Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Joe von der Milchstraße

Joe von der Milchstraße

Titel: Joe von der Milchstraße Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip K. Dick
Vom Netzwerk:
kläglich sich das anhörte. Als er es sagte, wurde seine Stimme immer schwächer und verebbte schließlich zu einem bedrückten Schweigen. Während sie weiterfuhren, sagte keiner von ihnen ein Wort, bis sie schließlich den Landesteg erreichten und Willis das Boot festmachte.
    »Die stündlich eintreffenden Botschaften«, echote Mali hämisch als sie aus dem Boot kletterten. Das grelle Licht, mit dem die Plattform erleuchtet war, gab Mali und Willis ein unnatürliches Aussehen, wie von weißem Blei. Es war so, als ahmten sie Tote in einem makabren Theaterstück nach. Oder vielleicht, dachte er, als hätte ich auch sie getötet und als wären es ihre Leichen. Aber ein Roboter kann keine Leiche haben. Es ist einfach das grelle Licht und die Müdigkeit, die mir einen Streich spielen. Noch nie in seinem Leben hatte er sich so erschöpft gefühlt. Als er die Plattform hinaufkletterte, mußte er nach Luft ringen. Seine Lunge brannte wie Feuer. Er fühlte sich so, als versuchte er mit eigener Muskelkraft, Glimmung aus dem Wasser zu ziehen und aufs trockene Land – in die Sicherheit – zu schleppen.
    Glimmung hätte es verdient, dachte er.
    »Es ist interessant«, sagte Joe, um auf ein anderes Thema zu kommen, »auf welche Weise Glimmung zum erstenmal mit mir in Verbindung trat. Ich saß gerade in meinem Arbeitsraum, hatte wie immer nichts zu tun und starrte auf die Rohrpostöffnung. Plötzlich ging das Lämpchen an und –«
    »Schau«, unterbrach ihn Mali; ihre Stimme war leise, aber eindringlich. Sie streckte die Hand aus und deutete auf das Wasser; Joe leuchtete mit seiner Lampe in dieselbe Richtung. »Das Wasser schäumte von dem Kampf, der sich unter der Oberfläche abspielt. Der schwarze Glimmung verschlingt Glimmung; die schwarze Kathedrale verschluckt die Kathedrale; Amalita und Borel sind vergessen; so wird es auch mit Glimmung geschehen. Nichts bleibt am Leben; nichts kommt aus jenem Wasser wieder zurück an die Oberfläche.« Sie wandte sich um und ging weiter.
    »Einen Moment mal!« sagte plötzlich der Roboter. »Ich glaube, da ist schon wieder ein Anruf für Mr. Fernwright. Ein dienstlicher Anruf, wie vorhin.« Der Roboter schwieg einen Moment und sagte dann: »Glimmungs Privatsekretärin. Sie möchte noch einmal mit Ihnen sprechen.« Die Tür im Brustkasten des Roboters öffnete sich und das Telefongerät erschien auf einem Tablett. »Nehmen Sie bitte den Hörer ab!« wies er Joe an.
    Joe nahm den Hörer ab. Er hatte das Gefühl, als hingen zentnerschwere Gewichte an seinen Armen. Es kostete ihn fast übermenschliche Anstrengung, den Hörer so hoch zu halten, daß er etwas verstehen konnte.
    »Mr. Fernwright?« erklang wieder die wohlgeschulte, akzentuierte Frauenstimme. »Hier ist Hilda Reiss. Ist Glimmung dort bei Ihnen?«
    »Sag die Wahrheit!« flüsterte Mali.
    »Er ist auf dem Grunde des Mare Nostrum«, sagte Joe in die Muschel.
    »Wie bitte, Mr. Fernwright? Habe ich Sie richtig verstanden?«
    »Er ist in die aquatische Sub-Welt hinabgestiegen«, sagte Joe. »Ganz plötzlich. Keiner von uns rechnete damit.«
    »Ich glaube, ich verstehe Sie noch immer nicht ganz richtig«, sagte Miß Reiss. »Sie sagen also –«
    »Er kämpft mit allen ihm zur Verfügung stehenden Mitteln«, sagte Joe. »Ich bin sicher, daß er am Ende wieder auftauchen wird. Er sagt, daß er stündlich Erfolgsmeldungen nach oben senden wird. Aus diesem Grunde glaube ich, daß wir uns nicht allzu große Sorgen zu machen brauchen.«
    »Mr. Fernwright«, sagte Miß Reiss aufgeregt, »Glimmung pflegt nur dann stündliche Botschaften zu senden, wenn er in höchster Bedrängnis ist!«
    »Hmm«, sagte Joe.
    »Verstehen Sie, was das heißt?« sagte Miß Reiss bissig.
    »Ja.«
    »Ging er freiwillig hinunter, oder wurde er hinuntergezogen?«
    »Es war ein bißchen von beidem dabei«, sagte Joe. »Es kam zu einer Art Konfrontation –« Verzweifelt gestikulierend suchte er nach den passenden Worten. »– zwischen den beiden. Aber es schien so, als sollte Glimmung eindeutig die Oberhand behalten. Oder Oberpseudopodie, wenn das zutreffender ist.«
    »Laß mich mit ihr reden!« sagte Mali und nahm ihm den Hörer einfach aus der Hand. »Hier ist Mali Yojez.« Sie lauschte einen Moment in die Muschel. »Ja, Miß Reiss; das weiß ich. Ja, auch das weiß ich. Ja, wie Mr. Fernwright schon sagte, vielleicht bleibt er ja siegreich. Wir müssen Vertrauen haben, wie es in der Bibel steht.« Wieder folgte eine längere Zeit, in der sie Miß Reiss

Weitere Kostenlose Bücher