John Corey 01 - Goldkueste
Visa?«
»Natürlich.«
»Verpacken Sie ihn mir als Geschenk?«
»Ich gebe Ihnen eine hübsche Geschenktüte.«
»Können Sie eine Schleife um den Henkel binden?«
»Wenn Sie möchten.«
Nachdem ich bezahlt hatte, verließ ich das Antiquitätengeschäft mit dem Nachttopf in einer hübschen rosa-grünen Geschenktüte.
Mein n ächstes Ziel war die Cutchogue Free Library, die seit 1841, dem Jahr ihrer Gründung, dieselben Gehälter bezahlte.
Die Bücherei, ein großes Holzgebäude, das ich wegen seines Turms für eine ehemalige Kirche hielt, stand am Rand des Dorfplatzes.
Ich parkte davor und ging hinein. Am Ausgabeschalter saß eine hagere alte Jungfer, die mich über ihre Lesebrille hinweg musterte. Ich lächelte ihr zu und ging weiter, ohne mich aufhalten zu lassen.
Über der Tür des Lesesaals hing ein Spruchband: Vergrabene Schätze finden - Bücher lesen. Ein ausgezeichneter Rat. Ich fand den Bibliothekskatalog, der zum Glück noch nicht computerisiert war, und saß zehn Minuten später mit dem Standardwerk in Sachen verschollene Schätze an einem der Tische im Lesesaal.
Ich las von John Shelby aus Thackham in England, der im Jahr 1672 von seinem Pferd in ein Dickicht abgeworfen wurde und darin einen Eisentopf mit über fünfhundert Goldmünzen gefunden hatte. Das damalige englische Gesetz besagte, dass alle versteckten oder verlorenen Wertgegenstände der Krone gehörten. Shelby weigerte sich jedoch, das Gold heraus zugeben, wurde verhaftet, wegen Hochverrats verurteilt und geköpft. Das war vermutlich eine der Lieblingsgeschichten von Finanzbeamten in aller Welt.
Ich informierte mich über die von Washington und den einzelnen Bundesstaaten erlassenen Bestimmungen über Schatzfunde, die im Prinzip alle besagten, der gutgläubige Finder dürfe seinen Fund behalten.
Andererseits war das Gesetz zum Schutz amerikanischer Altert ümer zu beachten, und für Schatzfunde auf staatseigenem Gebiet war je nach Lage das Landwirtschafts-, Verteidigungs oder Innenministerium zuständig. Außerdem brauchte man eine Erlaubnis, um auf staatseigenem Gebiet graben zu dürfen, und etwaige Funde gehörten Onkel Sam. Echt großzügig!
Fand man jedoch Geld, Wertsachen oder sonstige Schätze auf eigenem Grund und Boden, durfte man den Fund behalten, sofern man nachweisen konnte, dass der ursprüngliche Besitzer tot oder die Erben unbekannt waren und es sich nicht um Diebesgut handelte. Selbst Diebesgut durfte man behalten, wenn man nachweisen konnte, dass die rechtmäßigen Besitzer zum Zeitpunkt des Schatzfundes tot, nicht namentlich bekannt oder Staatsfeinde waren. Als Beispiele waren Piratenschätze, Kriegsbeute, Schmuggelware und ähnliches angegeben. So weit, so gut.
Noch erfreulicher war, dass die Finanzbehörde in einem unbegreiflichen Anfall von Nächstenliebe von denen, die keine professionellen Schatzsucher waren, nur die Versteuerung des Teils des Schatzes verlangte, den sie im jeweiligen Jahr zu Geld machten. War man beispielsweise Biologe, besaß ein Grundstück und fand darauf durch Zufall oder als begeisterter Hobbyarchäologe einen vergrabenen Schatz, der zehn oder zwanzig Millionen wert war, zahlte man keinen Cent Steuern, bis man einen Teil davon verkaufte. Nicht schlecht, was?
In dem Buch stand auch, dass, falls ein Schatz historischen Wert besitze oder Gegenstand populärer Überlieferungen sei -als Beispiel war tatsächlich Captain Kidds vergrabener Piratenschatz genannt -, dies seinen Wert natürlich erheblich steigere und so weiter.
Ich schmökerte noch eine Zeitlang weiter, sammelte Informationen über die für Schatzfunde geltenden Gesetze und las einige lehrreiche Beispiele und Fallgeschichten. Vor allem ein Fall war interessant: In den fünfziger Jahren hatte ein Mann im Londoner Public Records Office in alten Papieren der Admiralitätsabteilung gestöbert. Dabei hatte er einen vergilbten Brief aus dem Jahr 1750 entdeckt, den der berüchtigte Pirat Charles Wilson an seinen Bruder geschrieben hatte. In diesem Brief, der an Bord eines von der englischen Kriegsflotte gekaperten Piratenschiffs gefunden worden war, hatte Wilson die genaue Lage seines vergrabenen Gold-, Silber- und Juwelenschatzes beschrieben, dessen Wert er selbst auf zwei- hunderttausend Pfund beziffert hatte.
Charles Wilsons Bruder hatte diesen Brief offenbar nie erhalten, denn er war von der englischen Flotte abgefangen worden. Wer hatte den Schatz geborgen? Die englische Kriegsflotte? Oder vielleicht der Mann, der den Brief
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