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John Corey 01 - Goldkueste

John Corey 01 - Goldkueste

Titel: John Corey 01 - Goldkueste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nelson DeMille
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aufgelöst.«
    Das klang ganz so, als hätte sie am liebsten noch mehr aufgelöst. »Soll ich dir ein Sandwich bringen?« fragte ich.
    »Nein, danke. Ich muss jetzt wirklich weiterarbeiten.«
    »Gut, dann bis morgen.«
    Ich verließ den Laden und schlenderte die Main Street entlang. Irgendwie hatte sich unsere noch junge Beziehung verändert. Emma war eindeutig kühler. Frauen verstehen es, einen auf Eis zu legen, und wenn man sie aufzutauen versucht, drehen sie einfach die Temperatur nach unten. Zu diesem Spiel braucht man zwei, und als Mann hat man automatisch schlechte Karten. Deshalb spiele ich nie mit.
    Ich kaufte mir ein Bier und ein Sandwich, stieg in meinen Jeep und fuhr zu Tom und Judys Strandgrundstück hinaus. Dort setzte ich mich auf den Felsen und picknickte. Captain Kidds Felsterrasse. Unglaublich. Und ich zweifelte nicht im geringsten daran, dass die historisch bekannte Zahlenfolge 44106818 sich mit etwas Geschick so hätte deuten lassen, dass sie genau die Stelle bezeichnete, an der Kidds Schatz vergraben war. Die Bedeutung der einzelnen Ziffern lie ß sich beliebig verändern, bis sie einen zuvor festgelegten Ort exakt bezeichneten. »Wirklich clever gemacht, ihr beiden. Aber ich wollte, ihr hättet mich ins Vertrauen gezogen. Dann wärt ihr jetzt nicht tot.«
    Irgendwo zwitscherte ein Vogel. Das klang wie eine Antwort.
    Ich stellte mich auf den Felsen, schaute durch mein Fernglas nach Süden und suchte das Farmland und die Weinberge ab, bis ich den Turm von Fredric dem Schrecklichen fand, der als höchstes Bauwerk weit und breit aus der Ebene aufragte: Lord Freddies Phallussymbol. »Du kleiner Scheißkerl!« sagte ich laut.
    Ich hatte pl ötzlich das Bedürfnis, alles und alle hinter mir zu lassen: mein Telefon, mein Haus, Beth, Max, Emma, das FBI, die CIA, meine Bosse und sogar meine Kumpels in Manhattan. Als ich über die Meerenge nach Connecticut hinübersah, kam ich auf die Idee, ins Foxwoods Resort Casino zu fahren.
    Ich ging zu meinem Jeep hinunter, setzte mich ans Steuer und fuhr nach Orient Point zur F ähre. Bei dem schönen Wetter war die Überfahrt angenehm, und nach einer Stunde und zwanzig Minuten waren mein Jeep und ich in New London, Connecticut.
    Von dort aus fuhr ich nach Foxwoods, dem weitläufigen Hotel- und Spielbankkomplex irgendwo in der Wildnis -tatsächlich auf Indianerland, das den Mashantucket Pequots gehört -, dessen Motto »Zum Teufel mit dir, weißer Mann, wir holen uns jetzt unser Geld zurück« hätte sein können. Ich nahm mir ein Zimmer, kaufte ein paar Toilettenartikel, fuhr im Fahrstuhl nach oben, packte meine Zahnbürste aus und fuhr ins kathedralenartige Kasino hinunter, um mich meinem Schicksal zu stellen.
    Ich hatte verdammt Gl ück beim Blackjack, kam an den Spielautomaten ohne Verluste davon, verlor ein bisschen beim Würfeln und musste am Roulettetisch einiges zusetzen. Gegen acht Uhr war ich erst ungefähr zweitausend Dollar im Minus. Ich amüsierte mich wirklich prächtig.
    Ich versuchte, mich in Fredric Tobin hineinzuversetzen: Mieze am Arm, Spielverluste pro Wochenende etwa zehn Riesen, das Weingut florierend, aber nicht eintr äglich genug. Meine gesamte Welt droht demnächst zusammenzubrechen. Trotzdem mache ich weiter und verspiele sogar noch mehr, weil ich den Jackpot gewinnen werde, der seit nunmehr dreihundert Jahren vergraben ist. Ich weiß genau, wo er liegt; er ist quälend nahe - ich kann den Ort sogar sehen, wenn ich mit meinem Boot an Plum Island vorbeifahre.
    Aber ich kann diesen Schatz nur mit Hilfe von Tom und Judy Gordon heben, die ich ins Vertrauen gezogen und als meine Partner gewonnen habe. Und ich, Fredric Tobin, habe eine gute Wahl getroffen. Von allen auf Plum Island besch äftigten Wissenschaftlern, Verwaltungsangestellten und Arbeitern, die ich kennengelernt habe, sind Tom und Judy meine erste Wahl. Sie sind jung, sie sind intelligent, sie sind vernünftig und stabil, sie besitzen ein gewisses Flair und lassen vor allem eine merkliche Vorliebe für einen gehobenen Lebensstil erkennen.
    Ich vermutete, dass Tobin die Gordons schon bald nach ihrem Zuzug angeworben hatte. Das bewies die Tatsache, dass die beiden nach vier Monaten aus ihrem Haus im Binnenland in der Nähe des Fährhafens in ein Haus am Wasser umgezogen waren. Das war ebenso wie der Bootskauf Tobins Idee gewesen.
    Fredric Tobin hatte offenbar aktiv nach jemandem gesucht, der auf Plum Island besch äftigt war, und vermutlich mehrere Kandidaten wieder verworfen.

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