John Corey 03 - Nachtflug
einzuwerfen versuchte.
Es dauerte eine Weile, bis ich kapierte, worum es ging; es hatte etwas mit Aden zu tun, und zuerst dachte ich, sie redeten über Aidan Conway, meinen Barkeeper im Dresner's, aber das ergab keinen Sinn. Dann sagte einer der Typen »Jemen«, und ich konnte es mir zusammenreimen.
Anscheinend hatte die Botschafterin im Jemen, eine gewisse Barbara Bodine, John O'Neill die Rückkehr in den Jemen verweigert. Der schillernde und extravagante John O'Neill, dem ich ein paarmal begegnet war, war der hochangesehene Leiter der FBI-Ermittlungen wegen des Bombenanschlags auf die USS Cole im Hafen von Aden, das im Jemen liegt. Alles klar.
Wenn ich den Talk-Show-Typen und seinen glücklosen Gast recht verstand - und ich entsann mich auch, in der New York Post etwas darüber gelesen und beim ATTF allerlei Gerede darüber gehört zu haben -, hatte Botschafterin Bodine, da sie Diplomatin war, O'Neills höchst aggressive Ermittlungsmethoden bei der Untersuchung des Bombenanschlags auf die Cole nicht gutgeheißen, als O'Neill im Jemen weilte. Und als O'Neill zu einer Besprechung nach Washington zurückkehrte -was möglicherweise eine Falle gewesen war -, wollte ihn Botschafterin Bodine nicht mehr in den Jemen einreisen lassen.
Jedenfalls hatte dieser Talk-Show-Typ regelrecht Schaum vor dem Mund und bezeichnete das Außenministerium als einen Haufen Waschlappen, Feiglinge und gebrauchte sogar das Wort »Verräter«.
Der andere Typ, allem Anschein nach ein Sprecher des Außenministeriums, versuchte ein paar Argumente vorzubringen, aber er schlug diesen salbungsvoll-hinterfotzigen öffentlich-rechtlichen Radiosprechertonfall an, den ich nicht ausstehen kann, und der Talk-Show-Typ, ein Basso profundo, redete ihm regelrecht Löcher in den Bauch.
Der Talk-Show-Typ sagte gerade: »Wir haben siebzehn tote Matrosen auf der Cole zu beklagen, und Ihre Leute behindern die Ermittlungen, weil sie vor einem nichtsnutzigen Land klein beigeben, und diese hasenfüßige Botschafterin - auf welcher Seite steht die eigentlich? Auf welcher Seite stehen Sie?«
Der Typ vom Außenministerium erwiderte: »Der Außenminister hat sich dahingehend festgelegt, dass Botschafterin Bodine eine vernünftige und wohlüberlegte Entscheidung traf, als sie Mr. O'Neill die Rückkehr in den Jemen verwehrte. Dieser Entschluss basiert im wesentlichen auf der Notwendigkeit, gute Beziehungen zur jemenitischen Regierung zu pflegen, die sich hilfsbereit und kooperativ gegenüber den -«
»Hilfsbereit?« brüllte der Talk-Show-Typ. »Machen Sie Witze, oder sind Sie wahnsinnig? Diese Typen stecken hinter dem Anschlag auf die Cole.«
Und so weiter und so fort. Ich schaltete wieder auf Country & Western, wo sie wenigstens über ihre Probleme sangen.
Im Grunde genommen lief es, wie ich schon sagte, beim internationalen Terrorismus darauf hinaus, dass ihn niemand als Krieg bezeichnen wollte. Verglichen mit dem Kalten Krieg und dem drohenden nuklearen Armageddon war er ja auch eine Mücke auf dem Arsch des Elefanten. Jedenfalls dachte man das in Washington. Und wenn man das in Washington dachte, dachte man auch an der Federal Plaza 26 so - obwohl man es dort besser wusste.
Ich hatte angenommen, dass die neue Regierung die Sache ein bisschen schärfer angehen würde, aber anscheinend kapierten sie es nicht. Was ziemlich beängstigend war, wenn man davon ausgehen konnte, dass es die Talk-Show-Typen kapiert hatten.
Ich verließ das Nassau County und fuhr ins Suffolk Country an dessen Ende sich die Hamptons befanden.
Ich hielt mich weiter in Richtung Osten und kam an der Ausfahrt zum William Floyd Parkway vorbei, auf dem Kate und ich zwei Abende zuvor zu der Gedenkfeier gefahren waren. William Floyd ist ein Rockstar. Richtig? Ich lächelte.
Ich kam in eine Gegend, die ganz treffend Pine Barrens hieß, und hielt Ausschau nach der Ausfahrt nach Westhampton. Es gab Ausfahrten zum Brookhaven National Laboratory und nach Calverton, was mich daran erinnerte, warum ich heute den Dienst schwänzte, warum ich mich mit meiner Frau gestritten hatte und warum ich auf dem besten Weg war, mir gewaltigen Ärger einzuhandeln.
An einem Ausfahrtschild, das mir den Weg nach Westhampton wies, bog ich vom Expressway ab.
Ich war jetzt gen Süden unterwegs, in Richtung der Bucht und des Ozeans, und binnen zwanzig Minuten kam ich in die malerische Ortschaft Westhampton Beach. Es war kurz nach ein Uhr mittags.
Ich fuhr eine Weile herum, blickte mich in der Stadt um und versuchte
Weitere Kostenlose Bücher