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John Corey 01 - Goldkueste

John Corey 01 - Goldkueste

Titel: John Corey 01 - Goldkueste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nelson DeMille
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fuhren, erklärte sie mir: »Bei uns ist der Herbst viel länger als anderswo. Bei uns kann das Obst noch an den Bäumen hängen und das Gemüse noch nicht geerntet sein, wenn's drüben in New England bereits schneit.« Sie fragte: »Langweile ich dich?«
    »Nein, nein, keineswegs. Du schilderst alles sehr lebhaft und plastisch. «
    »Danke.«
    Ich hatte den ersten Absatz der zum Schlafzimmer hinauf führenden Treppe erklommen.
    Wir achteten beide darauf, locker und unbefangen zu bleiben, wie es Leute tun, die eigentlich etwas nervös sind, weil sie wissen, dass sie wahrscheinlich auf dem Weg ins Bett sind.
    Als wir von der Stra ße abbogen und auf das viktorianische Landhaus zufuhren, sagte Emma: »Eine große angemalte Lady.«
    »Wo?«
    »Das Haus. So nennen wir diese alten Villen.«
    »Oh. Richtig. Meine Tante war übrigens Mitglied der Peconic Historical Society. June Bonner.«
    »Der Name kommt mir bekannt vor.«
    »Sie hat Margaret Wiley gekannt. Meine Tante wurde hier geboren, deshalb hat sie Onkel Harry überredet, dieses Sommerhaus zu kaufen.«
    »Weißt du ihren Mädchennamen?«
    »Nein - vielleicht hat sie Witherspoonhamptonshire geheißen.«
    »Machst du dich über meinen Namen lustig?«
    »Nein, Ma'am.«
    »Lass dir sagen, wie deine Tante mit Mädchenname geheißen hat.«
    »Okay.« Ich hielt vor der angemalten Lady.
    »Stammt sie aus einer alten Familie, kann ich in unserem Archiv nachsehen. Wir haben viel Material über die ersten Familien.«
    »Yeah? Viele Leichen im Keller?«
    »Manchmal.«
    »Vielleicht stammt Tante June von Pferdedieben und Huren ab.“
    »Schon möglich. Die sind in meinem Stammbaum häufig vertreten.«
    Ich schmunzelte.
    »Vielleicht sind ihre und meine Familie verwandt«, meinte Emma. »Du und ich könnten entfernt verwandt sein.«
    »Möglich.« Ich war jetzt oben an der Treppe - keine drei Meter von der Schlafzimmertür entfernt. In Wirklichkeit saß ich noch in meinem Jeep. »Da sind wir«, sagte ich und stieg aus.
    Emma stieg ebenfalls aus und begutachtete das Haus. Dann fragte sie: »Ist das ihr Haus?«
    »Gewesen. Sie ist tot. Onkel Harry will es mir verkaufen.«
    »Für einen allein ist es zu groß.«
    »Ich könnt's auseinandersägen.« Okay, ins Haus, Rundgang
    durchs Erdgeschoß, ein Blick auf den Anrufbeantworter -keine Nachrichten -, in die Küche, um zwei Dosen Bier zu holen, hinaus auf die Veranda und in zwei Korbsessel.
    »Ich liebe es, aufs Wasser hinauszusehen«, sagte sie.
    »Dann bist du hier richtig. Ich habe monatelang nichts anderes getan.«
    »Wann musst du wieder arbeiten?«
    »Weiß ich nicht genau. Nächsten Donnerstag soll ich wieder zum Arzt.«
    »Wie bist du überhaupt dazu gekommen, im Fall Gordon zu ermitteln?«
    »Chief Maxwell.«
    Sie wechselte das Thema. »Ich sehe dein Boot nicht«, sagte sie.
    Ich blickte auf den baufälligen Steg hinaus. »Es scheint gesunken zu sein.«
    »Gesunken?«
    »Oh, da fällt mir ein, dass es zur Reparatur ist.«
    »Hast du ein Segelboot?«
    »Nein, ich bin mehr für Motorboote. Kannst du segeln?“
    »Ein bisschen.«
    Und so weiter.
    Ich hatte Jacke und Bootsschuhe ausgezogen und meine Hemds ärmel hochgekrempelt. Sie hatte ihre Riemchensandalen abgestreift, und wir hatten beide unsere nackten Füße aufs Geländer gelegt. Der Saum des beigen Baumwollkleids war bis weit über ihre Knie hochgerutscht.
    Ich hatte mein Fernglas geholt, und wir betrachteten abwechselnd das Meer, die Boote, die Marschen, den Himmel und was es sonst zu sehen gab.
    Ich war jetzt beim dritten Bier, und sie hatte bisher mit mir Schritt gehalten. Mir gefallen Frauen, die einen anständigen Schluck vertragen können. Sie war vielleicht ein bisschen angeheitert, aber ihr Kopf und ihre Stimme waren unverändert klar.
    Sie hielt das Fernglas in einer Hand und ein Budweiser in der anderen. »Long Island ist eine Art Rastplatz für Zugvögel, die entlang der Atlantikküste nach Süden fliegen«, sagte sie. Dann richtete sie das Fernglas wieder auf den Himmel und fuhr fort: »Ich sehe Schwärme von Kanadagänsen - lange Ketten von Gantern und eine lückenhafte Kette alter Gänse. Sie alle bleiben bis November hier und fliegen dann nach Süden weiter. Die Fischadler überwintern in Südamerika.«
    »Das ist gut.«
    Sie ließ das Fernglas sinken und starrte aufs Meer hinaus. »An stürmischen Tagen, wenn ein Nordoststurm heult, ist der Himmel silbergrau, und die Vögel benehmen sich seltsam. Dann hat man hier das unheimliche Gefühl, in einer Umgebung

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