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Joe von der Milchstraße

Joe von der Milchstraße

Titel: Joe von der Milchstraße Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip K. Dick
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egal!«
    »Der Grund, aus dem wir hier zusammengekommen sind, Leute«, begann Harper Baldwin, »ist ein gewisses Buch, das es hier zu kaufen gibt und das wir durchgelesen haben. Nun, diejenigen von Ihnen, die schon länger auf diesem Planeten sind, kennen es vielleicht schon. Sie haben sich wahrscheinlich schon ihre eigenen Gedanken –«
    Ein vielfüßiger Gastropode erhob sich und sprach in sein Mikrofon: »Natürlich kennen wir dieses Buch schon. Die Spiddler verkaufen es auf dem Raumflughafen.«
    Mali meldete sich zu Wort: »Vielleicht enthält unsere Ausgabe, die ja neuer ist als Ihre, Material, das Sie noch nicht gelesen haben.«
    »Wir kaufen jeden Tag eine neue Ausgabe«, antwortete der Gastropode.
    »Dann wissen Sie sicher auch, daß darin steht, daß die Hebung von Heldscalla scheitern wird, und daß wir sterben werden!« sagte Joe.
    »So präzise wird es aber nicht ausgedrückt«, antwortete der Gastropode. »Es heißt, daß die Beschäftigten von Glimmung leiden werden, daß sie etwas ertragen müssen, das sie für ihr ganzes Leben ändert.«
    Eine riesige Libelle setzte sich einfach auf Harper Baldwins Schulter, um an das Mikrofon zu gelangen. In herausforderndem Ton rief sie dem Gastropoden zu: »Es steht doch wohl außer Zweifel, daß das Buch das Scheitern der Hebung Heldscalla voraussagt!«
    Der Gastropode übergab das Mikrofon an eine rötliche, gallertartige Masse, die sich mit Hilfe eines Metallrahmens aufrecht hielt; auf diese Weise konnte sie an der Diskussion teilnehmen. Als sie zu sprechen begann, wurde sie dunkelrot; offensichtlich aus Schüchternheit. »Der Hauptgedanke des Textes scheint der zu sein, daß die Hebung der Kathedrale scheitern wird. Ich sage absichtlich ›scheint zu sein‹. Ich bin von Beruf Linguist. Mr. Glimmung hat mich hergeholt, weil sich in der Kathedrale zahllose Dokumente befinden. Der Satz ›Das Unternehmen wird scheitern‹ taucht in dem Buch einhundertunddreiundzwanzigmal auf. Ich habe jede einzelne Übersetzung gelesen und bin zu der Überzeugung gelangt, daß es richtig heißt: ›Nach dem Unternehmen wird ein Mißerfolg eintreten‹, daß das Unternehmen zu einem Mißerfolg führen wird, nicht, daß das Unternehmen selbst scheitern wird.«
    »Ich sehe da keinen Unterschied«, sagte Harper Baldwin stirnrunzelnd. »Jedenfalls, die Stelle, die für uns wichtig ist, ist die Stelle, an der von unserem Tod oder unserer Verletzung die Rede ist – das interessiert uns doch mehr als das Scheitern des Unternehmens! Hat dieses Buch nicht immer recht? Das Wesen, das es mir verkauft hat, sagte es mir jedenfalls.«
    »Das Wesen, das das Buch verkauft hat, bekommt vierzig Prozent des Verkaufspreises. Natürlich behauptet es, daß das Buch die Wahrheit sagt.«
    »Dann könnten Sie aus demselben Grund alle Doktoren im Universum anklagen, daß sie Geld verdienen, wenn Sie krank sind, also dafür verantwortlich sind, daß Sie krank sind«, rief Joe, der sich den Vergleich nicht verkneifen konnte.
    Lachend zog Mali ihn wieder auf seinen Sitz. »O Gott!« sagte sie und hielt sich den Mund, »Ich glaube, das ist das erste Mal seit zweihundert Jahren, daß jemand die Spiddler verteidigt hat. Jetzt haben sie endlich einen – Moment – einen Champignon.«
    »Du meinst Kompagnon«, sagte Joe, dessen Gesicht noch immer rot vor Ärger war, grollend. »Es geht schließlich hier um unser aller Leben!« sagte er, zu ihr gewandt. »Das ist hier keine politische Debatte oder eine Versammlung der Steuerzahler wegen des öffentlichen Nahverkehrs!«
    Ein leises Gemurmel ging im Saal umher; man unterhielt sich jetzt miteinander.
    »Ich beantrage«, schmetterte Harper Baldwin durch den Saal, »daß wir gemeinsam handeln; daß wir eine dauernde Organisation bilden, die aus ihrer Mitte Abgesandte wählt, die mit Glimmung über unsere Rechte verhandeln können. Aber vorher, liebe Freunde und Mitarbeiter, die Sie hier heute sitzen oder umherfliegen, schlage ich vor, daß wir eine Urabstimmung darüber durchführen, ob wir überhaupt bei dem Unternehmen mitarbeiten wollen. Vielleicht wollen wir es überhaupt nicht, vielleicht wollen wir lieber nach Hause gehen. Vielleicht sollten wir lieber nach Hause gehen! Aber wollen wir sehen, was bei der Abstimmung herauskommt. Nun, wer stimmt dafür, hierzubleiben und zu ar–« Weiter kam er nicht. Ein fürchterliches Gerumpel erschütterte den Konferenzsaal; Harper Baldwins Stimme war nicht mehr zu hören. Es war unmöglich, bei dem Getöse noch mit jemand

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