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Joel 1 - Der Hund der unterwegs zu einem Stern war

Joel 1 - Der Hund der unterwegs zu einem Stern war

Titel: Joel 1 - Der Hund der unterwegs zu einem Stern war Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henning Mankell
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beobachtet. Aber mit wem hast du geredet? Ich hab dich doch flüstern hören.« »Mit mir selbst«, antwortet Joel. Er kann es zwar nicht deutlich sehen, aber Ture scheint zu grinsen. Plötzlich macht ihn die Sache mit dem Geheimbund unsicher. Er weiß zuwenig über Ture. Was geht eigentlich im Kopf von einem vor, der, ohne verlegen zu werden, von sich behauptet, adliger Herkunft zu sein? Nur in einem Punkt ist ihm was Gutes eingefallen, da ist Joel ganz sicher. Das ist die Sache mit der Heldenregel.
    Er führt Ture durch die dunklen Straßen, hinunter zur Eisenbahnbrücke. Er nimmt Abkürzungen über Hinterhöfe und wählt enge Durchgänge zwischen kalten Hausmauern. Obwohl das ganz unnötig ist, führt er Ture den verschlungensten und verwirrendsten Weg, der ihm einfällt. Es ist natürlich nicht nötig, über das Dach von dem Gebäude zu klettern, in dem das Straßenbauamt seine Schweißaggregate verwahrt. Oder sich durch das kaputte Gewächshaus von Pferdehändler Under zu tasten. Aber Ture protestiert nicht. Er geht einige Schritte hinter Joel, und Joel merkt, daß er gut klettern kann.
    Vor dem Haus, in dem Otto wohnt, bleiben sie stehen. »Hier wohnt ein Feind«, sagt Joel. »Er ist ausgeschlossen worden. Sein Name ist Otto, und er ist ein ganz mieser Typ.« »Ausgeschlossen von was?« fragt Ture.
    Das Licht einer Straßenlaterne scheint ihm ins Gesicht, und Joel sieht, daß er jetzt nicht mehr höhnisch grinst.
    »Das erfährst du später«, sagt Joel. »Wie alt bist du übrigens?«
    »Zwölf«, antwortet Ture. »Du auch?«
    »Fast«, sagt Joel.
    Das nächste Mal bleiben sie erst mitten auf der Eisenbahnbrücke stehen. Über ihren Köpfen wölben sich die mächtigen Eisenverstrebungen.
    In aller Eile erfindet Joel noch eine Regel. Es hilft alles nichts, es ist eine Regel, die weh tut.
    Er beugt sich vor und berührt mit der Zunge das eiskalte Brückengeländer. Sie bleibt sofort kleben, und sie loszureißen tut weh.
    Dann erzählt er Ture vom Geheimbund. Wer Mitglied ist und wer ausgeschlossen wurde und wer tot ist. Er erzählt von dem Hund, nach dem er sucht. Aber daß er sich vorstellt, der Hund sei unterwegs zu einem Stern, erzählt er nicht. Warum er das nicht tut, weiß er nicht. Vielleicht möchte er einen Teil des Geheimnisses für sich behalten?
    »Auch wenn du nächste Woche abhauen willst, darfst du mitmachen«, sagt Joel. »Aber du mußt etwas versprechen, und etwas mußt du tun. Du mußt mit der Zunge das Brückengeländer berühren und bis fünfzig zählen. Und du mußt versprechen, über einen der Eisenbogen zu kriechen, wenn du den Geheimbund verrätst.« Ohne zu zögern geht Ture in die Hocke und drückt die Zunge gegen das kalte Geländer.
    Joel wird sofort klar, daß Ture so was noch nie getan hat. Mitten im Winter an kaltem Eisen zu lecken! Es ist wichtig, daß man es nur mit der Zungenspitze berührt, damit es nicht allzu weh tut, wenn man sie losreißt. Joel bekommt Angst. Vielleicht kriegt Ture die Zunge nicht mehr los? Vielleicht bleibt sie kleben und geht ab? Als Ture bis fünfzig gezählt hat, reißt er die Zunge los. Joel sieht, daß es furchtbar weh tut und daß Ture nicht auf den Schmerz vorbereitet ist. Er zieht eine Grimasse und spuckt Blut in eine Handfläche.
    »Ich gelobe es«, sagt er. »Ich werde über den Brückenbogen klettern, wenn ich den Geheimbund verrate.« »Und dann mußt du von ganz oben runterpinkeln«, sagt Joel.
    »Ich werde ihn nicht verraten«, sagt Ture. »Was machen wir jetzt?«
    »Nach dem Hund suchen«, sagt Joel. Aber in dieser Nacht zeigt sich der Hund nicht. Der alte Maurer Simon Urväder kommt in seinem Laster angefahren, und Joel erzählt, daß der Mann hinterm Steuer verrückt ist und nachts nie schläft. »Er hat vierunddreißig Jahre nicht geschlafen«, sagt er, um die Sache noch aufregender zu machen.
    »Dann stirbt man«, sagt Ture. »Wenn man so viele Jahre nicht geschlafen hat, ist man tot. Dann ist es ein toter Mann, der da im Laster rumkurvt.«
    »Vielleicht ist er tot«, sagt Joel. »Das müssen wir mal in einer Nacht rauskriegen.«
    Vor dem »Großen Hotel« stehen zwei Männer. Sie lehnen sich gegeneinander. Joel kennt sie. Der kleine Dicke ist der Eisenwarenhändler Rudin. Der große Magere ist Walter Kringström, der ein Tanzorchester hat und Klarinette spielt.
    Im Hintergrund, auf dem Hof des Hotels, versucht der Gastwirt Roth sein Auto in Gang zu kriegen. Der Motor springt nicht an, und sie können hören, wie Roth flucht, als er an

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