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Joel 3 - Der Junge der im Schnee schlief

Joel 3 - Der Junge der im Schnee schlief

Titel: Joel 3 - Der Junge der im Schnee schlief Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henning Mankell
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musste mit Sara zu tun haben.
    Dass es Mittwoch war, passte Joel ausgezeichnet. Am Küchentisch konnte er seine Pläne für den Abend entwerfen. Er brauchte kein Mittagessen zu kochen, sondern konnte sich mit ein paar harten Eiern begnügen und ein Butterbrot essen.
    Ehnströms Laden machte um sechs Uhr zu. Spätestens dann musste er an Ort und Stelle sein.
    Jetzt war es Viertel nach fünf. In einer halben Stunde war es Zeit zu gehen. Er spürte die Spannung. Jemanden zu beschatten, der nicht wusste, dass man dort im Hintergrund war, das mochte Joel sehr gern.
    Vor einigen Jahren hatte er nichts anderes getan als andere Leute zu beschatten. Er hatte den Pfarrer beschattet und den Apotheker und sogar den Bahnhofsvorsteher Knif. Die Einzige, die er noch nie beschattet hatte, das war Frau Nederström. Aber sie war auch nie draußen, außer wenn sie zur Schule ging oder nach Hause. Nie war Joel entdeckt worden. Warum es so aufregend war, andere Leute zu beschatten, wusste er nicht. Vielleicht, weil er sich überlegen fühlte. Die Zeit stürmte davon. Er musste aufbrechen. Er schnürte seine Stiefel und war schon unterwegs. Fünf Minuten vor sechs stand er auf der gegenüberliegenden Seite des Ladens. Durch das erleuchtete Schaufenster konnte er sehen, dass immer noch Kunden drinnen waren. Dann verschwand einer nach dem anderen. Die Jalousie vor dem Eingang wurde heruntergelassen.
Geschlossen.
Joel wartete. Jetzt machte er sich Sorgen, sie könnte vielleicht gar nicht da sein. Aber da kam sie von der Rückseite des Hauses. Es war die neue Verkäuferin.
    Er wartete, bis sie um die Ecke beim Möbelladen verschwunden war. Dann folgte er ihr.

8
    Vorsichtig glitt Joel um die Straßenecke. Dort vorn war sie. Sie hatte die Straße überquert. Joel wartete, bis sie das leere Grundstück erreichte, wo die Uhrwerkstatt gestanden hatte, bevor sie abbrannte. Dann folgte er ihr. Sie war beim Kiosk stehen geblieben. Was sie kaufte, konnte er nicht sehen. Sie ging weiter. Joel wollte auch gerade weitergehen, als er jäh stehen blieb. Samuel kam auf der anderen Straßenseite heran. Auf dem Weg zu Sara. Hastig drehte Joel um und versteckte sich auf dem leeren Grundstück. Er kauerte sich hinter einen Haufen schwarz verbrannter Balken. Einen Augenblick später sah er Samuel vorbeigehen. Jetzt würde er sie natürlich nicht mehr wieder finden, dachte er wütend. Er lief wieder auf die Straße. Vorm Kiosk war niemand. Er blieb vor der Luke stehen und zog den einen Fäustling aus. Der alte Rudin stand im Kiosk. Bei ihm kaufte Otto immer die Zeitschriften, die nicht im Schaufenster lagen, sondern unsichtbar in einem Regal unter dem Tresen.
    »Die hier gerade gewesen ist, hat einen Handschuh verloren«, sagte Joel.
    »Lass ihn hier«, sagte Rudin. »Sie kommt bestimmt wieder.«
    »Ich wollte sowieso mit ihr reden«, sagte Joel. »In welche Richtung ist sie gegangen?«
    »Das hab ich nicht gesehen«, sagte Rudin.
    Joel ging weg. Sie konnte in mindestens drei Richtungen verschwunden sein. Wenn er lief, würde er sie vielleicht finden. Er entschied sich für die größte Straße, die zur Kirche führte. Und er hatte Glück. Er sah sie wie einen Schatten bei der alten Apotheke um die Ecke biegen. Er atmete auf.
    Sie ging auf die Häuser zu, die auf dem Abhang zum Fluss hinunter lagen. Dort wohnte sie also. Wenn sie nur nicht draußen in Svensvallen wohnte. Das war mehrere Kilometer von hier entfernt. Sie könnte auch ein Zimmer in Ranks Pension am Eingang des Ortes gemietet haben. Aber mehr Möglichkeiten gab es nicht.
    Sie blieb vor dem mittleren der drei Häuser stehen und verschwand durch die Haustür. Joel schaute am Haus hinauf. Nach einer Weile wurde es hinter einem Fenster im zweiten Stock hell. Er dachte darüber nach, was das bedeuten könnte. Sie könnte bei jemandem zur Untermiete wohnen, den er nicht kannte. Aber vielleicht hatte sie auch eine eigene Wohnung.
    Da sie jedoch nicht in der Pension wohnte, war sie also in den Ort gezogen um zu bleiben. Es war nicht nur ein kurzer Besuch hinter Ehnströms Ladentresen.
    Joel wartete. Stampfte und hüpfte auf der Stelle, damit ihm nicht kalt wurde. Aber die Stiefel waren wirklich viel zu klein. Er musste mit Samuel reden. Sonst würde er sic h noch die Füße aufscheuern.
    Dann überquerte er die Straße und betrat das Haus. Wenn jemand kam und ihn fragte, was er hier suchte, wollte er nach einer Person fragen, die Sverker hieß.
    Im Treppenhaus hing eine Tafel mit den Namen von den Leuten,

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