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John Corey 03 - Nachtflug

John Corey 03 - Nachtflug

Titel: John Corey 03 - Nachtflug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nelson DeMille
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und auf den Straßen unten war kaum eine Menschenseele.
    Zu diesem Zeitpunkt war es schwer, das ganze Ausmaß der Katastrophe zu erfassen, und keiner von uns hatte irgendwelche Nachrichten gesehen oder gehört, weil wir mitten im Geschehen gewesen waren. Daher wussten wir, von ein paar Radiodurchsagen vor Ort und zu vielen Gerüchten einmal abgesehen, weniger als die Menschen in Duluth, Missouri.
    »Was ist mit Jill?« fragte ich Kate schließlich, obwohl ich die Antwort bereits wusste.
    Kate antwortete ein paar Sekunden lang nichts, dann sagte sie: »Ich war zuerst beim Expressaufzug zum Windows und beschloss, auf dich zu warten ... sie kam mit Alvarez und einem weiteren Streifenpolizisten in die Lobby ... Ich habe sie in den Aufzug gebracht ... dann wollte ich auf dich warten ...«
    Ich erwiderte nichts, und Kate fuhr nicht fort. Ein paar Minuten später sagte sie: »Bevor ich Jill in den Aufzug brachte, sagte sie zu mir: Sollte ich nicht mit Ihnen warten, bis John hier ist? Und ich habe zu ihr gesagt: Nein, Sie sind bei den Polizisten in guten Händen. Ich bin in ein paar Minuten oben .« Kate sagte zu mir: »Es tut mir so leid.«
    »Nein, das braucht dir nicht leid zu tun«, sagte ich.
    Ich fragte mich natürlich, wer sonst noch in den 107. Stock gelangt war, bevor die Maschine einschlug. Was ich mit Sicherheit wusste, weil ich gut hundert Cops und Feuerwehrmänner gefragt hatte, war, dass so gut wie niemand aus den oberen Stockwerken nach unten entkommen war, bevor der Nordturm um 10.30 Uhr einstürzte.
    »Ich bin in der Lobby geblieben, um zu helfen«, sagte Kate. »Dann haben uns die Feuerwehrmänner rausgeschickt, und ich habe nach dir gesucht ... dann ist das Gebäude eingestürzt ... Ich weiß noch, dass ich weggerannt bin ... dann muss ich von dem Qualm ohnmächtig geworden sein ... Ich bin in einer Rettungsstation wieder zu mir gekommen ... gegen Mitternacht bin ich zurück, um nach dir zu suchen, aber ich hatte meinen Dienstausweis verloren, und man ließ mich nicht durch den Kordon.« Sie wischte sich die Augen und sagte: »Ich habe mich in den Krankenhäusern und Erste-Hilfe-Stationen erkundigt ... Ich habe ständig dein Handy angerufen und im Apartment ... dann bin ich nach Hause gegangen, und du warst nicht da ...« Sie schluchzte und sagte: »Ich dachte, du wärst tot.«
    Ich nahm ihre geschwärzte Hand und sagte: »Ich dachte, du wärst... da drin ...«
    Ich schloss die Augen und sah wieder die riesige Passagiermaschine den Broadway entlangkommen, und mir wurde klar, dass sie genau zwischen dem Federal Building am Broadway 290 und unserem auf der anderen Straßenseite gelegenen Bürogebäude an der Federal Plaza 26 hindurch geflogen sein musste. Jeder, der sich in diesen Büros aufhielt, musste sie gesehen haben, und ich fragte mich, ob sie begriffen hatten, dass sie die erste Kampfhandlung in einem langen Krieg sahen, der uns für immer verändern würde.
    »Willst du zurück?« fragte mich Kate.
    Ich nickte.
    »Ich auch«, sagte sie.
    Wir standen beide auf, und ich sagte: »Du duschst zuerst.«
    Sie strich mit den Fingern über mein neues Hemd und sagte: »Ich sehe zu, dass ich das wieder sauber kriege.«
    Sie trat durch die Tür ins Wohnzimmer, und ich schaute ihr hinterher, als sie fast wie in Trance ins Schlafzimmer ging. Ich drehte mich wieder um und schaute auf die leere Skyline, und ich dachte an Jill Winslow, an meinen Freund und Partner Dom Fanelli, an Alvarez und die anderen Polizisten, die bei ihnen gewesen waren. Ich dachte auch an Ted Nash, der diesmal wirklich tot war, auch wenn er nicht den Tod gefunden hatte, den ich ihm gewünscht hatte, und an David Stein, Jack Koenig, Liam Griffith, Bud Mitchell und all die anderen, die da oben gewesen waren. Und ich dachte auch an all die Menschen, die ich kannte, Menschen, die da oben gearbeitet hatten, und an die, die ich nicht kannte und die gestern Morgen dort gewesen waren. Ich umfasste das Balkongeländer, und zum ersten Mal packte mich die Wut. »Ihr Mistkerle.«
    Ich kehrte erst am Freitag ins Plaza Hotel zurück, holte unsere Sachen in der Suite ab und ließ dann den Safe aufschließen, um mir Mrs. Winslows Päckchen aushändigen zu lassen.
    Der stellvertretende Direktor war sehr zuvorkommend, teilte mir aber mit, dass sich nichts von Mrs. Winslow im Safe befinde.

Danksagung
    Zuallererst möchte ich mich bei Sandy Dillingham, der dieses Buch gewidmet ist, für ihre Ermutigung, Begeisterung, Geduld und bedingungslose Liebe

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