John Corey 04 - Operation Wildfire
und befragt werden könnte, und ich wusste, dass Sie mit so was klarkommen.« Und er fügte hinzu: »Die Mitglieder dieses Clubs haben einen gewissen politischen Einfluss in Washington.«
Allmählich wurde mir klar, warum niemand einen Richter um einen Durchsuchungsbefehl bitten wollte. Abgesehen davon bestand eine gewisse Diskrepanz zwischen dem, was Harry Muller mir erzählt hatte - Routineobservation, Akten anlegen und so weiter und so fort -und was Tom Walsh gerade sagte. Da Harry mich nicht anlügen würde, schloss ich daraus, dass er von Walsh nicht vollständig aufgeklärt worden war.
»Sie haben also einen Cop gebraucht, der den Kopf hinhält, falls irgendwas schiefgehen sollte«, sagte ich zu Walsh.
»Das stimmt ganz und gar nicht. Lassen Sie uns weitermachen.« Tom Walsh schaute uns beide an und sagte: »Wir haben nichts mehr von Harry Muller gehört.«
Ich hatte mir schon gedacht, dass wir deswegen in seinem Büro waren, auch wenn ich gehofft hatte, dass dem nicht so wäre. »Wann sollte er denn etwas von sich hören lassen?«
»Nur wenn es Schwierigkeiten gibt.«
»Manchmal, Tom, kann man nichts mehr von sich hören lassen, weil es Schwierigkeiten gibt.«
»Danke für die Aufklärung. Okay, ich will Ihnen sagen, was ich weiß.« Und er begann: »Harry Muller ist, wie Sie wissen, am Freitag kurz vor 17 Uhr von hier aufgebrochen. Er begab sich zur Technischen Abteilung, besorgte sich alles Notwendige und ging in die Garage, zu seinem Camper, mit dem er in Erwartung dieses Auftrags zum Dienst gefahren war. Jennifer Lupo begegnete ihm in der Garage, worauf sie ein paar Worte wechselten, und damit ist sie der letzte Mensch, der ihn, soweit wir wissen, gesehen hat.« Er fuhr fort: »Danach haben wir erst wieder etwas von ihm gehört, als er sich per Handy bei seiner Freundin Lori Bahnik meldete, am Samstagmorgen um 7.48 Uhr.«
Ein Aufnahmegerät stand auf dem Tisch. Walsh drückte auf eine Taste, worauf Harrys Stimme ertönte. »Hi, mein Schatz. Dein Wahrer und Einzigster ist dran. Ich bin oben in den Bergen, daher habe ich vielleicht nicht allzu lange guten Empfang. Aber ich wollte dir Hallo sagen. Ich bin gegen Mitternacht hier angekommen, habe im Camper geschlafen und bin jetzt im Einsatz, ganz in der Nähe von der Hütte der rechtslastigen Spinner. Also ruf nicht zurück, aber ich rufe dich später über Festnetz an, falls ich dich per Handy nicht erreiche. Okay? Ich muss später, besser gesagt morgen früh, noch was auf dem hiesigen Flugplatz erledigen, daher muss ich womöglich über Nacht hierbleiben. Ich sag dir Bescheid, wenn ich Genaueres weiß. Wir sprechen uns später. Ich liebe dich.«
»Wir wissen also, dass er dort eingetroffen ist«, stellte Walsh fest. »Und wir wissen, dass er in der Nähe des Anwesens war. Um 9.16 Uhr rief sie zurück und hinterließ eine Nachricht auf seinem Handy, die wir uns bei der Telefongesellschaft besorgt haben.« Wieder drückte er auf die Taste, worauf Lori Bahnik sagte: »Hi, Liebster. Habe deine Nachricht erhalten. Ich habe geschlafen. Ich geh heute mit deiner Schwester und Anne shoppen. Ruf mich später noch mal an. Ich nehme mein Handy mit. Okay? Sag mir Bescheid, ob du über Nacht dableiben musst. Ich liebe dich und vermisse dich. Sei vorsichtig mit den rechtslastigen Spinnern. Die stehen auf Knarren. Pass auf dich auf.«
»Offensichtlich haben Sie mit ihr gesprochen«, sagte ich zu Walsh.
»Ja. Heute Morgen. Sie hat mir erzählt, dass sie am Sonntagnachmittag gegen 16 Uhr eine SMS von Harry erhielt, die da lautete ...« Er blickte auf ein Blatt Papier, das auf dem Tisch lag, und las vor: » Sorry, habe deinen Anruf nicht mitgekriegt - schlechter Empfang hier - bin auf ein paar Freunde gesto ßen
Angeln und Wandern ... Bis Montag. «
Keiner von uns merkte an, dass die SMS auch von jemand anderem stammen könnte. Aber offenbar war Lori der Meinung, dass sie von ihm kam, wie Walsh uns weiter mitteilte. »Ihr gefiel das ganz und gar nicht. Sie rief ihn an, als sie die SMS erhielt, aber er meldete sich nicht. Sie rief ein ums andere Mal an und hinterließ Nachrichten, piepte ihn außerdem vier-, fünfmal an. Die letzte Nachricht hinterließ sie ihm am Sonntagabend. Ihrer
Darstellung nach wurden ihre Nachrichten zusehends wütender und ungehaltener. Sie teilte ihm schließlich mit, wenn er nicht zurückriefe, wären sie miteinander fertig.«
»Wann etwa schlug diese Wut in Besorgnis um?«, fragte ich ihn.
»Am Sonntagabend gegen 22 Uhr. Sie hatte die
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