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JörgIsring-UnterMörd

Titel: JörgIsring-UnterMörd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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er
so nicht identifizieren. Aber das würde ein Nachspiel haben, so viel war
sicher. Ein General mehr oder weniger brachte die Deutsche Wehrmacht nicht in
Verlegenheit. Pah!
    Er zuckte zusammen. Hitler hatte seinen Namen ausgesprochen.
    »Göring kann das bestätigen. Wirtschaftlich geht es uns so schlecht, dass
wir nur noch wenige Jahre durchhalten können. Uns bleibt nichts anderes übrig,
als zu handeln. Aber wir müssen uns nicht fürchten. Unsere Gegner haben
unterdurchschnittliche Führer. Keine Persönlichkeiten. Keine Herren, keine
Tatmenschen.«
    Görings kurzzeitig hochgefahrene Aufmerksamkeit erlosch. Worauf das alles
hinauslief, war klar. Das konnte sich jeder ausrechnen, der nur über ein
Quäntchen logisches Denken verfügte. Schwachkopf plus Armee ergab Krieg. Auf
das Geschwätz konnte man verzichten. Für ihn hätte ein einziger Satz gereicht.
Aber nein, mit Hitler war das nicht zu machen. Er stand da, als würde er einen
berühmten Interpreten ankündigen, schon im voraus beseelt von dessen Vortrag.
Dabei war er nur beseelt von sich selbst. Göring versuchte wieder, Sinn in das
Auf und Ab von Hitlers schneidender Stimme zu bringen.
    »Wie ist es um die britische Aufrüstung tatsächlich bestellt? Auf dem
Gebiet der Luftwaffe ist zwar einiges geschehen, aber noch lange nicht genug.
Zurzeit verfügt England nur über 150 Flaks. Noch ist England in der Luft
verwundbar, aber das kann sich ändern. Wir müssen unsere Luftüberlegenheit
ausnutzen. Die englische Luftwaffe besitzt nur 130000 Mann, die französische
72 000, die Polen haben 15000 Mann. Unsere Luftwaffe steht dem mit 390000 Mann
entgegen.«
    Göring musste
schlucken. Von dieser Zahl war die Luftwaffe so weit entfernt wie er von seinem
Idealgewicht. Er war jetzt ganz Ohr.
    »Wir werden den
Westen halten, bis wir Polen erobert haben. Der Gegner hatte noch die Hoffnung,
dass Russland sich gegen uns stellen würde. Unsere Gegner sind kleine Würmchen.
Ich habe sie in München gesehen. Wir sind mit Russland ins Gespräch gekommen.
Wir haben einen Nichtangriffspakt vorgeschlagen. Russland hat geantwortet, es
sei zu einem Abschluss bereit. In diesen Stunden ist Außenminister Ribbentrop
auf dem Weg nach Moskau, um den Vertrag abzuschließen. Nun ist Polen in der Lage,
in der ich es haben wollte. Die Veröffentlichung des Nichtangriffspakts hat
eingeschlagen wie eine Granate. Damit ist der Weg für die Soldaten frei. Ich
habe meine Pflicht getan, nun tun Sie die Ihrige.«
    Hitler verstummte.
    Göring zögerte keine Sekunde. In den letzten Minuten war ihm klar geworden,
was zu tun war. Er musste es halten wie Hitler - seine Gegner im Sturm erobern.
Göring bahnte sich einen Weg durch die Reihen der Oberbefehlshaber. Drei Meter
vor Hitler blieb er stehen, knallte die Hacken zusammen und hob den Arm zum
Gruß.
    »Mein Führer! Im Namen der hier versammelten Offiziere
gelobe ich Treue und Gehorsam. Auf dass wir die Gegner in die Knie zwingen.«
    Hitler sah ihn milde lächelnd an. Dann wandte er sich
noch einmal an alle. Seine Stimme drang bis in den letzten Winkel des Raums.
»Ich habe nur Angst, dass mir im letzten Moment noch irgendein Schweinehund
einen Vermittlungsplan vorlegt.«
     
    6.
    DJURSHOLM
    24. August Dahlerus' Haus, Vormittag
    Fast hatte Birger Dahlerus die Hoffnung schon aufgegeben. Mehr als zwei
Wochen waren seit seinem letzten Gespräch mit Göring vergangen. Zwei Wochen, in
denen der Schwede an seiner Mission verzweifelte, in denen das untätige Warten
in Stockholm ihn beinahe zerriss. Erfolglos hatte er versucht, sich abzulenken,
sich kopfüber in die Arbeit gestürzt, aber schnell gemerkt, dass die bewährten
Mechanismen nicht funktionierten. Als Geschäftsführer der Bolinder Fabriks war
er für sein Unternehmen eher eine Last als eine Hilfe und froh darüber, mit
Henrik Gunnarson einen zuverlässigen und verständnisvollen Compagnon an seiner
Seite zu wissen, dem er den Betrieb anvertrauen konnte. Einzig und allein
Elisabeth munterte Dahlerus auf, wenn der Gedanke an den in der Ferne
heraufziehenden Krieg ihn wieder zu erdrücken drohte.
    »Mach dir keine Vorwürfe, Birger«, beschwichtigte sie ihren Mann, »du hast
getan, was in deiner Macht steht. Mehr als das. Welcher normale Ingenieur
bekommt schon Hermann Göring an seinen Wohnzimmertisch, um mit ihm über den
Frieden zu verhandeln?«
    Dahlerus schaute
sie in solchen Momenten immer verständnislos an. »Und was hat es gebracht?
Nichts. Absolut nichts. Wir sitzen hier, während

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