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JörgIsring-UnterMörd

Titel: JörgIsring-UnterMörd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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paar
verlorene Gestalten bevölkerten den Raum. Zwei Männer in Anzügen standen an der
Theke, nutzten ihre Mittagspause für ein schnelles Bier. Krauss hätte auch
einen Schluck vertragen, etwas Stärkeres, aber er brauchte einen klaren Kopf.
Bei einem Mann wie Bensler durfte er sich keinen Fehler leisten. Es würde sein
letzter sein. Krauss wandte sich ab und verließ den Pub. Draußen war es
sommerlich schwül, ungewöhnlich für London, doch seine Sinne waren nur nach
innen gerichtet. Er nahm weder die Hitze noch den Geruch von Autoabgasen und
heißem Asphalt wahr. London dampfte aus allen Poren, und der Himmel hing wie
eine Glocke über der Stadt. Selten vertrieb ein Windstoß den fauligen Dunst,
alles schmorte in seinem Saft. Krauss quetschte sich in seinen Riley und
kurbelte das Fenster herunter. Er startete den Motor, reihte sich in den
Verkehr ein. Die Sache duldete keinen Aufschub. Jede Stunde, die Bensler
ungestört in der Stadt herumschnüffelte, bedeutete eine potenzielle Gefahr.
Aber vorher musste er zu Hause vorbeischauen. Wenn man in einen Krieg zog,
musste man aufrüsten.
    Daheim
angekommen, ging er sofort in den Keller. Ungeduldig ruckelte er ein Regal mit
Konservendosen beiseite. Die Holzplanken darunter ließen sich anheben. Es war
kein perfektes Versteck, das wusste Krauss, aber es tat seine Dienste. Er zog
einen schmutzigen Lappen aus dem Hohlraum, faltete ihn auseinander. Ein 45er
Colt Automatik kam zum Vorschein, seine Antwort auf knifflige Fragen.
Zuverlässig und brachial. Er zog den Ladeschlitten zurück, ließ ihn
einschnappen. Holte zwei Magazine aus dem Hohlraum, schob eines in den Griff
der Waffe, lud erneut durch. Auf den Colt war Verlass. Es gab wenig, was diese
Projektile nicht durchschlugen. Das Problem war die Lautstärke. Sollte er die Pistole
einsetzen müssen, würde ihm nicht viel Zeit bleiben. Der Colt weckte Tote. Aber
Krauss hatte nicht unbedingt vor, ihn zu benutzen. Die schwere Waffe war nur
seine Versicherung für den Notfall, die Kavallerie. Normalerweise zog er für
seine Aufträge ein handlicheres Kaliber vor, eine kleine 22er Walther PPK mit
Schalldämpfer. Deren Schüsse waren einen Raum weiter kaum zu hören, dazu war
die Waffe zuverlässig und narrensicher. Wenn man nah genug an die Zielperson
herankam. Bisher war Krauss dies immer gelungen, aber bei Bensler durfte er
nicht davon ausgehen. Der Colt richtete auch auf größere Entfernung genug Unheil
an.
    Krauss stellte sich vor, wie die Kugeln Benslers Körper durchschlugen. Er
schloss die Augen und atmete tief durch. Sein Wunsch nach Rache durfte seine
Pläne nicht gefährden. Dass Bensler alleine sein würde, war unwahrscheinlich.
Oberste Priorität war es, Christa und den Jungen zu schützen. Also durfte niemand
in der Canal Street 164 überleben.
    Krauss sicherte die Waffe und steckte sie in die Jackentasche. Danach zog
er die Walther aus dem Schulterhalfter und überprüfte das Magazin. Es war
voll. Er war gewappnet.
    Bevor er losfuhr, dachte er kurz daran, Doyle zu informieren. Eine
Schnapsidee! Der MI5-Mann hätte ihm ein derartiges Massaker nie gestattet,
sondern stattdessen versucht, Bensler zu verhaften und zu drehen, ihn auf
seine Seite zu ziehen. Krauss schauderte bei dem Gedanken. Er würde das nicht
zulassen, eher riskierte er, vor einem Militärgericht zu landen. Wobei sie ihn
wohl eher kaltstellen würden, auf die eine oder andere Art. Toleranz gegenüber
eigenmächtig handelnden Mitarbeitern, noch dazu externen Kräften, zählte nicht
gerade zu den Stärken des MI5. Vielleicht kam er ja ungeschoren aus der Sache
raus - wer wusste das schon? Irgendwie war es Krauss auch egal. Die Dinge
standen so, wie sie standen. Nicht mal einen richtigen Plan hatte er. Außer
dass er auf das Überraschungsmoment setzte. Alte Indianerweisheit, Betonung
auf alt. Er hoffte einfach auf ein wenig Glück, hatte das Gefühl, es verdient
zu haben.
    Im Auto konzentrierte er sich auf die nächsten Schritte. Er brauchte einen
guten Posten, von dem sich das Haus unbemerkt beobachten ließ. Am helllichten
Tag war eine Person im Wagen zu auffällig. Eine Wohnung gegenüber wäre ideal,
aber risikoreich. Wohin mit den Bewohnern? Sie durften ihn nicht wiedererkennen,
was ihn zwingen würde, Unschuldige zu töten. Das wollte er, wenn es irgendwie
ging, unbedingt vermeiden. Manchmal heiligte der Zweck die Mittel, redete er
sich ein. Und widersprach sich sofort - er war nicht so menschenverachtend wie
Bensler. Vielleicht hatte es

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