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JörgIsring-UnterMörd

Titel: JörgIsring-UnterMörd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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kicherte leise. Was für ein absurder
Gedanke! Besser wäre es, mitten in den Berghof zu fliegen, justamente, wenn
alle ihre Gläser zum Wohl des Führers erheben würden. Das wäre ein stilvoller
Abgang, das würde Wellen schlagen noch im hintersten Winkel der Welt. Leider
würde er davon nichts mehr mitbekommen, und das wäre wirklich schade. Aber
träumen war erlaubt, und während Göring sich das Chaos so farbig wie möglich
ausmalte, dämmerte er allmählich hinweg.
    In Ainring, dem von Hitler für größere Maschinen ausgebauten Flughafen von
Berchtesgaden, wartete schon eine schwarze Mercedes-Limousine auf dem
Rollfeld. Göring verabschiedete sich per Handschlag von den Piloten und stieg
die Treppe hinunter. Unten hielt ihm Eduard Ramsberger, sein Fahrer am Obersalzberg,
wo Göring sich eine prächtige Villa eingerichtet hatte, die hintere Tür auf.
Der Reichsfeldmarschall hob nachlässig den rechten Arm und reichte Ramsberger
die Hand.
    »Heil Hitler, Ramsberger. Was macht die Familie?«
    »Alles wohlauf, Eure Exzellenz.«
    »Na dann, bringen Sie mich mal heil zum Führer.«
    Ramsberger grinste pflichtschuldigst über Görings Scherz, obwohl er ihn
schon tausendmal gehört hatte. Der Feldmarschall ließ sich auch gerne die
neuesten Witze über sich erzählen, aber der Chauffeur hatte heute keinen parat.
Behutsam schloss er die Tür hinter seinem Arbeitgeber, ging um den Mercedes
herum und stieg auf der Fahrerseite ein. Langsam steuerte er den großen Wagen
an einigen wartenden und parkenden Flugzeugen vorbei und herunter vom Gelände
des Flugplatzes. Göring kannte den Weg von Ainring zum Obersalzberg wie seine
Westentasche, und er genoss das Alpenpanorama. Gerade an einem so wunderbaren
Augusttag wie heute.
    »Prächtiges Wetter, Ramsberger. Sie müssen ein glücklicher Mensch sein, mit
der Sonne und diesen Bergen.«
    »Im Prinzip schon, Herr Feldmarschall. Aber es zieht was auf, das ist bald
vorbei mit der Sonne.«
    Göring schaute aus dem Fenster. »Ich sehe nichts.«
    »Glauben Sie's mir. Es zieht was auf.«
    »Wenn Sie es sagen, wird's schon stimmen.«
    Göring lehnte sich zurück. Nur noch eine gute Stunde, und er würde wissen,
was Hitler zu sagen hatte. Natürlich hatte er einen Verdacht; der Führer ließ
nicht die versammelte Generalität antanzen, um über die Produktivitätsrate der
deutschen Landwirtschaft zu reden. Es würde um Wesentliches gehen, um die Zukunft,
um ihrer aller Zukunft. Göring vermutete, dass Hitler sie einschwören würde auf
seine Absichten, was Polen betraf. Was angesichts der Gäste, die er dazu
eingeladen hatte, sicherlich nicht darauf hinauslief, die Polen zu einem
Völkerballturnier einladen zu wollen.
    Mittlerweile
schraubte sich der Wagen die kurvenreiche Straße zum Berghof hoch. Göring
zupfte sein Lederwams zurecht. In den Spitzkehren öffnete sich der Blick weit
über das waldreiche Berchtesgadener Land. Dunkle Wolken verdüsterten den Himmel.
    »Tatsächlich, Ramsberger, da zieht was auf.«
    Ramsberger sah kurz in den Rückspiegel und zuckte mit den Achseln. Der
Berghof kam in Sicht. Bewaffnete Soldaten des Reichssicherheitsdienstes und der
SS bewachten das Gelände. Überall parkten Fahrzeuge, meist große Limousinen.
Göring war nicht der Erste. Ihn störte das nicht. Sollten sie alle so schnell herdackeln,
wie sie wollten. In Wahrheit war er längst da. Es war wie in der Geschichte mit
dem Hasen und dem Igel. Ihm wäre nur lieb, die Hasen hier würden alle auf der
Stelle tot zusammenbrechen. Was wäre das für eine wunderbare Ruhe. Ramsberger
hielt am Fuß der Treppe, die auf die weitläufige Terrasse des Berghofs führte.
Ein Diener öffnete die Wagentür.
    Göring stieg aus. Draußen knallte Julius Schaub, Hitlers persönlicher
Adjutant, zackig die Hacken zusammen und streckte den Arm hoch zum Hitlergruß.
    »Heil Hitler, Herr Reichsfeldmarschall. Willkommen auf dem Berghof.«
    »Heil Hitler, Schaub.«
    »Hoffe, Sie hatten eine gute Reise.«
    »Machen Sie sich mal keine Gedanken, Schaub. Wo gibt's den Tee?«
    Schaub geleitete Göring die Treppe hoch, auf der zu beiden Seiten Soldaten
der Leibstandarte Adolf Hitler Spalier standen. Auf der Terrasse unterhielten
sich etliche, in Zivil gekleidete Männer, in ihren Händen Gläser, die alles
Mögliche enthielten, aber garantiert keinen Tee. Göring registrierte die
Admiräle Boehm und Canaris, Sondermann und Pohlstein.
    »Der Führer bittet darum, dass sich alle in der Großen Halle einfinden. Er
wird in wenigen

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