Joe - Liebe Top Secret
den Bildschirmen, wie sie die Menge überblickten, auf jede ungewöhnliche Regung achteten und nach Gefahren Ausschau hielten.
Bitte, lieber Gott, beschütze Joe und bring ihn in Sicherheit …
An einem der hinteren Tische gab es einen plötzlichen Aufruhr. Veronica schlug das Herz bis zum Hals.
Sie hörte die SEALs rufen und sah die FInCOM-Agenten rennen. Sie liefen alle auf einen bestimmten Tisch zu, auf einen Mann.
„Ich kenne meine Rechte!“, rief der Mann, als er zu Boden gedrückt wurde. „Ich habe nichts getan! Ich bin ein Vietnamveteran und möchte wissen …“
Lärm entstand, während die Leute aus dem Tumult zu fliehen versuchten und die FInCOM-Agenten den Mann aus dem Raum führen wollten. Und Joe … Joe stand immer noch auf dem Podium und beobachtete die Szene. Warum ging er
nicht herunter und brachte sich aus der Gefahrenzone?
„Joe“, sagte Veronica in ihr Mikrofon. „Geh in Deckung!“
Doch er rührte sich nicht.
„Joe!“, wiederholte sie. „Verdammt noch mal, runter!“
Er hörte ihr nicht zu. Er beobachtete, wie der Mann zur Tür gezerrt wurde.
„Warten Sie“, sagte er scharf, sein Befehlston hallte über die Lautsprecher, übertönte den Lärm und das Gewirr von achthundert Stimmen, die durcheinanderredeten. „Ich sagte, warten Sie !“
Blue hielt inne. Alle erstarrten, die FInCOM-Agenten und ihr Gefangener, und sie sahen Joe an. Stille senkte sich über die Menge.
„Ist er bewaffnet?“, fragte Joe jetzt leiser.
Blue schüttelte den Kopf. „Nein, Sir.“
„Ich wollte nur eine Frage stellen, Euer Hoheit“, rief der Mann, seine Stimme hallte durch den Raum.
Veronica saß auf der Kante ihres Stuhls und sah zu. Sie sah, wie die Fernsehkameras jede Einzelheit des Dramas einfingen.
„Er wollte nur eine Frage stellen“, wiederholte Joe mild. Er drehte sich zu Kevin Laughton um, der neben ihm auf der Bühne stand. „Ist es in diesem Land ein Verbrechen, eine Frage zu stellen?“
„Nein, Sir“, erwiderte Laughton. „Aber …“
Joe wandte sich demonstrativ von Laughton ab. „Er möchte gern eine Frage stellen“, sagte er zu der Menge an Zuschauern. „Und ich möchte seine Frage gern hören , wenn Sie nichts dagegen haben …?“
Jemand begann zu klatschen, und nach einem kurzen Applaus beugte sich Joe zu dem Mann herunter.
„Die Frage, die ich Ihnen stellen wollte, Prinz Tedric“, sagte der Mann mit klarer Stimme, „und die Frage, die ich Ihnen allen stelle“, fügte er hinzu und wandte sich an die ganze Menge, „lautet: Wie können Sie hier mit reinem Gewissen sitzen und so viel Geld für ein Essen ausgeben, wenn gleich nebenan eine Obdachlosenunterkunft und eine Suppenküche für Kriegsveteranen geschlossen werden, weil die finanzielle Unterstützung fehlt?“
Es war mit einem Mal so still, dass man eine Nadel zu Boden fallen hätte hören können.
Joe antwortete zunächst nicht. Er ließ die Frage sacken, bis sie den ganzen Raum erfüllte und die Gäste darüber nachdachten.
„Wie heißen Sie?“, fragte Joe den Mann.
„Tony Pope, Sir“, antwortete der Mann. „Sergeant Tony Pope, US Marines, im Ruhestand.“
„Sie haben in Vietnam gedient, Sergeant?“
Pope nickte. „Ja, Sir.“
Joe sah zu Blue und den FInCOM-Agenten, die den
Mann immer noch am Arm festhielten. „Ich glaube, Sie können ihn loslassen. Ich denke, wir können sicher sein, dass er es nicht auf Blut abgesehen hat.“
„Danke, Sir.“ Pope strich sein Jackett und seine Krawatte glatt.
Er war ein gut aussehender Mann, dachte Veronica. Sein Bart war sehr gepflegt und sein Anzug gut geschnitten, wenn auch ein wenig abgetragen. Seine Haltung war stolz, er stand kerzengerade, zog die Schultern zurück und hob den Kopf.
„Leiten Sie das Obdachlosenheim, Sergeant Pope?“, fragte Joe.
„Ja, Sir“, antwortete Pope. „Das Boylston Street Shelter. Seit zehn Jahren, Sir.“ Er presste die Lippen aufeinander. „Wie haben harte Zeiten hinter uns, aber nie so harte wie jetzt. Die wenigen Spender, die uns geblieben waren, sind weg. Und wir haben erst in einem halben Jahr eine Chance, eine zusätzliche Förderung zu bekommen. Und jetzt will die Stadt, dass wir bis Monatsende Instandhaltungsarbeiten durchführen, bis Freitag. Wenn nicht, wird das Gebäude abgerissen. Wir haben kaum genug Geld für Lebensmittel für unsere Bewohner, ganz zu schweigen von den Reparaturarbeiten, die sie von uns fordern. Um ganz ehrlich zu sein, Sir: Die Vietnamveteranen, die im Boylston Street Shelter
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