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Joe von der Milchstraße

Joe von der Milchstraße

Titel: Joe von der Milchstraße Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip K. Dick
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er unter Wasser ging und die versunkene Kathedrale untersuchte, dann würde er es tun … wenn nicht, dann nicht! Merkwürdig, dachte er. Meine erste Reaktion war es, sofort unter Wasser gehen zu wollen. Als ob ich es nicht erwarten könnte, meine Entdeckung auf der Stelle zu machen … eine Entdeckung, die Glimmung zerstören und das ganze Projekt für immer zunichte machen wird! Eine perverse Antwort, dachte er. Ein Ausrutscher, der mir vielleicht Aufschluß über meine unbewußten Hemmungen gibt, der mir Aufschluß über mich selbst gibt, über etwas in mir, das ich vorher noch nicht kannte. Die Kalenden und ihr Buch haben es in mir wachgerufen, erkannte er. Das ist das Prinzip, nach dem sie vorgehen. Auf diese Weise sorgen sie dafür, daß ihre Voraussagen sich erfüllen.
    »Willis, wie gelangt man zu der Kathedrale hinunter?«
    »Entweder mit einem Taucheranzug oder durch eine proleptische Kammer«, antwortete der Roboter.
    »Kannst du mich dorthin führen?« fragte Joe. »Ich meine, Willis, kannst du –«
    »Einen Augenblick!« unterbrach ihn der Roboter. »Da ist gerade ein Anruf für Sie. Ein dienstlicher Anruf.« Der Roboter blieb einen Moment still. Dann wandte er sich an Joe: »Miß Hilda Reiss, Glimmungs Privatsekretärin. Sie möchte Sie sprechen.« Eine Klappe im Brustkasten des Roboters öffnete sich, und ein Tablett mit einem kleinen Audiofon kam heraus. »Heben Sie den Hörer ab!« sagte Willis.
    Joe nahm den Hörer ab.
    »Mr. Fernwright?« meldete sich eine geschulte, klare Frauenstimme. »Ich habe Ihnen eine dringende Bitte von Mr. Glimmung zu übermitteln. Er schläft gerade. Er würde es lieber sehen, wenn Sie nicht sofort zu der Kathedrale hinabgingen. Er möchte, daß Sie solange warten, bis jemand Sie begleiten kann.«
    »Sie sagten soeben ›bitte‹«, sagte Joe, »Gehe ich richtig in der Annahme, daß es sich hier um einen Befehl handelt? Befiehlt er mir, nicht unter Wasser zu gehen?«
    »Die Instruktionen von Mr. Glimmung«, antwortete Miß Reiss, »kommen in der Form einer Bitte. Er gibt keine Befehle; er pflegt einfach zu bitten.«
    »Es handelt sich aber praktisch um einen Befehl, nicht wahr?« sagte Joe.
    »Ich glaube, Sie haben mich verstanden, Mr. Fernwright«, antwortete Miß Reiss. »Irgendwann im Laufe des morgigen Tages wird Mr. Glimmung selbst mit Ihnen in Verbindung treten. Auf Wiederhören!« Es klickte und die Leitung war tot.
    »Es ist ein Befehl«, sagte Joe.
    »Das ist richtig«, sagte Willis. »Er macht es immer so, wie sie eben klug ausführte.«
    »Aber wenn ich versuchte, unter Wasser zu gehen –«
    »Das geht nicht«, sagte der Roboter kühl.
    »Natürlich geht es!« erwiderte Joe. »Ich kann es tun und werde dann hinausgeworfen.«
    »Sie können es tun«, sagte der Roboter, »und werden dann getötet.«
    »Getötet? Wie und von wem?« Joe fühlte Schrecken und Zorn zugleich. Eine ganz besondere Mischung von Gefühlen. Seine Nackenhaare sträubten sich und sein Herz begann, wie wild zu schlagen.
    »Wer sollte mich töten?« fragte er, vor Erregung zitternd.
    »Sie müssen erst – ach, zum Teufel damit!« sagte der Roboter. »Wilde Tiere. Im Meer lauern viele Gefahren.«
    »Aber das ist das normale Risiko bei einem Unternehmen wie diesem.«
    »Das kann man sagen. Aber bei einer Bitte wie dieser –«
    »Ich gehe unter Wasser!« sagte Joe.
    »Sie werden dort unten alles schrecklich verfallen vorfinden. Sie können sich das Ausmaß des Verfalls nicht vorstellen. Die Unterwasserwelt, in der Heldscalla liegt, ist voll von toten Dingen. Alles verrottet und fällt in Ruin und Verzweiflung. Das ist der Grund dafür, daß Glimmung die Kathedrale heben will. Er kann es dort unten nicht länger ertragen; genausowenig werden Sie es dort aushaken können. Warten Sie, bis er mit Ihnen unter Wasser geht. Warten Sie ein paar Tage; reparieren Sie die Töpfe, die in Ihrer Werkstatt liegen und denken Sie nicht an das, was dort unter dem Wasser verborgen ist. Glimmung nennt die Welt dort unten ›Aquatische Sub-Welt‹. Er hat recht; es ist eine Welt für sich, eine Welt, die vollkommen von unserer getrennt ist. Eine Welt, die ihre eigenen elenden Gesetze hat, in der alles zu Schutt verfallen muß. Eine Welt, in der nur die unwiderstehliche Kraft der Vernichtung regiert. Eine Welt, in der selbst solche, die wie Glimmung über unermeßliche Kräfte verfügen, schwach werden und am Ende unterliegen. Diese Welt ist ein ozeanisches Grab, und sie wird uns alle verschlingen, wenn die

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