Joe von der Milchstraße
Gebäude angebracht waren:
»Achtung! Achtung! Ein falscher Glimmung ist unterwegs. Bringen Sie sich in Sicherheit!« Wieder und wieder ertönte die Warnung aus den Lautsprechern.
14
Die schlimmste aller Möglichkeiten war eingetroffen. Glimmung war besiegt worden. Das wurde Joe klar, als er den Alarmruf und das laute Rauschen der Flügel hörte. Das Ding hatte irgend etwas vor; es flog in eine bestimmte Richtung. Wohin fliegt es nur? fragte Joe sich. Er duckte sich unwillkürlich. Auch wenn es nicht landen sollte, so würde es doch mit seinem gewaltigen Gewicht über den Planeten herfallen. Und über ihn! Es schien ihm im Moment, als hätte er die ganze Last allein zu tragen. Es interessiert sich nicht für mich, sagte er zu sich, während er in sich zusammengekrochen auf dem Boden kauerte und jeden Moment das Ende erwartete.
»Glimmung!« rief er laut.
Keine Antwort.
Es fliegt genau auf den Raumflughafen zu, dachte er. Sie werden diesen Planeten nie wieder verlassen. Es fliegt genau auf sie zu! Glimmung hatte es verwundet, aber er hatte es nicht zerstören können. Und Glimmung lag nun auf dem Grunde des Mare Nostrum und starb!
Ich muß hinunter, dachte Joe. Ich muß noch einmal hinuntertauchen, vielleicht kann ich irgendetwas für ihn tun. Hastig begann er, seine Taucherausrüstung von vorhin zusammenzusuchen. Fieberhaft wühlte er in dem Schrank herum, bis er die Sauerstofftanks, die Schutzbrille, die Schwimmflossen und seine Lampe gefunden hatte. Dann fand er einige Gewichte, die er an seinem Gürtel befestigte. Als er in den hautengen Anzug schlüpfte, wurde ihm klar, daß er nichts würde ausrichten können. Es war schon zu spät.
Selbst wenn ich ihn finde, dachte er, habe ich nicht die Möglichkeit, ihn zu greifen; ich habe auch keinen Kran, mit dem ich ihn an Land ziehen kann. Und wer kann seine Wunden heilen? Ich nicht. Niemand kann es.
Resigniert löste er wieder den Gürtel. Seine halberstarrten Finger nestelten an dem Reißverschluß des Taucheranzuges herum; das Ausziehen überstieg fast seine Kräfte.
Was für ein verhängnisvoller Handel, dachte er. Glimmung auf dem Grunde des Ozeans; der schwarze Glimmung, der falsche Glimmung, als Herrscher der Lüfte. Alles hat sich verkehrt, und aus einer gefährlichen Situation ist eine Katastrophe geworden.
Mich, dachte er , hat er wenigstens verschont. Er flog weiter … auf der Suche nach einer größeren Beute.
Er beleuchtete die Stelle, an der Glimmung und sein Widerpart untergegangen waren mit der Taschenlampe und spähte über das Wasser. Etwas, das aussah wie Hautfetzen und Büschel zerbrochener Federn glänzte weiß und klebrig im Licht der Lampe. Ein dunkler Fleck lag wie eine Öllache auf dem Wasser. Blut, dachte er. Das Ding ist also ziemlich verletzt. Wenn das nicht Glimmungs Blut ist.
Mit schmerzendem Rücken und steifen Armen kroch er hinunter in das Motorboot, das am Anlegesteg vertäut lag. Kurz darauf befand er sich mitten in einem See von Blut. Er stellte den Motor ab und ließ sich treiben. Aus den Dingen, die in der Blutlache herumschwammen, konnte er nichts ablesen. Er ließ sich weitertreiben und lauschte auf die Wellen, die weit hinter ihm gegen die dunkle Küste brandeten. Er hielt seine Hand in das Wasser und zog sie wieder heraus. Im Schein seiner Lampe sah er, daß die schleimige Masse, die an seinen Fingern klebte, schwarz war. Aber es war eindeutig Blut. Es waren Mengen von frischem Blut. Blut von jemand, der fürchterlich verstümmelt war und keine Hoffnung auf Heilung mehr hatte.
Wer auch immer diese Unmengen von Blut verloren hat, dachte Joe, er wird im Laufe von ein paar Tagen sterben. Vielleicht auch von Stunden.
Aus der Tiefe des Ozeans kam plötzlich eine Flasche nach oben. Sofort richtete Joe seine Lampe auf sie, ließ den Motor seines Bootes an und tuckerte in Richtung der Flasche. Als er nahe genug heran war, ergriff er sie und hob sie ins Boot.
In der Flasche befand sich ein Zettel. Joe öffnete den Verschluß und schüttelte die Flasche mit dem Hals nach unten, bis der Zettel herausfiel. Er hielt den Zettel ins Licht der Lampe.
Gute Nachrichten! Ich habe den Gegner in die Flucht geschlagen und bin dabei, mich wieder zu erholen.
Mit ungläubigem Blick las Joe den Brief noch einmal durch. War es ein Witz? Ein Schwindel? Genauso hatte der Topf Glimmung genannt: einen Schwindel. Vielleicht war auch dieser Zettel eine Fälschung und kam in Wirklichkeit überhaupt nicht von Glimmung; wie die
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