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John Corey 04 - Operation Wildfire

John Corey 04 - Operation Wildfire

Titel: John Corey 04 - Operation Wildfire Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nelson DeMille
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waren, glaube ich, schon bei Haus Nummer vierzehn. Wie immer erwiderte ich: »Gute Idee.«
    Der Hudson River, Amerikas Rhein, funkelte in der Sonne, und wir konnten die Herrensitze und Schlösser entlang der hohen Ufer sehen. »Da ist ein Schloss mit einem Verkaufsschild«, sagte ich.
    Ohne darauf einzugehen, sagte sie: »Manchmal, glaube ich, möchte ich einfach alles hinschmeißen, mir eine Bleibe auf dem Land suchen und ein ganz normales Leben führen. Denkst du manchmal auch darüber nach?«
    Gehört hatte ich es jedenfalls schon, nicht nur von Kate, sondern seit dem 11. September auch von anderen Leuten. Die Psychoexperten in den Medien erklärten es mit posttraumatischem Stress, Kriegsangst, der Furcht vor einem weiteren Anschlag, den Anthrax-Attentaten und so weiter und so fort. »Letztes Jahr, wenn du dich erinnerst, wäre ich dazu bereit gewesen«, erwiderte ich, »aber nach den Anschlägen wurde mir klar, dass ich nirgendwo anders hingehe. Ich bin motiviert.«
    Sie nickte. »Das kann ich verstehen. Aber ... ich muss ständig daran denken, dass es wieder passieren könnte, und das nächste Mal könnte es noch schlimmer werden. Vielleicht mit Anthrax, mit Giftgas oder einem radioaktiven Sprengkörper ...«
    Ich sagte nichts dazu.
    »Viele Leute sind aus der Stadt weggezogen«, sagte sie.
    »Ich weiß. Man kriegt viel leichter ein Taxi oder eine Tischreservierung. «
    »Das ist nicht komisch.«
    »Nein, es ist nicht komisch.« Ich kannte sogar Leute, die sich
    nach dem 11. September ein Häuschen auf dem Lande oder ein Boot gekauft hatten, damit sie sich schnell absetzen konnten, oder einfach nach Dubuque gezogen waren. Gesund war das nicht, auch wenn es möglicherweise schlau gewesen war.
    »Ich bin älter als du«, sagte ich zu Kate, »und ich kann mich noch an eine Zeit erinnern, als alles anders war. Mir passt die ganze Art und Weise nicht, wie wir wegen dieser Mistkerle leben. Ich möchte noch miterleben, dass es wieder besser wird, und ich möchte meinen Teil dazu beitragen, dass es besser wird« Und ich fügte hinzu: »Ich laufe nicht davon.«
    Dazu fiel ihr keine Antwort ein, worauf wir beide aus dem Fenster schauten und die liebliche Herbstlandschaft betrachteten.
    Am Westufer des Hudson kam die US-Militärakademie in West Point in Sicht, deren hohe gotische Türme in der Sonne leuchteten. Ich sah eine Kompanie Kadetten, die auf dem Paradeplatz angetreten waren.
    »Weder du noch ich werden miterleben, dass es wieder besser wird«, sagte Kate.
    »Man kann nie wissen. Bis dahin versuchen wir unser Bestes.«
    Sie dachte einen Moment lang nach, dann sagte sie: »Die Sache mit Harry ... die hat nichts mit islamischem Terrorismus zu tun, aber all das hängt zusammen.«
    »Wie das?«
    »Es geht um Leute, die in eine Art Machtkampf verwickelt sind. Religion, Politik, Krieg, Öl, Terrorismus ... die Welt steuert auf etwas zu, das viel schlimmer ist als alles, was wir bislang erlebt haben.«
    »Vermutlich. Unterdessen sollten wir Harry suchen.«
    Sie starrte aus dem Fenster.
    Kate ist ein tapferes Kerlchen, wie ich persönlich miterleben durfte, als Mr. Khalil mit seinem Scharfschützengewehr Scheibenschießen auf uns machte, aber das letzte Jahr hatte sie seelisch ziemlich mitgenommen.
    Zumal es dem Seelenheil nicht gerade zuträglich war, wenn man, so wie wir, in diesem Gewerbe tätig war und regelmäßig die vertraulichen Memos über diese oder jene Gefahrenlage im Inland las, die tagtäglich eingingen. Das und der drohende Krieg mit dem Irak zehrten einigen Leuten, mit denen ich zusammenarbeitete, ziemlich an den Nerven.
    Kate hatte ihre guten und ihre schlechten Tage, wie wir alle. Heute war kein guter Tag. Genau genommen war der 10. September 2001 der letzte richtig gute Tag gewesen.

NEUNTER TEIL
Montag
ADIRONDACK MOUNTAINS, NEW YORK
    Angesichts der Tragweite einer Reaktion von Seiten der
    Bundesregierung auf einen Zwischenfall mit Massenvernichtungswaffen k önnte es dazu kommen, dass die ersten Einsatzkräfte nur widerwillig den Mechanismus in Gang setzen, der diese Reaktion auslöst.
    - Terrorism in the United States FBI Publications, 1997
19
    Zwei Stunden und fünfzehn Minuten nach dem Start am Downtown Manhattan Heliport flogen wir über die im Norden des Staates New York gelegene Stadt Saranac Lake. Ein paar Minuten später kamen drei lange Rollbahnen in Sicht. Sie bildeten ein Dreieck und waren umgeben von Wald. Ich meinte schon die Bären zu sehen, die am Rand der Lichtung lauerten.
    Als wir

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