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John Corey 01 - Goldkueste

John Corey 01 - Goldkueste

Titel: John Corey 01 - Goldkueste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nelson DeMille
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überall gegeben.«
    »Fischadler erleben ein großes Comeback.«
    »Alles erlebt ein großes Comeback. Die verdammten Hirsche haben meine Rhododendren kahlgefressen.« Sie führte mich aus dem Schlafzimmer hinaus. »Sie wollten unser Archiv sehen.«
    »Ja.«
    Sie zeigte mir einen Raum, der vermutlich einst ein ger äumiges Schlafzimmer gewesen und jetzt mit Regalen und einem langen Eichentisch vollgestellt war. »Wir haben Bücher und Originaldokumente, die bis sechzehnhundertfünfzig zurückreichen. Verträge, Briefe, Testamente, Urteile, Predigten, Armeebefehle, Schiffsmanifeste und Logbücher. Manches davon ist echt faszinierend.«
    »Wie sind Sie zu diesem Hobby gekommen?«
    »Nun, das hängt wohl damit zusammen, dass ich hier aufgewachsen bin. Ich stamme von den ersten Siedlern ab.«
    »Aber Sie sind hoffentlich nicht mit Margaret Wiley verwandt.«
    Sie l ächelte. »Weitläufig. Finden Sie Margaret etwa nicht reizend?«
    »Kein Kommentar.«
    »Archivarbeit hat gewisse Ähnlichkeit mit Detektivarbeit, glaube ich«, fuhr sie fort. »Sie wissen schon - Rätsel, Fragen, die beantwortet werden müssen, Zusammenhänge, die aufzuklären sind. Finden Sie nicht auch?«
    »Gut möglich«, sagte ich und fuhr fort: »Als kleiner Junge wollte ich Archäologe werden. Ich habe sogar mal eine Musketenkugel gefunden. Irgendwo dort draußen. Ich weiß aber nicht mehr genau, wo. Jetzt, wo ich alt und gebrechlich bin, sollte ich mich vielleicht auf Archivarbeit verlegen. «
    »Oh, Sie sind noch nicht so alt. Aber vielleicht hätten Sie Spaß daran. Ich kann Ihnen beibringen, dieses Zeug zu lesen.«
    »Sind das keine englischen Texte?«
    »Doch, aber das Englisch des siebzehnten und achtzehnten Jahrhunderts ist oft schwierig. Die Rechtschreibung ist mitunter recht willkürlich und die Schrift schwer zu entziffern. Hier, sehen Sie sich das an.« Sie schlug einen auf dem Tisch liegenden großen Ordner auf. Er enthielt Klarsichthüllen, in denen jeweils ein altes Schriftstück steckte. Sie wählte eines aus und forderte mich auf: »Versuchen Sie mal, das zu lesen.«
    Ich beugte mich über die verblasste Schrift und las fließend vor: »Liebe Martha, du darfst nicht glauben, was die Leute über mich und Mrs. Farnsworth erzählen. Ich bin immer anständig und treu. Du hoffentlich auch? Dein dich liebender Mann - George. «
    Sie lachte. »Das steht aber nicht da.«
    »So sieht's aber aus.«
    »Moment, ich lese Ihnen den Text vor.« Sie zog den Ordner zu sich heran. »Diesen Brief hat ein gewisser Phillip Shelley am dritten August sechzehnhundertachtundneunzig an Lord Bellomont, den königlichen Gouverneur, geschrieben.« Sie las mir den Text vor, den ich nicht hatte entziffern können. Der Brief strotzte von Floskeln wie »Euer Lordschaft«, »mit ehrerbietigster Ergebenheit« und »Euer Gnaden untertänigst gehorsamer Diener«. Der Verfasser beschwerte sich über eine angebliche Benachteiligung im Zusammenhang mit Streitig keiten wegen eines Ackers. Ich meine, diese Leute waren übers Meer auf einen neuen Kontinent gekommen und meckerten hier genauso wie früher daheim im englischen Southwold mit »w«.
    »Sehr eindrucksvoll«, sagte ich.
    »Da ist nichts dabei. Das können Sie in ein paar Monaten lernen. Ich hab's Fredric in zwei Monaten beigebracht, obwohl er sich nie lange konzentrieren kann. «
    »Wirklich?«
    »Die Sprache ist weniger schwierig als Schrift und Rechtschreibung.«
    »Richtig.« Ich fragte: »Kann ich ein Mitgliederverzeichnis haben?«
    »Klar.« Sie ging mit mir ins Büro, gab mir ein geheftetes Mitgliederverzeichnis und schlüpfte dann in ihre Sandalen.
    »Wie haben Sie diesen Job bekommen?« fragte ich.
    Sie zuckte mit den Schultern. »Weiß ich selbst nicht... Eigentlich ist er nur lästig. Das war so eine von Fredrics dämlichen Ideen, um sein gesellschaftliches Prestige zu heben. Ich bin hier zunächst nur Archivarin gewesen, was mir nichts ausgemacht hat. Dann hat er mich als Vorsitzende vorgeschlagen, und was Fredric will, bekommt er auch. Außerdem bin ich weiterhin die Archivarin. Alles in allem Blumenmädchen, Vorsitzende und Archivarin der Peconic Historical Society.«
    »Sind Sie hungrig?«
    »Klar. Ich muss nur noch im Laden anrufen.« Während sie telefonierte, sah ich mir ein Gemälde auf dem Korridor an und hörte sie halblaut sagen: »Vielleicht komme ich heute Nachmittag nicht mehr in den Laden.«
    Allerdings nicht, Ms. Whitestone, wenn ich irgendwas dazu tun kann. Sie kam aus dem B üro, und wir

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