Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Joe von der Milchstraße

Joe von der Milchstraße

Titel: Joe von der Milchstraße Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip K. Dick
Vom Netzwerk:
Joe war freudig überrascht. Er schaute sich die Küche an, dann das Wohnzimmer…
    … und fand im Wohnzimmer auf dem Kaffeetisch ein Gefäß aus Heldscalla. Er wußte es sofort, als er es sah. Er nahm das Gefäß vorsichtig in die Hand und setzte sich auf die Couch.
    Die Glasur war von einem tiefen Gelb. Nie zuvor hatte er ein solch sattes, strahlendes Gelb gesehen; es übertraf sogar das Gelb von Delfter Kacheln, ja sogar das Royal-Albert-Gelb. Dann fiel ihm Elfenbein ein. Gibt es hier wohl Elfenbeinbetten? dachte er. Und wenn, wieviel Prozent Elfenbein sind dann darin verarbeitet? Sechzig Prozent? Oder vierzig? Und sind ihre Elfenbeinbetten so gut wie die in Mähren?
    »Willis!«
    »Ja, Massa Fernwright?«
    »Was soll denn das heißen?« fragte Joe mit erstauntem Gesicht.
    »Hab ich grad irdisch Geschichte gelesen, Massa Fernwright«, antwortete der Roboter.
    »Gibt es hier auf Plowman Elfenbeinbetten?«
    »Ich nicht wissen, Massa Fernwright. Glaube daß müssen fragen errst zentrales Computer ob weiß –«
    »Ich befehle dir, ordentlich zu sprechen!« rief Joe verärgert.
    »Muß Massa errst sagen ›Willis‹, wenn wollen –«
    »Willis, sprich vernünftig!«
    »Jawohl, Mr. Fernwright.«
    »Willis, würdest du mich bitte zu meiner Arbeitsstätte führen?«
    »Ja, Mr. Fernwright.«
    »Okay, dann bring mich jetzt hin.«
     
    Der Roboter schloß die schwere, asbestüberzogene Stahltür auf und ließ Joe als ersten in den riesigen, dunklen Raum treten. Die Deckenbeleuchtung flammte automatisch auf, als er die Schwelle überschritt.
    Am Ende des Raumes sah Joe eine wunderbar große Werkbank. Und dann die herrliche Ausrüstung! Blendfreie Beleuchtung, die er ganz nach Bedarf größer oder kleiner stellen konnte. Vergrößerungsgläser von mehr als fünfzehn Zoll Durchmesser. Hitzenadeln in allen erdenklichen Größen. Links von der Werkbank standen eine Anzahl Schutzbehälter von einer Sorte, die er bisher nur aus Fachzeitschriften kannte, jedoch noch nie mit eigenen Augen gesehen hatte. Er ging hin, nahm einen der Behälter in die Hand und ließ ihn probeweise fallen. Der Behälter schwebte ganz langsam zu Boden und landete sanft, ohne die geringste Erschütterung.
    Sein Blick schweifte weiter. Eine ganze Regalwand war gefüllt mit versiegelten Gläsern voll Glasurfarbe. Es gab nicht einen Farbton, nicht eine Farbnuance, an die nicht gedacht worden war. Mit dieser Glasur würde er jedem Gefäß seine ursprüngliche Farbe wiedergeben können. Dann fiel ihm noch etwas ins Auge. Er ging auf die andere Seite des Raumes und inspizierte es mit staunenden Augen. Es war eine schwerelose Zone, das Beste, was man sich für die Arbeit eines Topfheilers überhaupt vorstellen konnte. Er würde es nicht mehr nötig haben, die einzelnen Bruchstücke zum Zwecke des Zusammenfügens besonders zu befestigen. In dem schwerelosen Raum würden sie einfach dort liegenbleiben, wo er sie hinlegte. Auf diese Weise würde er viermal soviel Gefäße wie früher gleichzeitig fertigstellen können. Das Zusammenfügen würde absolut exakt werden, nichts würde ihm mehr verrutschen oder entgleiten!
    Als letztes entdeckte er einen Brennofen. Er würde ihm von Nutzen sein, falls einmal eine Scherbe fehlen sollte und er ein Duplikat herstellen müßte. Auf diese Weise würde er auch Gefäße fertigstellen können, deren einzelne Bruchstücke nicht mehr komplett vorhanden waren. Dieser Aspekt des Topfheilerberufes war nicht allgemein bekannt, aber es gab ihn.
    Noch nie in seinem Leben hatte Joe Fernwright eine so hervorragend eingerichtete Topfheilerwerkstatt gesehen!
    Eine Anzahl zerbrochener Töpfe befand sich schon in der Werkstatt; ein Stapel gefüllter Schutzbehälter hatte sich bereits neben der Werkbank angehäuft. Ich könnte sofort anfangen, dachte er. Ich brauche bloß ein halbes Dutzend Schalter zu betätigen, und schon bin ich mitten in der Arbeit. Der Gedanke war verführerisch. Er ging hinüber zu dem Gestell, in dem die Hitzenadeln aufbewahrt wurden, nahm eine heraus und hielt sie ins Licht. Qualitätsprodukt, entschied er. Das Beste vom Besten. Er öffnete einen der Behälter und sah sich die Bruchstücke an. Augenblicklich verspürte er ein Fieber. Er legte die Hitzenadel nieder, nahm eine Scherbe nach der anderen aus dem Behälter und betrachtete sie mit vor Freude glänzenden Augen. Er prüfte die Beschaffenheit der Glasur und strich fast zärtlich mit den Fingern darüber. Es war ein dickbäuchiger, gedrungener Topf. Ein lustig

Weitere Kostenlose Bücher