John Corey 01 - Goldkueste
Brauchte ich drei Leute, um das zu erfahren? Ich wurde offenbar unter die Lupe genommen.
Der junge Mann gab mir eine Visitenkarte. »Rufen Sie uns an, falls es Probleme gibt.«
»Das mache ich. Vielen Dank für Ihre Hilfsbereitschaft.« Ich ging zur Tür, drehte mich noch einmal um und sagte: »Emma hat wirklich einen hübschen Laden.«
Alle drei l ächelten.
Ich verließ das Blumengeschäft. Diesen Test hatte ich m ühelos bestanden.
Eine Minute sp äter saß ich wieder in meinem Jeep und war nach Cutchogue unterwegs. Ich fand es grässlich von mir, dass ich auch nur daran gedacht hatte, Emma Whitestone könne mit Mr. Tobin oder anderen unter einer Decke stecken. Ich meine, sie hatte ihren neuen Freund von allen ihren Mitarbeitern begutachten lassen.
Findet man sich mit einer Frau, die man gerade erst kennen gelernt hat, im Bett wieder, muss man sich jedoch fragen, ob das auf den eigenen Charme oder bestimmte Absichten zurückzuführen ist. Aber schließlich hatte ich sie aufgesucht, nicht sie mich. Wo hatte ich ihren Namen her? Von Margaret Wiley. Zwischen allen diesen Leuten schien es Verbindungen zu geben. Vielleicht war auch Margaret in den Fall Gordon verwickelt. Vielleicht war die gesamte erwachsene Bevölkerung der North Fork darin verwickelt - und ich der einzige ahnungslose Außenstehende.
Ich fuhr auf den kleinen Parkplatz des PHS-Museums. Diesmal stand dort kein Lieferwagen, sondern ein zehn Jahre alter Ford.
Ich lie ß den Nachttopf auf dem Rücksitz liegen, weil dies vielleicht nicht der richtige Augenblick war, um ihn zu überreichen. Vielleicht nach dem Abendessen.
Am Museumsportal hing wieder eine Haftnotiz, auf der nur Herein! stand.
Ich befolgte die Aufforderung. In der gro ßen Eingangshalle rief ich: »Emma!« Keine Antwort. Ich machte einen Rundgang durchs Erdgeschoß und rief mehrmals ihren Namen. Keine Antwort. Andererseits war es schwer vorstellbar, dass sie das Museum mit seinen kostbaren Antiquitäten verlassen hatte, ohne hinter sich abzuschließen. Vielleicht telefonierte sie oben und hörte mich deshalb nicht.
Ich stieg also die Treppe hinauf, deren Stufen laut knarrten. Ich sage nicht, dass ich am liebsten meinen Revolver in der Hand gehabt h ätte, aber wohler wäre mir doch gewesen.
Als ich oben war, blieb ich stehen, um zu horchen. Kein Laut außer dem für alte Holzhäuser typischen leisen Ächzen und Knarren. Ich beschloss, in den oberen Salon zu gehen, der im hinteren Teil lag.
Ich bemühte mich, so leicht aufzutreten, dass die verdammten Bodendielen nicht knarrten, aber sie ächzten und knarrten bei jedem Schritt.
Dann erreichte ich die Salontür. Sie war geschlossen, und ich stieß sie auf. Ihre verdammten Angeln quietschten laut. Verdammt!
Ich trat ein. Hinter der halboffenen Tür ertönte ein lauter Schrei. Als ich mich herumwarf, kam Emma mit einem Degen auf mich zugestürzt und rammte ihn mir in den Unterleib. Dabei kreischte sie: »Stirb, du Schurke!«
Mein Herz raste, und ich hätte mir beinahe in die Hose gemacht. »Sehr witzig«, sagte ich grinsend.
»Ich hab' dich erschreckt, stimmt's?«
Sie hatte einen blauen Dreispitz auf dem Kopf und hielt einen weichen Plastikdegen in der Hand.
»Ein bisschen überrascht.«
»Du hast aber mehr als bloß überrascht ausgesehen.«
Ich hatte mich wieder gefangen und stellte fest, dass sie heute zu einer blauen Bluse eine beige Sommerhose und Sandalen trug.
»Degen und Dreispitz habe ich aus unserem Geschenkladen«, erklärte sie mir. »Wir führen einen ganzen Haufen solcher Sachen für Kinder.«
Sie trat an den Sessel am Kamin und hielt einen schwarzen Zweispitz mit einem weißen Totenschädel und gekreuzten Knochen, einen Plastiksäbel, eine Augenklappe und ein Pergament hoch. Nachdem ich den Hut aufgesetzt hatte, bestand sie darauf, dass ich die Augenklappe anlegte, und streckte mir den Säbel in meinen Gürtel. Dann zeigte sie mir das vergilbte Pergament, das eine als »Pyrate Mappe« bezeichnete Schatzsucherkarte sein sollte. Dargestellt waren die übliche Palmeninsel, eine Kompassrose, ein dickes Gesicht, das Westwind blies, eine gepunktete Kurslinie und ein Dreimaster nebst Seeschlange - sämtliches Zubehör bis hin zu dem großen schwarzen X, das die Schatzkiste bezeichnete.
»Das ist einer unserer meistverkauften Artikel für Kinder jeglichen Alters«, sagte Emma und fügte hinzu: »Viele Menschen sind fasziniert von Piratenschätzen.«
»Tatsächlich?« »Du etwa nicht?«
»Interessant sind sie
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