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Joe von der Milchstraße

Joe von der Milchstraße

Titel: Joe von der Milchstraße Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip K. Dick
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aussehender Topf. Er legte die Stücke wieder in den Behälter zurück und trug ihn zu dem schwerelosen Raum. Er wollte anfangen. Dieses war sein Leben. Niemals, dachte er, habe ich auch nur im Traum daran gedacht, in einer solchen Werkstatt –
    Er hielt inne. Er verspürte auf einmal ein Gefühl, als nage irgendein Tier an seinem Herzen. Als nage es mit Gier und Lust.
    Eine schwarze Gestalt, ein Negativabbild des Lebens selbst, stand vor ihm. Sie beobachtete ihn schon eine Weile. Er dachte, sie würde verschwinden, wenn er sie ansähe. Sie blieb. Er wartete. Sie blieb noch immer.
    »Was ist das?« fragte er den Roboter, der noch immer auf der Schwelle des Raumes stand.
    »Sie müssen zuerst ›Willis‹ sagen«, erinnerte ihn der Roboter.
    »Sie müssen sagen: ›Willis, was –‹«
    »Willis, was ist das?«
    »Ein Kalende«, antwortete der Roboter.

10
     
    Bei ihnen, dachte Joe, gibt es kein Leben, sondern nur eine gedrängte Zusammenfassung des Lebens. Wir sind wie ein Faden, der durch ihre Hände läuft; immer in Bewegung, immer fließend gleiten wir vorbei und werden niemals ganz gegriffen. Wir gleiten weiter und weiter bis zur schrecklichen Alchimie des Grabes.
    »Kannst du mit Glimmung in Verbindung treten?« wandte er sich an den Roboter.
    »Sie müssen sagen –«
    »Willis, kannst du mit Glimmung in Verbindung treten?«
    Der Kalende stand noch immer im Raum, Joe direkt gegenüber. Er blieb stumm – nicht stumm wie eine Eule hätte stehen können, die jedes Geräusch mit den Federn absorbierte, sondern stumm im mechanischen Sinn: als ob sein Gehörsinn abgetrennt wäre. Ist er wirklich da? dachte Joe. Er schien körperlich greifbar zu sein; er war nicht durchsichtig oder nebulös wie eine Geistererscheinung. Er ist wirklich da, dachte Joe. Er ist schon in meine Werkstatt eingedrungen, bevor ich auch nur eine einzige Scherbe in den schwerelosen Raum legen konnte, bevor ich auch nur eine Hitzenadel angestellt hatte.
    »Ich kann jetzt nicht mit Glimmung in Verbindung treten«, sagte Willis. »Um diese Zeit schläft er immer. Wenn er in zwölf Stunden aufwacht, kann ich Kontakt mit ihm bekommen. Aber für irgendwelche dringenden Fälle steht eine große Anzahl von Hilfs-Servomechanismen bereit. Wollen Sie, daß ich einen davon aktiviere?«
    »Sag mir, was ich tun soll!« sagte Joe. »Willis, sag mir, was zum Henker ich tun soll!«
    »Mit dem Kalenden? Es existieren keinerlei Aufzeichnungen oder Erfahrungswerte über den Umgang mit den Kalenden. Wünschen Sie, daß ich weitere Nachforschungen dazu anstelle? Wir haben einen besonderen Computer, an den ich mich sofort anschließen kann. Vielleicht kann er eine Analyse Ihrer Fähigkeiten in bezug auf die Kontaktnahme mit einem Wesen von der Natur des Kalenden anfertigen und eine adäquate Interaktionsmöglichkeit formulieren –«
    »Sind sie sterblich?« fragte Joe.
    Der Roboter schwieg.
    »Willis, können Kalenden sterben?«
    »Das ist schwer zu sagen«, antwortete der Roboter. »Ihr Leben ist nicht von der Art des Ihren. Außerdem sehen sie alle gleich aus, was das Problem noch komplizierter macht.«
    Der Kalende legte ein Exemplar des Buches auf den Tisch neben Joe Fernwright. Er blieb stehen und wartete darauf, daß Joe es nahm.
    Schweigend nahm Joe das Buch, hielt es einen Moment in der Hand und schlug es dann an der markierten Stelle auf.
     
    Was Joe Fernwright in der versunkenen Kathedrale findet, wird ihn veranlassen, Glimmung zu töten. So wird er die Hebung von Heldscalla für immer verhindern.
     
    »Was ich in der Kathedrale finde…« sagte Joe zu sich. »Dort unten, unter dem Wasser. Es wartet schon auf mich…«
    Ich sollte am besten so schnell wie möglich unter Wasser gehen, dachte er. Wird Glimmung es zulassen? Besonders, nachdem er das hier gelesen hat – und wahrscheinlich liest er es gerade, vielleicht in diesem Augenblick; sicherlich verfolgt er genau jede Änderung des Textes, sieht zu, wie er umfangreicher wird, sich verändert, sich Tag für Tag, Stunde für Stunde korrigiert!
    Wenn er klug ist, wird er mich zuerst umbringen, noch bevor ich unter Wasser gehe. Das bedeutet, er wird mich jetzt, auf der Stelle töten!
    Er stand wie erstarrt und wartete darauf, daß Glimmungs Gewalt über ihn hereinbrach.
    Nichts geschah. Richtig, Glimmung schlief gerade!
    Andererseits, überlegte er, sollte ich vielleicht gar nicht hinuntergehen. Was würde Glimmung vorschlagen? Vielleicht sollte er es darauf ankommen lassen. Wenn Glimmung wollte, daß

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