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Joe von der Milchstraße

Joe von der Milchstraße

Titel: Joe von der Milchstraße Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip K. Dick
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aufmerksam zuhörte. Dann auf einmal blickte sie Joe an und verdeckte die Sprechmuschel mit der Hand. »Sie will, daß wir versuchen, Glimmung eine Botschaft zukommen zu lassen.«
    »Was für eine Botschaft?« fragte Joe.
    Mali wiederholte Joes Frage in die Muschel.
    »Keine Botschaft kann ihm jetzt helfen«, sagte Joe zu Willis. »Wir können jetzt nichts für ihn tun.« Er fühlte sich so ohnmächtig wie noch nie zuvor in seinem Leben. Das Gefühl der Nähe des Todes, das ihn während der depressivsten Phasen seines Lebens verfolgt hatte, breitete sich in ihm aus, ohne daß er sich dagegen hätte wehren können; er spürte, wie es seine Eingeweide, sein Herz und sein ganzes Nervensystem lahmte. Das Gefühl der Schuld legte sich über ihn wie ein weiter Samtumhang. Sein Schamgefühl wurde derart stark, daß es nahezu archetypische Qualität annahm, so als erführe er das Urschamgefühl Adams, das Gefühl, das zum erstenmal einen Menschen überkam, als er gegen Gottes Gesetze verstieß. Er fühlte Haß gegen sich selbst; er hatte durch sein Verhalten seinen Wohltäter in höchste Gefahr gebracht, und mit ihm einen ganzen Planeten! Ich bin ein Jonah, dachte er. Die Kalenden hatten recht; ich bin hierhergekommen, um diesen Planeten durch meine Anwesenheit zu verpesten! Glimmung muß das gewußt haben … dennoch holte er mich. Vielleicht habe ich diese Schande für mein Heil nötig gehabt! O Gott! Und das ist nun also das Ende! So habe ich es ihm also gedankt: Mit dem Tode!
    Mali legte den Hörer auf. Langsam wandte sie ihr Gesicht Joe zu. Es war angespannt und straff. Sie schaute ihn lange an, ohne die Augenlider zu bewegen. Ihr Blick war mit bohrender Intensität auf ihn gerichtet. Dann ging ein Erschauern durch ihren Körper und ihr Kopf sackte herunter. Sie schluckte ein paarmal. »Joe«, sagte sie mit heiserer Stimme. »Miß Reiss sagt, wir sollen aufgeben. Wir sollen zum Olympia-Hotel gehen und unsere Sachen holen. Und dann –« Sie hielt inne, und ein Zucken ging über ihr Gesicht. »Dann sollen wir Plowman verlassen und auf unsere Planeten zurückkehren.«
    »Warum?« fragte Joe.
    »Weil es keine Hoffnung mehr gibt. Und ist Glimmung einmal –« Sie machte eine krampfhafte Geste. »– tot, dann wird der ganze Planet von der Plage heimgesucht. Deshalb sollten wir … du weißt schon … weggehen.«
    »Aber auf dem Zettel in der Flasche stand doch, daß wir auf stündliche Erfolgsmeldungen warten sollen.«
    »Es wird keine Erfolgsmeldungen geben.«
    »Wieso nicht?«
    Mali sagte nichts; sie machte den Anschein, als wolle sie keine weiteren Erklärungen abgeben.
    »Wird Miß Reiss auch gehen?« fragte Joe, den die Angst mit Eiseskälte überkam.
    »Ja, aber sie wird zunächst noch dableiben, um uns alle zum Raumflughafen zu bringen. Dort steht ein Langstreckenschiff bereit, das jederzeit abfliegen kann. Miß Reiss hofft, innerhalb der nächsten Stunde alle untergebracht zu haben. – Ruf mir bitte ein Taxi!« wandte sie sich an Willis.
    »Sie müssen sagen: ›Willis, ruf mir bitte ein Taxi!‹« sagte der Roboter.
    »Willis, ruf mir bitte ein Taxi!«
    »Du willst schon gehen?« fragte Joe überrascht. Sein Lebensmut sank noch tiefer.
    »Wir haben die Anweisung erhalten«, sagte Mali.
    »Wir haben die Anweisung erhalten, auf stündlich eintreffende Erfolgsmeldungen zu warten«, sagte Joe.
    »Du verdammter Trottel!« rief Mali.
    »Ich habe die Absicht, hierzubleiben«, sagte Joe.
    »Na schön, dann bleib eben hier! – Hast du das Taxi bestellt?«
    »Sie müssen sagen –«
    »Willis, hast du das Taxi bestellt?«
    »Sie sind alle dabei«, sagte der Roboter, »die Leute aus sämtlichen Winkeln unseres rostigen alten Planeten zum Raumflughafen zu kutschieren. Es ist beim besten Willen kein Taxi zu bekommen.«
    »Laß sie doch das Fahrzeug nehmen, mit dem sie und ich hierhergekommen sind«, sagte Joe.
    »Heißt das, daß Sie auf jeden Fall bleiben?« fragte der Roboter.
    »So ist es.«
    »Ich glaube, ich verstehe deine Gründe«, sagte Mali. »Durch deine Schuld ist es zu dieser Katastrophe gekommen, und du würdest es nun als unmoralisch empfinden, wegzugehen und dich selbst in Sicherheit zu bringen.«
    »Nein«, sagte Joe wahrheitsgemäß. »Ich bin zu erschöpft. Ich kann den Gedanken nicht ertragen, wieder nach Hause zu gehen. Ich nehme bewußt das Risiko, hierzubleiben, auf mich. Wenn Glimmung wieder zurückkehrt, können wir unser Unternehmen fortsetzen. Wenn nicht –« Er zuckte mit den Schultern.
    »Falscher

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