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Joe von der Milchstraße

Joe von der Milchstraße

Titel: Joe von der Milchstraße Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip K. Dick
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Du sprichst schon von Hebegeschwindigkeit, während wir noch damit beschäftigt sind, die Maschine in die richtige Stellung zu kriegen! Das ist doch gar nicht dein Arbeitsbereich; du hast keine Ahnung vom Hebevorgang. Die Hebemaschine bewegt sich horizontal mit einer Geschwindigkeit von sechs Zoll pro Sechsundzwanzigstundentag; das ist so gut wie überhaupt nichts.«
    »Du willst irgend etwas vor mir verbergen«, sagte Joe.
    »Fang nicht an, unter Verfolgungswahn zu leiden!«
    Joe leuchtete mit seiner Lampe auf die rechte Seite der Hebemaschine. Er erkannte undeutlich eine hochragende, dunkle Masse. Ein gleichschenkliges Dreieck, durch das Fische hindurchschwammen und das mit Muscheln, Zweiklappern, einem Haufen unipodularer Mollusken und Krustentieren bedeckt war. Daneben, an der Stelle, wo die Maschine arbeitete, sah er eine Form, die mit der ersten identisch war: Heldscalla.
    »Das wolltest du also vor mir verbergen.«
    Es waren zwei Kathedralen da!
     

12
     
    »Eine von ihnen«, sagte er, »ist schwarz. Die schwarze Kathedrale.«
    »Nicht die, die sie heben«, sagte Mali.
    »Ist Glimmung sich dessen ganz sicher?« fragte Joe. »Könnte er einen solchen Fehler begehen?« Es würde Glimmungs Tod bedeuten; das wußte Joe intuitiv. Es würde das Ende bedeuten; für das Unternehmen und für alle, die daran beteiligt waren. Nun wußte er kaum, daß die schwarze Kathedrale existierte, hatte sie nur kurz gesehen, aber schon fühlte er den Stachel des Todes; eine Eiseskälte krampfte sein Herz zusammen. Hoffnungslos leuchtete er ziellos mit seiner Lampe umher, als such er einen Ausweg und scheiterte dabei.
    »Nun weißt du«, sagte Mali zu ihm, »warum ich wieder an die Oberfläche wollte.«
    »Ich komme mit«, sagte er. Er wollte nicht länger an diesem Ort des Grauens bleiben. Wie Mali sehnte er sich zurück nach der Welt, die über dem Wasser war. Jene Welt war nicht so wie diese … und, dachte er, soll niemals so wie diese werden. Das ist nie meine Absicht gewesen. »Komm!« sagte er zu Mali und bewegte sich wieder auf die Oberfläche zu; jede Sekunde entfernte ihn mehr von der eisigen, schmutzigen Tiefe und allem, was dort war. »Gib mir deine Hand.« Er drehte sich um und nahm Mali bei der Hand…
    Da sah er es! Im Lichtkegel seiner Lampe. Ein Topf.
    »Was ist denn?« fragte Mali erschrocken. Joe war stehengeblieben.
    »Ich muß zurück«, sagte er.
    »Laß dich nicht zurückziehen!« schrie Mali. »Laß dieses schreckliche Ding nicht seinen unheilvollen Einfluß auf dich ausüben! Komm zurück!« Sie riß sich von seiner Hand los und stieß sich mit heftigen Beinbewegungen nach oben, zur Oberfläche. Ihre Beine schlugen mit verzweifelter Heftigkeit, als wolle sie eine zähe Substanz von sich abschütteln, etwas, das sie mit verhängnisvoller Kraft nach unten zog.
    »Schwimm nur nach oben«, sagte Joe. Er selbst sank immer tiefer nach unten. Er ließ den Topf keinen Moment aus den Augen und hielt krampfhaft seine Taschenlampe auf ihn gerichtet. Der Topf war mit einer dicken Korallenschicht bedeckt, aber der größte Teil der Oberfläche war frei. Als ob er hier auf mich gewartet hätte, dachte Joe, um mich zu betören. Auf die einfachste und sicherste Weise, die es gibt … mit dem, was ich am meisten liebe.
    Mali hatte haltgemacht. Widerwillig kam sie nun wieder zurückgeschwommen, bis sie auf seiner Höhe war. »Was –« begann sie. Dann sah sie den Topf; sie atmete keuchend.
    »Es ist ein Volutkrater!« sagte Joe. »Sehr groß.« Inzwischen konnte er schon die einzelnen Farben auf der Oberfläche des Topfes erkennen. Diese Farben zogen ihn stärker in ihren Bann und hielten ihn mit größerer Kraft an diesem Ort fest als jeder andere Zauber es vermocht hätte. Er sank noch tiefer herab.
    »Was kannst du über den Topf sagen?« fragte Mali. Sie waren nun fast in Reichweite des Topfes angelangt; Joes Arme streckten sich ihm entgegen, als würde eine geheimnisvolle Macht sie führen. »Ist er –«
    »Es ist kein Tontopf«, sagte Joe. »Er ist mit einer Temperatur von mehr als fünfhundert Grad Celsius gebrannt worden, vielleicht sogar mit einer Temperatur von zwölfhundertundfünfzig Grad. Er ist mit einer dicken Glasur versehen.« Er konnte den Topf jetzt berühren. Vorsichtig zog er an ihm, aber die Korallen hielten ihn fest. »Steingut«, stellte er fachmännisch fest. »Kein Porzellan; es ist nicht durchscheinend. Der weißen Glasur nach könnte man auf … hm … eine Zinnoxydverbindung schließen. Wenn es

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