John Corey 04 - Operation Wildfire
und wandte sich wieder uns zu. »Darf ich fragen, wozu Sie die Passagierlisten brauchen?«
»Das dürfen wir Ihnen leider nicht sagen«, erwiderte Kate. »Und ich muss Sie bitten, es auch niemandem gegenüber zu erwähnen.«
»Nicht mal Jake, Harriet oder Randy«, fügte ich hinzu.
Betty nickte geistesabwesend, während sie in Gedanken eine Liste mit all den Leuten anlegte, denen sie vom Besuch des FBI erzählen musste.
Ein paar Minuten später tauchte Randy auf und reichte Betty ein paar Blatt Papier, die sie wiederum an Kate weitergab. Wir beide warfen einen Blick auf die Blätter. An den in Frage kommenden Tagen waren etwa zwei Dutzend Privatmaschinen verzeichnet, aber die Ausdrucke enthielten lediglich Hersteller, Flugzeugtyp und Registriernummer. »Wissen Sie, ob es irgendwelche Information darüber gibt, wem diese Maschinen gehören?«
»Nein, aber das kann man anhand der Registriernummer feststellen.«
»Richtig. Kann ich auch feststellen, wer an Bord war?«
»Nein. Bei General Aviation - Privatflügen - gibt es keine Unterlagen darüber, wer an Bord war. Deswegen heißen sie ja Privatflüge.«
»Richtig. Gott schütze Amerika.« Unterdessen könnte Osama Bin Laden an Bord eines Privatjets sein, ohne dass es jemand wusste. Und jetzt, ein Jahr nach dem 11. September, gab es noch immer keine Sicherheitsvorkehrungen für den privaten Flugverkehr, während bei Linienflügen sämtliche Passagiere, einschließlich Babys, Besatzungsmitgliedern und zierlichen alten Damen, abgeklopft und durchleuchtet wurden, selbst bei kleinen Zubringermaschinen. Da kommt man schon ins Grübeln.
Kate sammelte die Ausdrucke ein und verstaute sie in ihrem Aktenkoffer.
Ich stellte Betty die Standardfrage. »Ist Ihnen an diesem Wochenende irgendetwas Ungewöhnliches aufgefallen?«
Sie drehte ihren Stuhl zu uns um. »Zum Beispiel?«
Warum müssen sie das immer fragen? »Etwas Ungewöhnliches«, sagte ich. »Etwas, das nicht gewöhnlich ist.«
Sie schüttelte den Kopf. »Nicht dass ich wusste.«
»Sind mehr Leute eingetroffen als gewöhnlich?«
»Na ja, übers verlängerte Wochenende kommen allerhand Leute. Im Sommer und im Winter ist hier ziemlich viel los. Aber der Herbst lockt auch viele Leute zum Laubgucken an. Danach beginnt die Jagdsaison, dann kommt das Thanksgiving-Wochenende, anschließend Weihnachten, der Skibetrieb und -«
Ich unterbrach sie, bevor wir zum Tag des Murmeltiers kamen, und fragte: »Wirkte irgendeiner der Passagiere ungewöhnlich?«
»Nein. Aber wissen Sie was?«
»Was?«
»Irgendein hohes Tier aus Washington ist eingeflogen.«
»Hat er sich verirrt?« Sie schaute Kate an, als wollte sie sagen: Mit was für einem Arschloch bist du denn zusammen?
Kate fing den Ball auf. »Wer war das?«
»Ich kann mich nicht mehr genau erinnern. Irgendein Minister. Sein Name müsste auf der Passagierliste stehen.«
»Womit ist er angekommen?«
»Mit CommutAir aus Boston. Ich glaube, das war am Samstag. Ja, am Samstag. Er kam mit der Elf-Uhr-Maschine, und einer unserer Sicherheitsleute hat ihn erkannt.«
»Hat er ein Fahrzeug gemietet?«, erkundigte sich Kate.
»Nein. Soweit ich weiß, wurde er von einem Typ vom Custer Hill Club abgeholt - das ist ein Privatclub, etwa dreißig Meilen von hier entfernt. In der Maschine waren noch drei andere Typen, und allem Anschein nach haben sie zusammengehört.«
»Woher wussten Sie«, fragte ich, »dass der Typ, der den Minister abgeholt hat, vom Club kam?«
»Der Fahrer hatte eine Uniform vom Custer Hill Club an. Sie kommen ab und zu her und holen Passagiere ab.« Und sie fügte hinzu: »Alle vier Passagiere haben ihr Gepäck in Empfang genommen und sind rausgegangen, wo ein Kleinbus vom Club auf sie gewartet hat.«
Ich nickte. In Kleinstädten entgeht einem nur wenig. »Hat dieser Kleinbus vom Custer Hill Club noch mehr Passagiere aus anderen Maschinen abgeholt?«
»Ich weiß es nicht. Möglicherweise war ich außer Dienst.«
»Hat der Kleinbus abreisende Passagiere abgesetzt?«
»Weiß ich nicht. Ich kriege nicht alles mit, was auf der Zufahrt vor sich geht.«
»Richtig.« Ich wollte ihr gegenüber nicht noch mehr Interesse am Custer Hill Club zeigen, daher schaltete ich zu einer Legende um und sagte: »Wir müssen wissen, ob Sie jemanden gesehen haben, der aussah - wie soll ich das ausdrücken, ohne dass es rassistisch klingt ...? Jemand, der aussah, als ob sein Herkunftsland irgendwo liegt, wo es jede Menge Kamele gibt?«
Sie nickte verständnisvoll, dachte
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