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Joe von der Milchstraße

Joe von der Milchstraße

Titel: Joe von der Milchstraße Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip K. Dick
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seines geistigen Daseins gekommen; Joe achtete intensiv auf Glimmungs Gehirnaktivität und stellte mit Erstaunen fest, daß sie an Schärfe und Kraft bedeutend zugenommen hatte.
    Sie stießen in die Tiefen des Ozeans hinab.
    »Wo sind wir?« fragte Harper Baldwin nervös. »Ich kann nichts Genaues erkennen; ich bin wohl zu weit in der Mitte. Fernwright, können Sie was sehen?«
    Durch die Augen Glimmungs spähte Joe nach draußen. Vor ihm wuchsen die Umrisse Heldscallas. Glimmung bewegte sich mit großer Geschwindigkeit vorwärts; offenbar wollte er keine Zeit vergeuden; er schien die Beschränkung auf zwei Stunden ernstzunehmen. Er streckte sich aus, um die Kathedrale mit den Armen zu umgreifen; im Bruchteil einer Sekunde ließ er seine gesamte, gewaltige Energie frei, um die Kathedrale in einen unlösbaren Griff zu bekommen.
    Plötzlich hielt er inne. Etwas erhob sich von Heldscalla und stellte sich ihm in den Weg. Es war eine dunkle, verschwommene Gestalt. Ein Schwall von Gedanken, die von Glimmung kamen, überflutete Joes Gehirn. Aus den Gedanken Glimmungs wußte Joe, warum er angehalten hatte: Glimmung wußte, wer die verschwommene Gestalt war.
    Es war eine Nebelgestalt aus der Urzeit. Sie lebte noch. Und sie stand nun zwischen Glimmung und Heldscalla.
    Die Nebelgestalt blockierte physisch den Weg zu Heldscalla.
     
    »Questobar!« rief Glimmung. »Du bist tot!«
    »Wie alles, was je auf diesem Planeten gestorben ist«, antwortete die Nebelgestalt, »lebe ich nun hier, in den Tiefen des Mare Nostrum. Nichts auf diesem Planeten stirbt vollkommen.« Die Nebelgestalt erhob die Arme und zeigte dann direkt auf Glimmung. »Wenn es dir gelingen sollte, Heldscalla aus der Tiefe zu heben, so wirst du damit die Verehrung Amalitas und damit verbunden die Borels wieder ins Leben rufen. Bist du darauf vorbereitet?«
    »Ja!« antwortete Glimmung.
    »Und bist du dir bewußt, daß dann auch wir wieder lebendig werden, und daß du dann nicht mehr die herrschende Spezies auf dem Planeten sein wirst?«
    »Auch das weiß ich!« sagte Glimmung. Eine Fülle von Gedanken schoß durch seinen Kopf. Es waren Gedanken der Spannung, aber nicht der Furcht.
    »Hast du, obwohl du dir dieser Tatsachen bewußt bist, noch immer vor, die Kathedrale zu heben?«
    »Sie muß wieder aufs Land zurück!« sagte Glimmung. »Dort ist ihr Platz. Nicht hier, in dieser Welt des Verfalls.«
    Die Nebelgestalt trat zur Seite. »Ich werde dich nicht länger aufhalten.«
    Ein ungeheures Glücksgefühl durchströmte Glimmung; er eilte voran, um endlich Heldscalla zu ergreifen. Und mit ihm alle anderen. Sie alle streckten zusammen mit Glimmung die Arme aus und legten sie gemeinsam um den Leib Heldscallas. In diesem Moment ging in Glimmung eine Wandlung vor sich. Er ging zurück in die Vergangenheit und wurde wieder zu dem, was er seit langem nicht mehr gewesen war: er wurde mächtig, wild und klug. Und dann, als er die Kathedrale hob, ging eine weitere Wandlung an Glimmung vor sich.
    Glimmung wurde ein riesenhaftes weibliches Wesen!
    Im selben Moment wurde auch die Kathedrale von der Zeitrückstufung erfaßt! Auch sie änderte ihre Gestalt: in Glimmungs Armen wurde sie zu einem Fötus, einem kleinen, schlafenden, ungeborenen Kind, das geborgen im Mutterleib lag. Ohne Anstrengung hob Glimmung sie an die Oberfläche. Alle in ihm jauchzten auf vor Freude, als die Kathedrale die Oberfläche durchbrach und ins Licht der Nachmittagssonne trat.
    Wie ist es zu dieser plötzlichen Wandlung gekommen? dachte Joe.
    Glimmung antwortete ihm durch ihre Gedanken. Irgendwann einmal, dachte sie zu Joe, waren wir bisexuell. Dieser Teil von mir war durch die Jahre hindurch vollkommen verdrängt worden. Erst, als ich ihn wieder zum Leben erwecken konnte, gelang es mir, die Kathedrale so, wie es erforderlich war und ist, zu meinem Kind zu machen.
    Unter dem Gewicht des Kindes sackte der weiche Strandboden weg; Joe spürte deutlich, wie er nachgab. Aber Glimmung schien darüber nicht besorgt zu sein; langsam ließ sie die Kathedrale los, fast widerwillig trennte sie sich wieder von ihr. Ich bin du, dachte sie, und du bist ein Teil von mir.
    Donner ertönte und es begann zu regnen. Ruhig und schwer fiel der Regen nieder und sickerte überall ein. Das Wasser ergoß sich in Strömen über den Leib der Kathedrale, rann an ihm herunter und floß in Bächen wieder ins Mare Nostrum. Allmählich bekam die Kathedrale ihre gewohnte Form wieder; aus dem Kind wurde wieder Granit und Basalt, wurden

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