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John Corey 01 - Goldkueste

John Corey 01 - Goldkueste

Titel: John Corey 01 - Goldkueste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nelson DeMille
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standen die Cops, genauer gesagt zwei Typen aus der Innenrevision, die aus irgendeinem Grund sauer auf mich zu sein schienen. Ich fuhr mit den beiden zur One Police Plaza, um zu erklären, warum ich dienstliche Anrufe ignoriert, meinen Arzttermin versäumt und noch dazu als Cop in Southold schwarzgearbeitet hatte. Mein Boß, Lieutenant Wolfe, war da, was beschissen war, aber Dom Fanelli war auch da, und wir freuten uns über das Wiedersehen und lachten ein paarmal miteinander.
    Jedenfalls redeten die Bosse einen Haufen Scheiß über all die Schwierigkeiten, in denen ich angeblich steckte, weshalb ich meinen Anwalt anrief und außerdem meinen Vertrauens mann des Versorgungswerks für Kriminalbeamte, und gegen Abend waren wir kurz davor, einen Deal abzuschließen.
    So ist das Leben. Der Sinn des Lebens hat nicht viel mit Gut und Böse, Recht und Unrecht, Pflichterfüllung, Ehre und Vaterland oder so weiter zu tun. Er hat damit zu tun, dass man den richtigen Deal aushandelt.

38. Kapitel
    Auf der Zehnten Avenue herrschte leichtes Schneetreiben, und von meinem Platz aus an einem Fenster im fünften Stock konnte ich den Flockenwirbel im Licht der Straßenlampen und Autoscheinwerfer beobachten.
    Hinter mir betraten Studenten den Hörsaal, aber ich drehte mich nicht um. Dies war die erste Vorlesung im neuen Semester, und obwohl ich noch keinen Blick auf die Liste derer, die sich eingeschrieben hatten, geworfen hatte, rechnete ich mit etwa dreißig Studenten. Der Kurs hieß Strafrecht 709 -Mordermittlungen und bestand aus fünfzehn zweistündigen Vorlesungen - jede Woche am Mittwochabend - sowie mehreren Seminaren. Jeder Absolvent bekam drei College- Anrechnungspunkte. An den letzten vier Abenden würden wir einige sehr berühmt berüchtigte Mordfälle unter die Lupe nehmen. Nicht befassen würden wir uns jedoch mit der vor kurzem zu Ende gegangenen Mordserie auf der North Fork von Long Island.
    Meine Hörer bestanden im allgemeinen aus Leuten, die Cops werden wollten, auswärtigen Kriminalbeamten, die dienstlich in New York waren, ein paar uniformierten Cops aus der City und den Vororten, die nach der Goldmarke eines Kriminalbeamten strebten oder sich eine bessere Ausgangs position für die Laufbahnprüfungen verschaffen wollten, und gelegentlich einem Strafverteidiger, der von mir lernen wollte, was er tun musste, damit seine Dreckskerle von Mandanten wegen einer bloßen Formsache freigesprochen wurden.
    Ich hatte meinen Namen an die Tafel geschrieben und darunter die Bezeichnung der Vorlesungsreihe gesetzt - f ür alle die Sherlock-Holmes-Epigonen, die mehr als den Namen des Dozenten und die Hörsaalnummer brauchten, um zu wissen, dass sie am rechten Ort waren.
    Bestandteil meines Deals mit dem NYPD war seine Kooperation bei meiner vorzeitigen Pensionierung wegen Dienstunfähigkeit gewesen, sowie sein Verzicht auf alle geplanten Disziplinarmaßnahmen und seine Unterstützung, damit ich am John Jay College of Criminal Justice einen Zwei jahresvertrag als außerordentlicher Dozent bekam. Wegen der engen Zusammenarbeit zwischen NYPD und dem John Jay College war das nicht allzu schwierig gewesen. Meine Gegenleistung bestand lediglich darin, dass ich in den Ruhestand trat und mich in der Öffentlichkeit lobend über das NYPD und meine Vorgesetzten äußerte. An diese Verpflichtung halte ich mich. Jeden Tag verkünde ich in der U-Bahn laut und öffentlich: »Das New York Police Department ist großartig. Ich liebe Lieutenant Wolfe.«
    Die Klingel schrillte. Ich trat vom Fenster ans Vortragspult und sagte: »Guten Abend. Ich bin John Corey, früher Kriminalbeamter im NYPD. Auf Ihrem Tisch finden Sie eine Zusammenfassung des Lehrstoffs, eine Liste der Bücher, die Sie lesen müssen oder zusätzlich lesen könnten, und einige Themenvorschläge für Seminararbeiten.« Ich fügte hinzu: »Ihre Arbeiten werden wir hier gemeinsam besprechen.« Weil das mein Vorlesungspensum von dreißig Stunden ganz erheblich verringert.
    Ich schwatzte noch ein biss chen über die Vorlesungen, über Noten, Anwesenheitspflicht und so weiter. Dabei betrachtete ich die Hörer in den ersten Reihen und stellte fest, dass sie wirklich den gesamten Bereich zwischen achtzehn und achtzig abdeckten: etwa die Hälfte Männer, die Hälfte Frauen, Weiße, Schwarze, Asiaten, Latinos, ein Turbanträger, zwei Frauen in Saris und ein Geistlicher mit Priesterkragen. Das gab es nur in New York. Was sie alle gemeinsam hatten, war vermutlich ihr Interesse an

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