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Joel 1 - Der Hund der unterwegs zu einem Stern war

Joel 1 - Der Hund der unterwegs zu einem Stern war

Titel: Joel 1 - Der Hund der unterwegs zu einem Stern war Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henning Mankell
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Seemann kann keine Kellnerin aus einer Bierstube heiraten…
    »Schön habt ihr's«, sagt sie, während sie in der Küche herumgeht und sich umguckt.
    »Es ist wirklich ärgerlich, daß kein Kaffee da ist«, sagt Papa Samuel und sieht Joel mürrisch an.
    »Das macht doch nichts«, sagt sie. Dann streichelt sie Joel wieder über die Wange. Ihre Hand ist groß und rauh und rot. »Wie geht es dir in der Schule?« fragt sie.
    Joel murmelt eine undeutliche Antwort.
    »Meine Güte, bist du heute verstockt«, sagt Papa Samuel. Er hat sich auf die Küchenbank gesetzt.
    Das ist Verrat. Joel ist wie gelähmt. Auf wessen Seite steht Papa Samuel eigentlich? Spielt er sich vor Sara und ihrem roten Hut auf? Verrät er seinen eigenen Sohn? Sara setzt sich auf Joels Stuhl und glättet eine Falte in der Wachstuchdecke mit ihrer großen Hand. »Du kannst mich ja ein andermal zum Kaffee einladen, Samuel«, sagt sie.
    Sie will also wiederkommen. Wenn sie das tut, dann lauf ich weg. Dann kann Papa Samuel ihren roten Hut allein anglotzen.
    »Ich geh in mein Zimmer«, sagt Joel. Er macht die Tür hinter sich zu, kniet sich hin und guckt durchs Schlüsselloch in die Küche. Er hat Angst, Papa Samuel könnte verschwinden. Sara mit dem roten Hut hat angefangen, ihn aufzufressen. Wenn sie redet, nickt er und lächelt und sieht wahnsinnig interessiert aus.
    Wovon reden sie eigentlich? Von einem neuen Lebensmittelgeschäft, das eröffnet werden soll. Warum interessiert Papa Samuel sich dafür? Er geht doch nie einkaufen! Und sie reden über Pflaumen. Backpflaumen. Daß die gut gegen Verstopfung sind. Warum tut er so, als ob ihn das interessierte?
    Fast eine halbe Stunde kniet Joel da und schaut durch das Schlüsselloch. Knie und Rücken tun ihm weh, aber er muß seinen Vater im Auge behalten.
    Ich schlag sie tot, denkt er. Sonst nimmt sie mir Papa Samuel weg.
    Schließlich erhebt sie sich.
    Joel, der seine steifen Knie kaum strecken kann, springt schnell auf und legt sich auf sein Bett und tut so, als ob er in einem Buch läse.
    Papa Samuel öffnet die Tür.
    »Sara will jetzt gehen«, sagt er, »komm auf Wiedersehen sagen.«
    Ich will nicht, denkt Joel, aber natürlich geht er in die Küche.
    »Tschüs, Joel«, sagt sie und knöpft sich ihren Mantel zu. »Wenn du mal wieder in die Bierstube kommst, sorg ich dafür, daß dir die Kerle sämtliche Zeitungen abkaufen.« Dann sind sie allein, Papa Samuel und Joel. »Hast du gehört«, sagt Papa Samuel, »geh hin und verkauf Zeitungen. Dann verdienst du ein bißchen eigenes Geld.«
    Joel deckt den Tisch, während sein Papa Speck brät. Er klappert mit der Bratpfanne und summt ein altes Seemannslied.
    Beim Essen beschließt Joel sich zu rächen. Er sieht ja, daß Papa Samuel die ganze Zeit an Sara denkt. Jetzt kommt es darauf an, ihn auf andere Gedanken zu bringen. »Ich möchte ein Fahrrad haben«, sagt Joel. »Ich bin der einzige, der kein Fahrrad hat.«
    Aber Papa Samuel hat gar nicht gehört, was er gesagt hat. Sara mit dem roten Hut hat schon angefangen, seine Gedanken aufzufressen.
    »Ein Fahrrad«, wiederholt Joel, diesmal sehr laut. Papa Samuel sieht ihn an. »Was hast du gesagt?« »Ich möchte ein Fahrrad. Ich will nicht der einzige sein, der keins hat.«
    »Klar kriegst du ein Fahrrad«, sagt Papa Samuel. »Daran hab ich auch schon gedacht. Wenn ich das nächste Mal Lohn bekomme, gehen wir hin und kaufen dir ein Fahrrad. «
    Ob das wirklich stimmt, denkt Joel, hat er von allein dran gedacht?
    Vieles erscheint Joel plötzlich unbegreiflich. Ist man so, wenn man erwachsen wird? Daß man Sachen sagt, die Kinder nicht verstehen?
    »Schön, daß wir mal Besuch gehabt haben«, sagt Papa Samuel. »Sonst sitzen doch bloß wir beide hier herum und glotzen uns an.«
    »Willst du wieder heiraten?« fragt Joel.
    »Nein«, antwortet Papa Samuel. »Daran denk ich nicht. Aber manchmal fühl ich mich schon ein bißchen einsam. «
    »Erzähl mir von meiner Mama«, sagt Joel. Papa Samuel legt die Gabel weg und sieht ihn ernst an.
    »Ein andermal«, sagt er, »nicht jetzt. Nicht, wenn ich so guter Laune bin…«
    Nach dem Essen baut Joel sich eine Höhle in seinem Bett. Bettdecke und Bettüberwurf bilden zusammen mit zwei Stühlen ein ausgezeichnetes Versteck. Er kriecht hinein und denkt nach. Es ist einfach zuviel auf einmal passiert. Zuerst kommt der Junge mit den Schneetellern. Und heute nacht wollen sie zusammen raus. Dann kommt Sara. Und schließlich sagt Papa Samuel, daß er natürlich ein Fahrrad haben

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