John Corey 03 - Nachtflug
wollen.«
Mir war natürlich klar, dass ich ein persönliches Problem mit Mr. Ted Nash hatte und dass es dabei teilweise auch darum ging. Aber selbst wenn ich den Typ gar nicht kennen würde oder selbst wenn ich ihn leiden könnte (was nicht der Fall war), hätte ich diese Sache meiner Ansicht nach nicht anders angehen können.
Der Sergeant vor mir sagte: »Meine Anweisungen lauten, dass ich warten soll, bis Ihre Besprechung vorbei ist, und Sie und Ihre Begleitung dann aus dem Gebäude und in die Streifenwagen bringen soll. Richtig?«
»Richtig. Dabei könnten Sie auf ein paar Bundesfuzzies stoßen, die was anderes vorhaben.“
»Ich hatte mal so 'ne ähnliche Situation«, sagte er zu mir. »Die FBIler wollten einen Typen wegen 'ner Drogensache, und ich hatte aus dem gleichen Grund einen Haftbefehl für denselben Typ.«
»Wer hat ihn gekriegt?«
»Wir. Aber die FBIler haben ihn später gekriegt.« Und er fügte hinzu: »Letzten Endes setzen die immer ihren Kopf durch. Sie wissen schon, das FBI kriegt seinen Mann immer, bläh, bläh, bläh. Aber am Anfang, vor Ort, mahlen wir zuerst.«
»Richtig.«
»Wohin geht's hinterher?« fragte er mich.
»Weiß ich noch nicht genau. Jedenfalls nicht in die Bundeshaftanstalt.«
Er lachte.
Ich schaute aus dem Fenster auf den Fluss und den Ufersaum von Jersey. Ich rechnete damit, dass ich morgen oder vielleicht auch schon heute Nachmittag in der Dienststelle der ATTF an der Federal Plaza Nummer 26 sitzen würde und die Füße auf Jack Koenigs Schreibtisch liegen hatte, dessen Büro voller guter Typen war. Trotz der persönlichen Probleme, die ich mit ihnen hatte, waren beim FBI anständige und rechtschaffene Leute, Profis allesamt, Männer und Frauen, die sich buchstabengetreu an die Gesetze hielten. Sobald dieser Fall, der bislang John Coreys Freizeitbeschäftigung gewesen war, dem FBI übertragen wurde, konnte ich mit Kate in Urlaub fahren. Vielleicht wollte sie sehen, wo ich meine anderthalb Monate im Jemen verbracht hatte.
Rund um den Holland Tunnel geriet der Verkehr ins Stocken, und ich sagte zu den Jungs auf den Vordersitzen: »Habt ihr den mittleren Wagen im Blick?«
»Nicht mehr«, erwiderte der Fahrer. »Soll ich sie rufen?«
»Ja.“
Er funkte beide Wagen an, und das Führungsfahrzeug mit Kate meldete sich. »Wir sind da. Parken an der Vesey und gehen in den Nordturm des WTC.«
»Zehn-vier.«
Der zweite Wagen antwortete: »Biegen von der West ab. Treffen in etwa zwei Minuten ein.«
»Zehn-vier.«
Ich schaute auf meine Uhr. Es war 8.39 Uhr. Wir waren noch etwa fünf Minuten von der an der Vesey Street gelegenen Seite der großen, nur für Fußgänger zugelassenen Plaza entfernt, die den Komplex des Trade Center umgab. Ein paar Minuten zu Fuß bis zur Lobby des Nordturms, dann mit dem Expressaufzug hinauf in die Lobby des Windows on the World. »Ihr beide müsst mit mir kommen«, sagte ich zu dem Sergeant.
Er nickte und sagte: »Einer der Jungs aus dem Führungsfahrzeug passt auf die Autos auf. Wir begleiten Sie.«
»Gut.«
Wir bogen in die Vesey Street ein, und um 8.44 Uhr hielten wir neben zwei in zweiter Reihe parkenden Streifenwagen. Ich stieg aus, und die beiden Cops, mit denen ich gefahren war, folgten mir. Sie sprachen mit dem Polizisten, der auf die Fahrzeuge aufpasste und gerade eine Durchsage über sein tragbares Funkgerät entgegengenommen hatte.
»Zwei Zivilisten« - womit er Kate und Jill meinte - »und vier Kollegen sind drin«, ließ er uns wissen.
Ich stieg die Treppe vom Gehsteig zu der erhöhten Plaza hinauf und ging auf den Eingang des Nordturms zu. Es war 8.45 Uhr.
Als ich die belebte Plaza überquerte, hörte ich ein Geräusch, das wie ein tiefes Grollen in der Ferne klang, und ich sah, wie ein paar Menschen um mich nach oben schauten. Die beiden Cops, die bei mir waren, blickten ebenfalls auf, und einer von ihnen sagte: »Klingt wie ein zu tief fliegendes Flugzeug im Anflug auf Newark.«
Wir gingen weiter, dann blieb ich stehen, um festzustellen, worauf alle schauten.
Von Norden kam eine große, zweistrahlige Passagiermaschine, die viel zu tief direkt über den Broadway anflog und auf mich zuhielt. Die Triebwerke wurden höllisch laut, und das Flugzeug beschleunigte, so als ob der Pilot vollen Schub gegeben hätte.
Ich warf einen Blick nach hinten, zum Nordturm des World Trade Center, und stellte fest, dass der Turm höher war als das Flugzeug und dass die Maschine auf den Turm zusteuerte.
Die Menschen rund um mich schrien
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