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Joe von der Milchstraße

Joe von der Milchstraße

Titel: Joe von der Milchstraße Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip K. Dick
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sind, befinden sich außerdem Geologen, Bauingenieure, Hydraulikingenieure und Seismologen; einer ist Spezialist für Robotoperationen unter Wasser, und ein anderer, ein Archäologe, ist Fachmann für die Lokalisierung begrabener alter Städte. Ein eigenartiges, vielarmiges, zweiklappiges Wesen, das in einem Salzwassertank lebt, überwacht die Hebung gesunkener Schiffe. Ein Gastropode, der die Fähigkeit besitzt
     
    An dieser Stelle ging der Text in einer anderen Sprache weiter. Nachdenklich schloß Joe das Buch. »Vielleicht werde auch ich hier irgendwo erwähnt«, sagte er, als sie das Transportband erreichten, das zu dem Versammlungsraum des Raumflughafengebäudes führte.
    »Natürlich«, sagte Mali mit ruhiger Stimme. »Wenn Sie lange genug in das Buch sehen, werden Sie es finden. Wie werden Sie sich dann fühlen?«
    »Unheimlich«, sagte Joe, noch immer nachdenklich.
    Ein Bodenfahrzeug, das als Taxi diente, brachte sie zu ihrem Hotel. Während der kurzen Fahrt las Joe weiter in dem unbetitelten Buch; es zog ihn ganz in seinen Bann, sodaß er die farbenfrohen Geschäfte, an denen das Taxi vorbeifuhr, und die verschiedenartigen Lebewesen, die geschäftig hin und her eilten, kaum bemerkte. Nur schwach registrierte er die Straßen, die Leute und die Gebäude, denn er hatte schon eine neue Passage in englischer Sprache gefunden.
     
    Offensichtlich schließt das Unternehmen die Lokalisierung, die Hebung und Reparatur einer Unterwasserstruktur ein, die wahrscheinlich – in Anbetracht der großen Zahl der beteiligten Ingenieure – über riesige Ausmaße verfügen muß. Mit größter Wahrscheinlichkeit handelt es sich um eine ganze Stadt oder sogar eine ganze Zivilisation, die vermutlich aus uralten Zeiten stammt.
     
    Wieder ging der Text in einer fremdartigen Schrift weiter. Die Schrift bestand aus Punkten und Strichen, es war wohl eine Art binäres Zeichensystem.
    »Die Leute, die an diesem Buch schreiben«, sagte Joe zu seiner Beifahrerin, »wissen etwas über die Hebung von Heldscalla.«
    »Ja«, sagte Mali kurz.
    »Aber wo wird etwas über die Zukunft ausgesagt?« fragte Joe. »Der Text ist zwar bemerkenswerterweise auf dem neusten Stand – exakt bis zu diesem Moment – aber das ist auch alles.«
    »Sie werden es finden«, sagte Mali, »wenn Sie lange genug gelesen haben. Es ist unter den verschiedenen Texten, die alle Übersetzungen eines Primärtextes sind, begraben. Ein roter Faden zieht sich durch das Ganze. Er zieht sich von der Vergangenheit über die Gegenwart in die Zukunft. Irgendwo in dem Buch, Mr. Fernwright, steht etwas über die Zukunft von Heldscalla, die Zukunft von Glimmung, unsere Zukunft. Wir alle sind eingesponnen in das Garn der Kalenden, in ihre Zeit, die außerhalb der Zeit steht.«
    »Und Sie wußten schon von diesem Buch, bevor der Spiddler es Ihnen verkaufte«, sagte Joe.
    »Ich sah es zum erstenmal, als Ralf und ich hier waren. Die SSA-Maschine berechnete, daß wir glücklich sein würden, und das Buch der Kalenden, dieses Buch hier, sagte, Ralf würde –« Sie hielt inne. »Er brachte sich um. Zuerst versuchte er, mich zu töten. Aber – er schaffte es nicht.«
    »Und das Buch der Kalenden sagte das voraus!«
    »Ja. Genau das! Ich erinnere mich noch daran, wie Ralf und ich in dem Buch eine Textstelle fanden, die etwas über uns aussagte. Wir glaubten es nicht. Wir glaubten noch immer daran, daß der SSA-Mechanismus eine wissenschaftliche Datenanalyse und dieses Buch nichts als Weibergewäsch wäre, das vom Untergang redete, wo wir und die SSA-Maschine eine glückliche Zukunft sahen.«
    »Wie kam es, daß die SSA-Maschine einen Fehler machte?«
    »Ihr fehlte eine wichtige Angabe: Ralf litt an dem Whitneyschen Syndrom. Psychotische Reaktion auf Amphetamine, bei Ralf Verfolgungswahn und Mordgelüste. Ralf fand sich zu dick. Er nahm die Amphetamine als –« Sie suchte nach dem richtigen Wort.
    »Appetithemmer«, sagte Joe. Es ist genau wie beim Alkohol, dachte er. Einigen Leuten tut er gut, bei anderen wirkt er tödlich. Und wenn jemand am Whitneyschen Syndrom leidet, bedarf es nicht einmal einer Überdosis; schon die geringste Menge kann auslösend wirken, sofern die Krankheit schon latent vorhanden ist. Genau wie bei einem Alkoholiker schon der kleinste Drink den bitteren Untergang bedeuten kann. »Schrecklich!« murmelte er.
    Das Taxi fuhr auf den Haltestreifen. Der Fahrer, ein biberähnliches Wesen mit furchterregenden Zähnen, sagte ein paar Worte in einer für Joe

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