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John Corey 01 - Goldkueste

John Corey 01 - Goldkueste

Titel: John Corey 01 - Goldkueste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nelson DeMille
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fiel ein Schuss, aber ich sah kein Mündungsfeuer und spürte keinen brennenden Schmerz, der meinen Körper durchzuckte. Als ich den Zaun erreichte und gerade über den Stacheldraht hechten wollte, um mich kopfüber in das Loch zu stürzen, sah ich Stevens von dem Wall springen, um mich zu erledigen. Zumindest dachte ich das im ersten Augenblick. Aber in Wirklichkeit fiel er nach vorn und klatschte mit dem Gesicht nach unten auf den Beton. Ich prallte gegen den Stacheldraht und kam zum Stehen.
    Ich blieb sekundenlang wie gel ähmt stehen und beobachtete ihn. Er zuckte eine Weile, als sei er am Rückgrat getroffen, war also im Prinzip erledigt. Ich hörte auch das unverkennbare Gurgeln, das ankündigt, dass demnächst die Lichter ausgehen werden. Schließlich hörte er auf zu zucken und zu gurgeln. Ich hob den Kopf. Auf dem Wall stand Beth Penrose, die mit schussbereiter Pistole in der Hand auf Paul Stevens hinunter starrte.
    »Wie kommst du hierher?« fragte ich sie.
    »Zu Fuß.«
    »Ich meine...“
    »Ich habe dich gesucht, und da habe ich ihn gesehen und bin ihm nachgegangen.«
    »Zu meinem Glück.«
    »Nicht zu seinem«, stellte sie fest.
    Ich sagte: »Sprich mir nach: Hände hoch, Polizei! «
    »Zum Teufel damit«, wehrte sie ab.
    »Ganz deiner Meinung.« Erklärend fuhr ich fort: »Er wollte mich gerade umlegen.«
    »Ja, ich weiß.«
    »Du hättest ein bisschen früher schießen können.«
    »Du willst mich doch hoffentlich nicht kritisieren?«
    »Nein, Ma'am. Klasse gemacht.«
    Sie fragte mich: »Bei dir alles okay?«
    »Yeah. Und bei dir?«
    »Mir fehlt nichts. Wo ist Tobin?«
    »Er ist... nicht hier.«
    Sie blickte wieder auf Stevens hinab. »Was ist mit ihm?«
    »Nur ein Aasfresser.«
    »Hast du den Schatz gefunden?«
    »Nein, aber Stevens hat ihn.«
    »Weißt du, wo er versteckt ist?«
    »Das wollte ich Stevens gerade fragen.«
    »Nein, John, er wollte dich kaltmachen.« »Danke, dass du mir das Leben gerettet hast.« »Dafür bist du mir einen kleinen Gefallen schuldig.« »Richtig. Das war's also - damit ist der Fall abgeschlossen«, sagte ich.
    »Bis auf den Schatz. Und Tobin. Wo ist er?« »Oh, der ist irgendwo hier in der Nähe.« »Ist er bewaffnet? Ist er gefährlich?« »Nein«, antwortete ich, »bei ihm ist der Saft raus.«
    Ein alter Bunker bot uns Schutz vor dem Hurrikan. Obwohl wir uns wärmesuchend aneinander drängten, war uns so kalt, dass wir kein Auge zutaten. Wir redeten miteinander und rieben uns gegenseitig Arme und Beine, um einer Unterkühlung vorzubeugen.
    Weil Beth immer wieder nach Tobin fragte, schilderte ich ihr die Konfrontation im Munitionslager in einer redigierten Version, die damit schloss , dass ich ihn mit meinem Messer angegriffen und tödlich verletzt hatte.
    »Müssen wir nicht dafür sorgen, dass er ärztliche Hilfe bekommt?« fragte sie.
    »Natürlich«, antwortete ich. »Gleich morgen früh als erstes.«
    Beth schwieg einige Sekunden lang. »Gut«, sagte sie dann einfach.
    Lange vor Tagesanbruch waren wir wieder zum Strand unterwegs.
    Der Hurrikan war weitergezogen, und bevor der Hub schrauber und die Patrouillenboote wieder unterwegs waren, ersetzten wir den Splint und fuhren mit dem Whaler zu Tobins Chris-Craft hinaus. Dort öffnete ich das Bodenventil und versenkte das kleine Ruderboot. Dann fuhren wir mit dem Kabinenkreuzer nach Greenport, von wo aus wir Max anriefen. Er holte uns vom Hafen ab und brachte uns ins Dienstgebäude der Southold Police, wo wir duschten und Trainingsanzüge und Wollsachen bekamen. Ein hinzugezogener Arzt untersuchte uns und verordnete Antibiotika und Rührei mit Schinken, was in Ordnung war.
    W ährend wir im Besprechungsraum des Dienstgebäudes frühstückten, erstatteten wir dem Chief Bericht. Max war abwechselnd verblüfft, ungläubig, sauer, glücklich, neidisch, erleichtert, besorgt und so weiter. »Captain Kidds Schatz?« fragte er immer wieder. »Wisst ihr das genau?«
    Ich war beim zweiten Fr ühstück, als Max sich erkundigte: »Dann hat also nur Stevens gewusst, wo der Schatz liegt?«
    »Vermutlich«, sagte ich.
    Er starrte erst mich, dann Beth an, bevor er fragte: »Ihr würdet mir nichts verheimlichen, stimmt's?“
    »Natürlich täte ich das, Max«, antwortete ich. »Wüsste ich, wo zwanzig Millionen in Gold und Juwelen liegen, würdest du's als letzter erfahren. Tatsache ist aber, dass der Schatz wieder verschollen ist.« Nach einer Pause fügte ich hinzu: »Andererseits wissen wir, dass er existiert und dass Stevens ihn

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