John Corey 01 - Goldkueste
ein Bankschließfach gehabt hatten und was es enthalten mochte. Es ist lästig, um zwei Uhr morgens Fragen zu haben, wenn man von Koffein high ist und kein Mensch mit einem reden will.
Das Wandtelefon klingelte, und ich dachte eine irrationale Sekunde lang, Margaret Wiley rufe zur ück. Aber dann fiel mir ein, dass Max versprochen hatte, mich wegen unseres Ausflugs nach Plum Island anzurufen. Ich nahm den Hörer ab und meldete mich: »Pizza Hut.«
»Hallo...«, sagte Beth Penrose nach kurzer Verwirrung.
»Hallo.«
»Habe ich Sie geweckt?«
»Macht nichts, ich hab' sowieso aufstehen müssen, um ans Telefon zu gehen.«
»Der Witz ist uralt. Max hat mich gebeten, Sie anzurufen. Wir fahren mit der Fähre um acht Uhr.«
»Gibt's eine, die früher verkehrt?«
»Ja, aber...«
»Wozu sollen wir das Verschleierungsteam vor uns hinüber fahren lassen?«
Sie äußerte sich nicht dazu, sondern sagte: »Dort begleitet uns der Sicherheitsdirektor der Insel, ein Mr. Paul Stevens.«
»Wer benutzt die frühere Fähre?«
»Das weiß ich nicht... Hören Sie, John, wenn dort etwas verschleiert werden soll, können wir ohnehin nichts dagegen machen. Dort drüben hat's schon früher Probleme gegeben, die erstklassig vertuscht worden sind. Sie bekommen nur zu sehen, was Sie sehen sollen, hören nur, was Sie hören sollen, und reden nur mit ausgesuchten Personen. Am besten nehmen Sie diesen Ausflug nicht allzu ernst.«
»Wer fährt alles mit?«
»Ich, Sie, Chief Maxwell, George Foster und Ted Nash.« Sie fragte: »Wissen Sie, wo die Fähre ablegt?«
»Ich finde sie. Was machen Sie im Augenblick?«
»Ich telefoniere mit Ihnen.«
»Kommen Sie doch rüber. Ich bin gerade dabei, mir Tapetenmuster anzusehen. Ich brauche Ihren Rat.«
»Es ist schon spät.«
Das klang fast zustimmend, was mich überraschte. Ich fasste nach: »Sie können bei mir übernachten, und wir fahren gemeinsam zur Fähre.“
»Das würde auffallen.«
»Dann hätten wir's hinter uns.«
»Ich überleg's mir noch. Hey, sind Sie in den Computerausdrucken fündig geworden?«
»Kommen Sie rüber, dann zeige ich Ihnen meine Festplatte.«
Beth holte tief Luft. »Ich hätte gedacht, in den Konto auszügen müsste irgendein Hinweis zu finden sein«, sagte sie enttäuscht. »Vielleicht haben Sie nicht genau genug hinge sehen. Oder vielleicht haben Sie keine Ahnung von solchen Dingen.«
»Wahrscheinlich.«
»Ich dachte, wir wollten uns gegenseitig auf dem laufenden halten«, beschwerte sie sich.
»Ja, gegenseitig. Nicht die ganze Welt.«
»Was... ? Oh... ich verstehe.«
Wir wussten beide, dass die Feds, mit denen man zusammenarbeitet, einen schon fünf Minuten nach dem ersten Kennenlernen am Telefon abhören. Sie machen sich nicht mal die Mühe, einen richterlichen Beschluss zu erwirken, wenn sie Leute der eigenen Seite abhören wollen. Ich bedauerte schon, Margaret Wiley angerufen zu haben.
»Wo ist Ted?« fragte ich sie.
»Woher soll ich das wissen?«
»Halten Sie Ihre Tür verriegelt. Die Personenbeschreibung eines gemeingefährlichen Triebtäters, nach dem wir fahnden, passt haarscharf auf ihn.«
»Schon gut, John.« Sie legte auf.
Ich gähnte. Ich war einerseits enttäuscht, weil Detective Penrose nicht rüberkommen wollte, aber andererseits auch ein bisschen erleichtert. Ich glaube wirklich, dass im Krankenhaus tatsächlich mit Salpeter versetztes Jello oder dergleichen als Nachtisch serviert wird. Vielleicht brauchte ich mehr Fleisch, um wieder zu Kräften zu kommen.
Ich stellte die Kaffeemaschine ab, knipste das Licht aus und verlie ß die Küche. Dann ging ich in der Dunkelheit durch das große alte Haus, durchquerte das in polierter Eiche gehaltene Vestibül, stieg die knarzende Treppe hinauf und folgte dem langen Korridor zu dem Zimmer mit der hohen Decke, in dem ich schon als Junge geschlafen hatte.
W ährend ich mich auszog, dachte ich über den vergangenen Tag nach und überlegte, ob ich die Achtuhrfähre nach Plum Island wirklich erreichen wollte.
Daf ür sprach, dass ich Max mochte und er mich um einen Gefallen gebeten hatte. Außerdem hatte ich die Gordons gemocht und wollte mich gewissermaßen für ihre Gesellschaft und den Wein und die Steaks revanchieren, die mich in einer für mich schwierigen Zeit aufgerichtet hatten. Drittens konnte ich Ted Nash nicht ausstehen und hatte den kindischen Wunsch, ihn ordentlich aufs Kreuz zu legen. Viertens mochte ich Beth Penrose und hatte den erwachsenen Wunsch, sie... was auch immer. Fünftens
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