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Joe von der Milchstraße

Joe von der Milchstraße

Titel: Joe von der Milchstraße Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip K. Dick
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Kathedrale nicht gehoben werden kann.«
    »So schlimm kann es doch auch nicht sein«, erwiderte Joe. Aber als er das sagte, fühlte er, wie die Angst in ihm hochstieg und sich in seinem Herzen festsetzte, Angst, die teilweise in der Gedankenlosigkeit seiner eigenen Bemerkung begründet lag.
    Der Roboter schaute ihn mit einem rätselhaften Augenausdruck an. Der Ausdruck wurde allmählich zum Ausdruck des Zorns.
    »Ich verstehe nicht«, sagte Joe, »welche Gründe du als Roboter, als Wesen, das kein Leben hat, für ein derart starkes emotionales Engagement hast.«
    »Jede Struktur, auch eine künstliche, wehrt sich gegen den Prozeß der Zerstörung. Es ist das Los eines jeden Dinges, zu vergehen, und jedes Ding versucht, diesem Schicksal zu widerstehen.«
    »Und Glimmung glaubt, diesen Prozeß aufhalten zu können? Wenn es das unveränderliche Los eines jeden Dinges ist, dann kann auch Glimmung es nicht aufhalten; er muß scheitern. Der Prozeß des Verfalls wird weitergehen.«
    »Dort unten«, sagte Willis, »ist der Verfall die einzige Kraft, die existiert. Aber hier oben – wenn die Kathedrale gehoben ist – wird es Kräfte geben, die nicht der Zerstörung, dem Verfall dienen, sondern entgegengesetzt wirken. Kräfte des Bejahens und des Wiedererrichtens, Kräfte des Aufbauens und des Schaffens und, wie in Ihrem Fall, Kräfte des Heilens. Darum werden Sie so sehr gebraucht. Sie und die anderen werden durch Ihre Arbeit, durch Ihre Fähigkeiten dem Prozeß der Zerstörung Einhalt gebieten. Verstehen Sie mich?«
    »Ich will hinuntergehen«, sagte Joe.
    »Dann gehen Sie. Ziehen Sie sich einen Taucheranzug an und steigen Sie hinab ins Mare Nostrum. Allein. Des Nachts. Steigen Sie hinab in die Unterwelt des Verfalls und sehen Sie selbst. Ich bringe Sie zu einer der Tauchstationen, die auf dem Mare Nostrum schwimmen. Von dort aus können Sie hinuntergehen – allein. Ich werde nicht mit Ihnen gehen.«
    »Danke«, sagte Joe. Es sollte sich ironisch anhören, kam aber nur als ein heiseres Krächzen heraus. Der Roboter schien seinen Ton nicht zu bemerken.
    Die Tauchstation bestand aus einer Plattform, die zwischen drei hermetisch verschlossenen Kuppeln aufgehängt war. Die Kuppeln waren groß genug, um mehreren Leuten mitsamt ihrer Ausrüstung Platz zu bieten. Joe betrachtete mit fachmännischer Bewunderung die Größe der Konstruktion. Roboterarbeit, entschied er, Wohl erst vor kurzer Zeit entstanden. Die Kuppeln schienen neu zu sein, und wahrscheinlich waren sie es auch. Diese Konstruktionen waren für ihn und die anderen installiert worden, und sie würden erst benutzt werden, sobald sie beginnen würden, von ihnen aus zu operieren. Raummangel wie auf der Erde schien es hier nicht zu geben. Diese Kuppeln durften so groß sein, wie Glimmung sie haben wollte … und Glimmung hatte sie groß gewollt.
    »Willst du mich noch immer nicht beim Abstieg begleiten?« fragte er den Roboter.
    »Niemals!«
    »Zeig mir den Taucheranzug!« sagte Joe. »Und zeig mir, wie man ihn anlegt! Sag mir alles, was ich wissen muß!«
    »Ich werde Ihnen das Wichtigste –« begann der Roboter. Er blieb mitten im Satz stehen. Ein kleiner Schweber landete auf dem Dachlandefeld der größten der drei Kuppeln. Willis sah es mit prüfendem Blick an. »Zu klein für Glimmung« murmelte er. »Es muß sich um eine kleinere und somit niedrigere Lebensform handeln.«
    Das Schwebefahrzeug war inzwischen zum Stillstand gekommen. ›Taxi‹ stand quer über den Rumpf geschrieben. Die Einstiegshaube glitt zurück. Mali Yojez kletterte aus dem Taxi.
    Sie kam mit dem Aufzug von der Dachlandefläche herab und ging direkt auf Joe und den Roboter zu. »Glimmung hat mit mir gesprochen. Er berichtete mir, was Ihr hier macht.« Sie wandte sich Joe zu. »Er will, daß ich mit dir gehe. Er bezweifelt, daß du es allein schaffst – ich meine, die Erfahrungen, die du dort unten machen wirst, psychisch zu verkraften.«
    »Und er glaubt, du schaffst es«, sagte Joe.
    »Er glaubt, daß wir zu zweit die Möglichkeit haben, es zu schaffen, wenn jeder sich auf den anderen verlassen kann. Außerdem habe ich mehr Erfahrung als du. Weit mehr.«
    »Mrs. Lady«, wandte sich Willis an Mali, »wünscht Glimmung, daß ich ebenfalls mitkomme?«
    »Er erwähnte Sie gar nicht«, sagte Mali hart.
    »Schon in Ordnung«, sagte der Roboter und blickte gekränkt drein. »Ich hasse es da unten!«
    »Bald«, sagte Mali, »wird alles anders sein. Es wird kein ›da unten‹ mehr geben. Es wird nur

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