John Corey 04 - Operation Wildfire
tiefer gingen, sah ich ein paar schicke Firmenjets auf einem Parkstreifen stehen, allerdings trug keiner ein Firmenlogo am Leitwerk. Bei Firmenjets zahlte sich der Werbeeffekt nicht aus, teils aus Sicherheitsgründen, teils weil es den Aktionären sauer aufstieß. Nichtsdestotrotz hielt ich Ausschau nach einem Jet mit der Kennung GOCO, sah aber keinen, als der Hubschrauber langsam einschwebte.
Der Pilot sprach über Funk mit jemandem, dann setzte er mit dem Hubschrauber auf einer weiten Asphaltfläche hinter einem langen, mit Holz verkleideten Gebäude auf, das aussah wie eine Berghütte in den Adirondack Mountains. Das Gebäude passte nicht recht zu einem Flughafen, aber von meinen eher seltenen Ausflügen in diese Berge wusste ich, dass die Einheimischen auf dieses pseudorustikale Zeug standen, daher wunderte ich mich eher, dass die Hangars nicht wie Blockhütten aussahen.
Jedenfalls stellte der Pilot die Turbine des Hubschraubers ab, worauf der Lärmpegel jählings sank.
Der Copilot sprang aus dem Cockpit, riss die Kabinentür auf und nahm Kate an der Hand, als sie hinabsprang. Ich folgte ihr,
ohne seine Hand zu ergreifen, und sagte beim Schrappen der immer langsamer laufenden Rotorblätter: »Haben Sie irgendwo Bären gesehen?«
»Hä?«
»Macht nichts. Bleiben Sie hier?«
»Nein, wir tanken auf, dann geht's zurück nach New York.« Während er sprach, sah ich einen Tankwagen, der auf uns zukam; so schnell werde ich an meiner Tankstelle nicht bedient. Es musste irgendwas mit der FBI-Kennung am Hubschrauber zu tun haben.
Ich drehte mich um und blickte über das weitgehend leere Vorfeld. Die Firmenjets standen in Reih und Glied auf einem asphaltierten Parkstreifen in weiter Ferne, dahinter waren etliche kleine Propellermaschinen abgestellt. Nirgendwo tat sich etwas Nennenswertes.
Hier oben war es viel kälter, so kalt, dass ich meinen Atem sehen konnte, und den wollte ich an einem sonnigen Oktobertag nachmittags um halb zwei noch nicht sehen.
»Riech mal«, sagte Kate.
»Ich rieche gar nichts.«
»Die Bergluft, John. Und schau dir die Bäume an, und die Berge.«
»Wo, zum Teufel, sind wir?«
»In einem Land, wie Gott es geschaffen hat.«
»Gut. Ich habe nämlich ein paar Fragen an ihn.«
Die Almhütte war offenbar der Terminal für die Passagiere, und so gingen wir über eine überdachte Veranda mit rustikalem Geländer zum Haupteingang. Picknicktische standen auf der Veranda und ein Pepsi-Automat, und ein Wachmann saß dort und rauchte eine Zigarette. Mit dem John F. Kennedy International Airport konnte das hier keiner verwechseln.
»Ich rufe Tom an«, sagte Kate zu mir.
»Warum?«
»Vielleicht soll uns jemand hier abholen.«
»Tja, ich wüsste nicht, wie man uns verpassen könnte.« Weit
und breit war keine Menschenseele, und auf dem Parkplatz stand allenfalls eine Handvoll Fahrzeuge, die vermutlich von Leuten stehen gelassen worden waren, die aus dieser gottverlassenen Wildnis abgehauen waren.
Wir betraten das Flughafengebäude, wo es deutlich wärmer war als draußen in dem eisigen Bergtal. Innen wirkte es ziemlich klein, zweckmäßig, und es war ausgesprochen ruhig.
So klein und abgelegen dieser Flugplatz auch war, es gab trotzdem eine Sicherheitsschleuse mit Metalldetektor und Gepäckscanner. An der Sicherheitsschleuse standen keine Kontrolleure und auch keine Passagiere, daher nahm ich an, dass in nächster Zeit kein Flug anstand.
Kate ließ den Blick durch den leeren Terminal schweifen und sagte: »Ich sehe niemanden, der uns abholen könnte.«
»Woher willst du das bei dem Getümmel wissen?«
Ohne darauf einzugehen, stellte sie fest: »Dort sind die Mietwagenschalter ... dort ist ein Restaurant und da sind die Toiletten. Wo willst du anfangen?«
»Da drüben.« Ich wandte mich dem einzigen Ticketschalter zu, an dem ein Schild mit der Aufschrift CONTINENTAL COM-MUTAIR prangte.
»Was hast du vor?«, fragte Kate.
»Mal sehen, was Harry hier herausfinden sollte.«
»Das hat Tom aber nicht -«
»Scheiß auf Tom.«
Sie dachte darüber nach und pflichtete mir bei. »Ja, scheiß drauf.«
Ich ging zu dem kleinen Ticketschalter, wo eine stattliche Frau mittleren Alters und ein junger Mann auf Hockern saßen und uns beobachteten. Sie sahen aus wie Bruder und Schwester, und ich glaube, ihre Eltern waren das leider auch. Die Frau, auf deren Namensschild BETTY stand, grüßte uns. »Guten Tag. Womit kann ich Ihnen behilflich sein?«
»Ich brauche ein Ticket nach Paris«, erwiderte
Weitere Kostenlose Bücher