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Joe von der Milchstraße

Joe von der Milchstraße

Titel: Joe von der Milchstraße Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip K. Dick
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zu sprechen.
    Glimmung war da!
     
    Das muß Glimmungs wahre Erscheinung sein, dachte Joe. Was er sah und hörte, konnte ihm das nur bestätigen. Es war in jeder Beziehung der wahre Glimmung.
    Mit einem Geräusch, das sich anhörte, als rühre ein riesiger Holzlöffel in einem Haufen tausender verschrotteter Autos, wälzte sich Glimmung auf die Bühne am Ende des Saales. Sein Körper zitterte und bebte; aus dem tiefsten Inneren des Körpers kam ein Stöhnen. Das Stöhnen wuchs an, wurde lauter und steigerte sich zum Kreischen. Ein Tier, dachte Joe. Ein gefangenes Tier! Es hat nur eine Pfote frei. Es versucht verzweifelt, sich aus der Falle zu befreien, aber die Falle ist zu kompliziert. Im selben Moment spie er riesige Fontänen brackigen Seewassers aus, in dem tote Fische, See-Säugetiere und Seetang schwammen. – Der Gestank und der Dunst des Seewassers durchfluteten den Raum. Und mittendrin ein schäumender Klumpen: Glimmung.
    »Das wird den Hotelleuten gar nicht gefallen«, sagte Joe halblaut. Großer Gott – die gewaltige Masse flatternder Extremitäten, die umsichschlagenden, zuckenden Arme, die überall aus dem gigantischen Körper herausragten … das ganze Ding schwoll an und durchbrach mit fürchterlichem Getöse den Boden direkt unter ihm; die Masse verschwand vor aller Augen, totes Seegetier im ganzen Saal zurücklassend. Aus der klaffenden Spalte zischten Rauchfäden hoch. Glimmung war fort. Wie Mali vorausgesagt hatte, war sein Gewicht zu groß gewesen.
    Glimmung war zehn Etagen unter ihnen im Keller des Hotels. Harper Baldwin sprach schreckensbleich in das Mikrofon: »W-w-wahrscheinlich müssen wir hinuntergehen, wenn wir mit ihm sprechen wollen.« Wesen verschiedener Lebensformen eilten zu ihm. Er hörte ihnen kurz zu, richtete sich dann auf und sagte: »Er ist wohl eher im Keller als eine Etage tiefer. Er –« Baldwin gestikulierte erregt mit den Armen »– ist offenbar durchs ganze Haus gekracht.«
    »Ich wußte, daß es so kommen würde«, sagte Mali, »jetzt müssen wir unsere Verhandlungen mit ihm wohl im Keller führen.« Sie und Joe standen auf. Sie schlossen sich der Menge an, die vor den Fahrstühlen versammelt war.
    »Er wäre besser doch als Albatros gekommen«, sagte Joe.

9
     
    Als sie den Keller erreichten, begrüßte Glimmung sie herzlich. »Sie brauchen keine Übersetzungsgeräte«, sagte er. »Ich spreche mit jedem von Ihnen auf telepathischem Wege in seiner eigenen Sprache.«
    Glimmungs Körper füllte fast den ganzen Keller aus; sie mußten daher am Aufzug stehenbleiben. Er war nun etwas fester und kompakter als vorher, aber immer noch von gigantischen Ausmaßen.
    Joe holte tief Luft. »Werden Sie dem Hotelbesitzer die Rechnung für den Schaden begleichen?«
    »Mein Scheck wird mit der nächsten Morgenpost eintreffen«, antwortete Glimmung.
    »Mr. Fernwright meinte das wohl nur aus Scherz«, sagte Harper Baldwin nervös. »Ich meine das mit dem Bezahlen.«
    »Scherz?« rief Joe. »Nennen Sie es einen Scherz, zehn Stockwerke eines zwölfstöckigen Gebäudes zu durchbrechen? Woher wollen Sie wissen, ob niemand dabei umgekommen ist? Es kann doch Hunderte von Toten oder Verletzten gegeben haben!«
    »Nein, bestimmt nicht«, versicherte Glimmung. »Ich habe niemanden getötet. Aber Ihre Beschwerde ist durchaus berechtigt, Mr. Fernwright.« Joe spürte, wie Glimmung in seinen Geist eindrang. Er stöberte in den entferntesten Winkeln seines Gehirns und suchte sich seiner Gedanken zu bemächtigen. Was will er bloß wissen, überlegte Joe. Ohne daß Glimmung ein Wort sagte, drängte sich postwendend die Antwort in Joes Bewußtsein. »Mich interessiert Ihre Reaktion auf das Buch der Kalenden«, sagte Glimmung jetzt laut, an alle Anwesenden gewandt. »Außer Miß Yojez wußte keiner von Ihnen vorher etwas von dem Buch. Dem Rest von Ihnen muß ich es aus den Gedanken ablesen. Es dauert nur einen Augenblick.« Joe spürte jetzt, wie Glimmungs Fühler seinen Geist wieder verließen, um in die Gedanken der anderen einzudringen.
    Mali drehte sich zu Joe herum. »Ich werde ihn etwas fragen!« Auch sie holte einmal tief Luft. »Glimmung!« sagte sie scharf, »Sagen Sie mir eins: Werden Sie bald sterben?«
    Der riesige Klumpen geriet in heftige Bewegung. Die peitschenähnlichen Extremitäten begannen, erregt um sich zu schlagen. »Steht das in dem Buch der Kalenden?« fragte Glimmung. »Nein, es steht nicht darin! Wenn es so wäre, würde es sicher in dem Buch stehen!«
    »Sie geben also zu, daß

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