein, in diesen Zustand zurückzukehren.
Überhaupt – war Liebe denn nicht nur eine andere Form von sinnlicher Begierde? Früher hatte er doch auch einfach so Frauen verlassen, die er zuvor begehrt hatte. Warum fühlten sich dann jetzt bei Veronica seine Beine an, als würde er in Sirup feststecken?
Weil Liebe eben nicht das Gleiche war wie Begierde. Und weil man die Liebe nicht einfach auf- und zudrehen konnte wie einen Wasserhahn. Und er war wahnsinnig verliebt in diese Frau – egal wie sehr er versuchte, sich von etwas anderem zu überzeugen.
Und Gott, wenn sie es herausfand, würde ihr sanftes Mitleid ihn umbringen.
„Mann, Boss“, sagte Cowboy, „Sie geht direkt auf dich zu, und du läufst weg ?“
„Du machst es genau falsch rum, Cat“, mischte sich Harvard
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