John Corey 04 - Operation Wildfire
seiner Kleidung riechen - vor allem am Hemd -, können Sie vielleicht noch einen leichten Rauchgeruch wahrnehmen.«
»Was für Rauch?«
»Es riecht nach Tabakrauch. Unter seinen persönlichen Habseligkeiten befanden sich aber keine Rauchwaren«, stellte sie fest.
Eine in Vergessenheit geratene Kunst.
Mordermittler, Kriminaltechniker und Pathologen sind der festen Überzeugung, dass eine Leiche ihre Geheimnisse irgendwann preisgibt. Fasern, Haare, Samen, Speichel, Bissspuren, Strangulierungsmale, Zigarettenrauch, Asche, DNA, Fingerabdrücke und so weiter und so fort. Fast immer findet eine Übertragung zwischen Mörder und Opfer, Opfer und Mörder statt. Man muss die Spuren nur finden, auswerten und einem Verdächtigen zuordnen. Den Verdächtigen zu finden ist das eigentliche Kunststück.
»Sonst noch was?«, fragte ich.
»Nein. Aber ich habe die Kleidung und die persönlichen Habseligkeiten nur oberflächlich untersucht. Allerdings war mein Assistent die ganze Zeit zugegen, und ich habe während der Untersuchung der Leiche und der persönlichen Habseligkeiten einen Kassettenrecorder laufen lassen. Sie können die Kassette gern haben, wenn sie kopiert ist.«
»Danke.« Offenbar wusste sie, dass dies ein brisanter Fall war.
»Worum geht es überhaupt?«
»Wollen Sie das wirklich wissen?«
Sie dachte einen Moment lang nach. »Nein«, erwiderte sie dann.
»Gute Antwort«, sagte ich. »Tja, Sie haben uns sehr geholfen, und ich danke Ihnen für Ihre Mühe, Dr. Gleason.«
»Wollen Sie bei der Leiche bleiben?«
»Jawohl.«
»Rühren Sie die Leiche bitte nicht an.« Sie warf einen Blick auf Harry Muller und sagte: »Falls er ermordet wurde, kann ich nur hoffen, dass Sie den Täter finden.«
»Das werden wir.«
Dr. Gleason verabschiedete sich von uns und ging.
»Wieso arbeitet eine junge Frau wie sie freiwillig in der Pathologie?«, fragte mich Kate.
»Vielleicht sucht sie den Richtigen«, sagte ich, »machen wir uns an die Arbeit.«
Kate und ich gingen zu dem Wagen, auf dem Harrys persönliehe Habseligkeiten ausgebreitet waren, und untersuchten alles -seine Brieftasche, die Armbanduhr, den Pieper, das Fernglas, die Videokamera, die Digitalkamera, den Kompass, die Drahtschere, ein Vogelbestimmungsbuch und eine Geländekarte, auf der das Grundstück des Custer Hill Clubs mit rotem Marker umrandet und das Haus sowie ein paar andere Gebäude eingezeichnet waren. Obwohl wir nach wie vor Latexhandschuhe trugen, gingen wir vorsichtig mit den Sachen um, damit wir keine Fingerabdrücke verwischten.
Ich überprüfte den Inhalt von Harrys Brieftasche und stellte fest, dass im Kleingeldfach ein Ersatzschlüssel für sein Haus, ein Schlüssel für seinen Toyota und ein Grand-Am-Schlüssel für seinen Dienstwagen steckten - aber kein Reserveschlüssel für den Camper. Falls einer drin gewesen war, hatte ihn jemand an sich genommen, und zwar nicht die Staatspolizei, die bereits seine Schlüsselkette hatte. Daher musste ihn jemand anders aus seiner Brieftasche entwendet haben, um den Camper vom Custer Hill Club wegzufahren. Wer könnte das wohl gewesen sein?
»Hier ist nichts, das ungewöhnlich wäre, nicht hierher gehört oder an dem sich jemand zu schaffen gemacht hat, aber ich wette, dass in der Kamera etwas war, das gelöscht wurde«, sagte Kate.
»Höchstwahrscheinlich wurden die Diskette, die Kassette und der Memory Stick entfernt und durch die Reservesoftware ersetzt, die Harry dabeihatte«, erwiderte ich.
Kate nickte. »Dann kann das Labor also keine gelöschten Bilder wiederherstellen.«
»Ich glaube nicht.«
Ich nahm Harrys Handy, schaltete es ein und rief die eingegangenen Anrufe ab.
Am Samstagmorgen um 9.16 Uhr hatte seine Freundin Lori Bahnik auf seinen Anruf um 7.48 Uhr hin zurückgerufen. Anschließend kamen zehn weitere Anrufe von Lori, angefangen am Samstagnachmittag, nachdem sie um 16.02 Uhr seine SMS erhalten hatte, dann den ganzen Sonntag über und sogar heute, am Montag.
Des Weiteren lag ein Anruf vom diensttuenden Agenten Ken Reilly vom Sonntagabend um 22.17 Uhr vor, nachdem Lori bei der ATTF angerufen hatte.
Der nächste Anruf, vom Sonntag um 22.28 Uhr, war von einem Anschluss in New Jersey eingegangen. »Ist das nicht Walshs Privatnummer?«, sagte ich zu Kate.
»So ist es.«
»Aber er hat doch gesagt, er hätte Harry erst angerufen, als er heute Morgen ins Büro kam.«
»Offenbar hat er gelogen.«
»Richtig ... und hier ist Walshs Anruf von heute Morgen ... und am Abend zuvor hat Ken
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