John Corey 04 - Operation Wildfire
Feierabendnummer von hier und rief an. Sie sprach mit dem diensttuenden Agenten - Ken Reilly - und berichtete ihm von ihrer Besorgnis.«
Ich nickte. Ich hatte auch schon solche Anrufe von Freundinnen, Freunden, Ehemännern und -frauen erhalten. Dann versucht man nach besten Kräften festzustellen, ob ein Grund zur Besorgnis vorliegt. In rund neunzig Prozent aller Fälle sind der-oder diejenige nicht tot, werden es aber vermutlich sein, sobald sie nach Hause kommen.
Walsh fuhr fort. »Ken versuchte sie zu beruhigen, aber Freundinnen werden nicht so zuvorkommend behandelt wie Ehefrauen oder Angehörige, daher bot er ihr kaum Unterstützung an. Er ließ sich allerdings ihre Nummer geben und erklärte ihr, dass er zurückrufen würde, wenn er etwas von ihm hören sollte. Er versuchte es sogar über Harrys Handy und den Pieper, aber niemand meldete sich.« Und Walsh fügte hinzu: »Er machte sich keine Gedanken.«
Dafür gab es auch keinerlei Grund, wenn man mal davon absah, dass sich Harry auch über Pieper nicht meldete. Andererseits war Wochenende, und bekanntlich hatte schon manch ein Agent seinen Pieper vergessen oder war, sagen wir mal, in einer lauten Bar oder lag schon im Bett und schlief, sodass er den Pieper nicht bemerkte. Aber Harry war im Dienst. »Vielleicht liegt es bloß am schlechten Empfang«, sagte ich.
Walsh nickte und fuhr fort. »Als ich um 8 Uhr hier eintraf, nahm ich mir die Wochenendberichte der diensttuenden Agenten vor und sah Reillys Eintragung bezüglich Lori Bahnik und Harry Muller. Ich war nicht besorgt, aber ich rief Harry über Handy und zu Hause an, und ich habe ihn angepiept. Danach rief ich
Ms. Bahnik an und sprach mit ihr. Anschließend tätigte ich ein paar Anrufe, unter anderem mit der FBI-Außenstelle in Albany. Ich bat den verantwortlichen Special Agent in Albany um Einleitung einer Suchaktion nach einem vermissten Agenten, was er bestätigte, auch wenn ich den Eindruck hatte, dass er sich nicht ganz sicher war, ob Detective Muller im Einsatz vermisst wurde oder absichtlich untergetaucht war. Auf jeden Fall verständigte der verantwortliche Special Agent die Staatspolizei, die ihrerseits die örtliche Polizei verständigte, die sich in der Gegend auskennt, aber nicht viel Personal hat. Sie überprüfen die dortigen Krankenhäuser, aber bislang wurde niemand unter diesem Namen eingeliefert, auch kein Unbekannter.«
Er schaute Kate und mich an und versuchte festzustellen, wie das bei uns ankam, und darüber hinaus, nehme ich an, wie es ankommen könnte, wenn er den Leuten, die ein paar Stufen über ihm standen, über seine Sofortmaßnahmen Bericht erstatten musste.
»Die Staatspolizei«, fuhr er fort, »fragte bei der Verkehrszulassungsstelle an und erfuhr Hersteller, Fahrzeugtyp, Farbe und Zulassungsnummer von Harry Mullers Camper. Vor fünfzehn Minuten war das Fahrzeug noch nicht aufgetaucht ... aber dort sind riesige Wälder, sodass es möglicherweise eine ganze Weile dauert, selbst wenn sich das Fahrzeug noch in der Gegend befinden sollte.«
»Senden sein Handy oder sein Pieper irgendwelche Signale?«, fragte Kate.
»Die Telefongesellschaft ist noch damit befasst. Bislang aber nicht.«
Aufgrund meines Gesprächs mit Harry wusste ich, dass er heute Morgen hier sein sollte, aber das hatte Walsh bislang nicht erwähnt, daher fragte ich ihn: »Sollte sich Harry heute bei Ihnen melden?«
»Ja. Er sollte bis spätestens neun Uhr seine Ausrüstung und die Diskette der Digitalkamera bei der Technik abgeben und anschließend bei mir Bericht erstatten.«
»Und trotzdem sind Sie immer noch nicht beunruhigt.«
»Ich mache mir Gedanken. Aber ich würde mich nicht wundern, wenn er in diesem Moment anriefe oder ins Büro käme.«
»Ich schon. Eine Besprechung mit einem Vorgesetzten würde Harry Muller nicht versäumen.«
Walsh ging nicht darauf ein.
Ich war nicht allzu begeistert von Tom Walshs lässigem Führungsstil, aber wenn jemand neu auf diesem Posten war, musste er vorsichtig sein und aufpassen, ehe er den FBI-Direktor anrief und ihm meldete, dass der Himmel einstürzte.
Und natürlich gab es bei dieser Sache noch etwas anderes zu bedenken, und das war der Custer Hill Club daselbst. Wenn Harry Muller einen Abdul Salami ausgespäht hätte und im Wald verschwunden wäre, hätte man ganz andere Maßnahmen eingeleitet.
Außerdem, um mal zynisch zu sein, wenn Harry Muller beim FBI wäre und nicht vom NYPD käme, hätte man vielleicht ein bisschen schneller reagiert,
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