John Corey 04 - Operation Wildfire
ich ihn an, was in diesem Gewerbe als offizielle Kontaktaufnahme gilt.
Um fünf nach zehn kam Kate über den Flur und sagte zu mir: »Tom Walsh möchte dich sprechen.«
»Warum?«
»Ich habe keine Ahnung. Hast du schon mit ihm gesprochen?«
»Nein.« Kate und ich gingen zu Walshs Eckzimmer. Die Tür war offen, und wir traten ein.
Walsh stand auf und kam uns entgegen, was normalerweise ein Zeichen dafür ist, dass man nicht allzu tief in der Tinte sitzt. Er winkte uns zu dem runden Tisch beim Fenster, wo wir Platz nahmen. Der Tisch war mit Papieren und Ordnern übersät, ganz anders als bei Jack Koenig, der vorher in diesem Büro residiert hatte.
An seinem großen Panoramafenster befand sich etwa an der Stelle, wo man einst die Twin Towers sehen konnte, ein Aufkleber, auf dem die beiden Türme abgebildet waren, und dazu die Worte: 9/11 -NIEMALS VERGESSEN!
Es war, wie ich schon sagte, ein schöner Herbsttag, genau wie vor einem Jahr und einem Monat, als die Anschläge stattfanden. Wenn er nicht zu einer Besprechung im Windows on the World gemusst hätte, wäre Jack vermutlich hier in seinem Büro gewesen und hätte gesehen, wie es passierte. David Stein hätte es von seinem Eckzimmer aus ebenfalls beobachtet. Wie sich herausstellte, erlebten sie es aus nächster Nähe.
»John«, begann Tom Walsh, »die Leute vom Computersicherheitsdienst haben mich darauf aufmerksam gemacht, dass Sie sich am Freitag Zugang zu einer gesperrten Akte verschaffen wollten.«
»Das stimmt.« Ich schaute Walsh an. Eigentlich war er zu jung für einen verantwortlichen Special Agent - um die vierzig, ledig, irischer Abstammung, schwarzhaarig und gar nicht übel aussehend. Angeblich war er der Schwärm aller Frauen und außerdem Abstinenzler, was für einen Iren ziemlich abartig war - ein Typ, dem Frauen lieber waren als Whiskey.
»Was hat Sie an dieser Akte interessiert?«, fragte er mich.
»Oh, das weiß ich nicht, Tom. Da ich nicht rangekommen bin, weiß ich nicht, ob irgendwas Interessantes drinsteht.«
Er schaute mich an und wirkte ein bisschen ungeduldig, wie ich fand.
Früher dachte ich immer, dass mir Jack Koenigs teutonische Art nicht zusagte, und ich war der Meinung, dass ich Walsh ganz gut leiden konnte, da er wie ich ein halber Ire war. Aber das hier war wieder einmal ein Beispiel dafür, dass der Job den Mann formt -Prägung ist stärker als die natürliche Art oder was auch immer.
»Was, zum Teufel, ist ein Irakischer Kamelclub für Massenvernichtungswaffen «
»Ich wollte bloß ein bisschen rumalbern.« Ich warf Kate einen kurzen Blick zu, aber sie war nicht amüsiert, nur verdutzt.
»Aha.« Er schaute Kate an, seine mustergültige FBI-Kollegin, und fragte sie: »Haben Sie diese Observation John gegenüber erwähnt? «
»Ja, aber erst am Sonntag.«
»Dann hat also Harry Muller Ihnen gegenüber etwas davon erwähnt.«
Man verpfeift niemals einen Polizeikollegen, daher erwiderte ich: »Harry Muller? Was hat der denn mit dem Kustos ...? Wie heißt der Verein gleich wieder?«
»Na schön ... spielt sowieso keine Rolle.«
»Ganz meine Meinung. Und da ich schon mal hier bin, möchte ich eine offizielle Beschwerde vorbringen, weil Sie meine Frau um Erlaubnis gefragt haben, ob Sie mich zu einem Einsatz nach Norden schicken dürfen.«
»Ich habe sie nicht um Erlaubnis gefragt. Ich wollte Ihnen beiden nur einen persönlichen Gefallen tun. Sie sind verheiratet, und ich wollte wissen, ob Sie über das verlängerte Wochenende schon etwas vorhaben, bei dem Ihnen diese Sache in die Quere kommen könnte.«
»Das nächste Mal fragen Sie mich.«
»Gut. Ich habe verstanden.«
»Warum sind Sie ausgerechnet auf mich gekommen?«
Walsh wollte allem Anschein nach nicht darüber sprechen, aber er erwiderte: »Weil ich dachte, Sie wären am besten für diesen Auftrag geeignet.«
»Tom, wie Sie vielleicht wissen, fand die letzte Freilandobservation, die ich durchgeführt habe, im Central Park statt, und da war ich zwei Tage verschollen.«
Er lächelte höflich, dann sagte er: »Ich dachte eher an die anderen Begleiterscheinungen dieser Observation.«
»Als da wären?«
»Nun, zum einen ging es bei dieser Observation um unbefugtes Betreten eines Privatgrundstücks ohne Durchsuchungsbefehl, was genau in Ihr Fach fällt. Außerdem verfügt dieses Anwesen - der Custer Hill Club - über gute Sicherheitsvorkehrungen, weshalb die Möglichkeit bestand, dass die mit der Observierung betraute Person von privaten Wachmännern aufgehalten
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