John Corey 03 - Nachtflug
und es war der Boden.
Ich setzte mich auf, stellte fest, dass ich in Unterwäsche war, und fragte mich, ob ich so nach Hause gegangen war. Dann sah ich meine Sachen am Boden liegen, was mich beruhigte.
Ich stand ganz langsam auf. Die Morgensonne, die durch meine Balkontür fiel, stach mir mitten in die Augen und ins Hirn.
Ich ging in die Küche, wo es nach Kaffee roch. Neben der Kaffeemaschine lag eine Notiz. John, ich bin zur Arbeit gegangen. Kate. Die Digitaluhr an der Kaffeemaschine stand bei 9:17. Dann bei 9:18. Faszinierend.
Die Times und die Post lagen ungelesen auf dem Küchentisch.
Ich goss mir eine Tasse heißen, schwarzen Kaffee ein und überflog geistesabwesend die Post, was übrigens die beste Methode ist, diese Zeitung zu lesen. Ich versuchte den Vorfall im Delmonico's hintanzustellen, bis mein Kopf so weit belastbar war, dass ich meinen leichten Koller als gerechtfertigt vertreten konnte.
Aber als mir alles wieder einfiel, fand ich, dass ich möglicherweise etwas überreagiert hatte. Allmählich wurde ich ein bisschen reumütig, und ich wusste, dass ich die Sache mit Kate ausbügeln musste, auch wenn eine Entschuldigung nicht in Frage kam.
Ich trank meinen Kaffee aus, ging ins Badezimmer, nahm zwei Aspirin, dann rasierte ich mich und duschte.
Als es mir ein bisschen besser ging, beschloss ich mich krank zu melden, was ich auch tat.
Ich zog ein paar legere Sachen an, eine braune Hose, ein Sporthemd, einen blauen Blazer, Docksider und Knöchelholster.
Ich rief in der Garage an und bestellte mein Auto, fand eine Tüte Kartoffelchips für unterwegs und ging dann nach unten.
Mein Portier begrüßte mich fröhlich, was mich fuchste. Ich stieg in meinen Jeep und fuhr die Second Avenue hinunter und in den Midtown Tunnel, der mich zum Long Island Expressway in Richtung Osten brachte.
Heute war es teilweise bewölkt, feucht, und mein Autothermometer zeigte bereits 78 Grad Fahrenheit an. Ich schaltete den Computer auf Celsius um, worauf die Temperatur auf 26 Grad sank, was für die Jahreszeit ziemlich kühl war.
An diesem Donnerstag im Juli herrschte leichter bis mäßiger Verkehr. Am Freitag, wenn halb Manhattan zum East End von Long Island unterwegs war, dürfte er deutlich dichter sein. Heute war ein guter Tag für einen Besuch im Bayview Hotel.
Ich schaltete einen Country & Western-Sender ein, gute Musik für einen Kater. Tim McGraw schmetterte gerade »Please Remember Me«. Ich aß ein paar Kartoffelchips.
Kate hatte mir also eine kleine Notlüge erzählt, um Ted Nash nicht erwähnen zu müssen, weil sie dachte, der Name brächte mich auf die Palme. Ich glaube, sie hatte den Ausdruck »psychotisch« benutzt. Auf jeden Fall konnte ich nachvollziehen und auch verstehen, warum sie gelogen hatte. Andererseits verhält es sich, wie jeder Cop weiß, mit Lügen genauso wie mit Kakerlaken - wenn man eine sieht, sind noch mehr da.
Davon abgesehen war dieser kleine Krach vielleicht ganz gut; er schuf ein bisschen Abstand zwischen mir und Kate, was bei diesem Fall nicht schaden konnte. Möglicherweise konnte ich ihr das später erklären.
Meiner Meinung nach müsste sie mittlerweile angerufen haben, als sie mich nicht an meinem Arbeitsplatz sah, aber mein Handy blieb stumm.
Manche Strafverfolgungsbehörden, darunter auch das FBI, arbeiten bei ihren Funktelefonen mit Trägerwellen, durch die sie, wenn sie die Nummer kennen, ein Handy oder einen Pieper orten können, selbst wenn man das Telefon nicht benutzt. Das Handy muss nur eingeschaltet sein und ein Signal an die nächste Antenne senden, durch das dann der Standort des Handys angepeilt werden kann.
Ich bin nicht paranoid - es gibt wirklich Leute, die hinter mir her waren -, deshalb schaltete ich mein Handy und meinen Pieper vorsichtshalber aus, falls die Kontrolleure an der Federal Plaza 26 feststellen wollten, wohin ich an dem Tag, an dem ich krank feierte, unterwegs war. Sowohl das Handy als auch den Piper auszuschalten verstößt gegen sämtliche Vorschriften, aber das könnte das geringste meiner Probleme sein.
Ich verließ Queens und fuhr durch die Vorstadtviertel des Nassau County. Der Sänger am Radio heulte sich die Augen aus wegen einer ungetreuen Frau, seinem besten Freund, ihrem betrügerischen Herz und einsamen Nächten. Ich würde therapeutische Beratung empfehlen, aber Scotch tut's notfalls auch. Ich wechselte den Sender.
Ein Talk-Show-Typ zeterte über irgendwas, während ein anderer Typ, vermutlich ein Anrufer, ein paar Worte
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