Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
John Corey 04 - Operation Wildfire

John Corey 04 - Operation Wildfire

Titel: John Corey 04 - Operation Wildfire Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nelson DeMille
Vom Netzwerk:
er.
    Er legte auf, und wir saßen eine Zeitlang schweigend im Auto. Ich hörte die Vögel in den Wäldern und den leise im Leerlauf tuckernden Motor.
    »Ich hatte befürchtet, dass wir diese Nachricht erhalten«, sagte Kate schließlich.
    Ich antwortete nicht, sondern dachte an Harry Muller, der mir drei Jahre lang gegenübergesessen hatte - zwei ehemalige Cops, die als Fremdlinge in einem fremden Land namens Federal Plaza 26 arbeiteten. Die Leiche wurde zur Autopsie nach New York City überführt, Donnerstag und Freitag im Bestattungsinstitut, am Samstag Messe und Beerdigung.
    Kate nahm meine Hand und sagte: »Ich kann einfach nicht glauben, dass ...«
    Nach dem 11. September hatte ich monatelang an Totenwachen, Beerdigungen, Messen und Gedenkgottesdiensten teilgenommen, Tag und Nacht, mitunter bis zu dreimal am Tag. Jeder, den ich kannte, zog dieses gestörte, abstumpfende Programm durch, und im Lauf der Zeit begegnete ich in den Bestattungsinstituten, in den Kirchen, Synagogen und auf den Friedhöfen immer wieder den gleichen Leuten, aber wir schauten einander bloß mit ausdruckslosem Blick an. Der Schock und das Trauma waren frisch, aber allmählich wirkte eine Beerdigung wie die anderen, verschwamm alles miteinander, nur die trauernde Familie sah nie so aus wie die letzte trauernde Familie, und dann tauchten die Witwe und die Kinder bei der Beerdigung eines anderen Cops auf, um ihm die letzte Ehre zu erweisen, und mischten sich unter die Trauergesellschaft. Es war eine herzzerreißende, eine aberwitzige Zeit, schwarze Monate mit schwarzen Särgen und schwarzen Sargtüchern, schwarzem Trauerflor an glänzenden Dienstmarken und schwarzen Morgen, wenn man nachts zu viel getrunken hatte.
    Ich kann mich noch an das Schrillen der Dudelsack-Bands erinnern, an den letzten Salut, den Sarg - der oftmals nicht mehr als ein Körperteil enthielt... wenn er langsam zu Grabe gelassen wurde.
    »John, lass mich fahren«, sagte Kate.
    Harry und ich waren gemeinsam zu einigen Beerdigungen gegangen, und ich konnte mich noch daran erinnern, wie er bei Dom Fanellis Totenmesse auf der Kirchentreppe zu mir gesagt hatte: »Wenn ein Cop daran denkt, dass er im Dienst getötet werden könnte, denkt er immer an irgendeinen dämlichen Drecksack, der einen Glückstag hat. Wer hätte denn gedacht, dass hier so was passieren würde?«
    »John?«, fragte Kate. »Ist alles in Ordnung?«
    Ich dachte auch an Doms Mutter, Marion Fanelli, die gefasst und voller Würde auftrat und von der Trauergemeinde kaum beachtet wurde, da aller Augen auf Doms Frau und die Kinder gerichtet waren. »Komm, wir gehen hin und reden mit ihr«, hatte Harry gesagt. »Sie ist ganz allein.«
    Und das erinnerte mich wiederum daran, dass Harrys Mutter noch lebte, und ich machte mir in Gedanken eine Notiz, dass auch sie offiziell und in Begleitung eines Geistlichen verständigt werden sollte.
    Kate war ausgestiegen und hatte meine Tür geöffnet. Sie ergriff meinen Arm und sagte: »Ich fahre.«
    Ich stieg aus und tauschte mit ihr den Platz.
    Kate legte den Gang ein, und wir fuhren schweigend weiter.
    Der Himmel über uns war noch hell, aber die Straße lag im Schatten und der Wald zu beiden Seiten war schwarz. Ab und
    zu konnte ich glasige Augen zwischen den Bäumen sehen oder ein kleines Tier, das über die Straße flitzte. Hinter einer Kurve wurde ein Hirsch von unserem Scheinwerferlicht erfasst, worauf er stehen blieb, teils wie versteinert, teils zitternd vor Angst, bevor er in den Wald davon sprang.
    »In etwa einer Stunde müssten wir beim Hauptquartier der Staatspolizei sein«, sagte Kate.
    Nach zehn Minuten sagte ich: »Harrys Auftrag war unsinnig.«
    »John, denk nicht drüber nach.«
    »Er hätte die Autos auf dieser Straße ausspähen und fotografieren können. Nur ein Weg führt dorthin. Er hätte gar nicht auf das Grundstück gehen müssen.«
    »Denk bitte nicht darüber nach. Du kannst es jetzt nicht mehr ändern.«
    »Deswegen muss ich drüber nachdenken.«
    Sie warf mir einen kurzen Blick zu und fragte: »Meinst du wirklich, es war Bain Madox?«
    »Alle Indizien deuten darauf hin, und mein Gefühl sagt mir, ja, aber ich brauche mehr als das, bevor ich ihn umbringe.«
24
    Wir kamen zur Route 56, die nach Süden führte, zurück nach Saranac Lake und dem Hauptquartier der Staatspolizei in Ray Brook, beziehungsweise nach Norden, in Richtung Potsdam und zu dem Leichenschauhaus, in dem Harry mittlerweile liegen müsste.
    Kate wollte in Richtung Ray Brook abbiegen,

Weitere Kostenlose Bücher