John Corey 04 - Operation Wildfire
Glock dabei.« Und ich erinnerte ihn: »Cops, die sich als Rauschgifthändler ausgeben, haben weder Waffe noch Dienstmarke dabei.«
Walsh schien die Belehrung ganz und gar nicht zu schätzen. »Zunächst einmal ist der Custer Hill Club keine Rauschgifthöhle«, sagte er zu mir, »also kommen Sie mir nicht mit Vergleichen aus Ihrer NYPD-Praxis, wenn sie nicht angebracht sind. Außerdem wollen wir doch annehmen, dass Harry nicht angehalten, aufgegriffen oder von privaten Sicherheitskräften des Custer Hill Club durchsucht wurde.«
»Okay, nehmen wir also an, er hat sich auf dem Grund und Boden des Clubs verirrt oder verletzt. Die Staatspolizei und die örtliche Polizei müssten mittlerweile am Boden und aus der Luft nach ihm suchen. Worauf warten wir noch?«
»Wir warten nicht, John. Wir gehen Schritt für Schritt vor, und sie suchen bereits die Wälder außerhalb des Clubgrundstücks ab.« Er schaute uns an und sagte: »Ich persönlich glaube nicht, dass wir Harry auf diesem Anwesen finden werden. Und Sie auch nicht, wenn Sie darüber nachdenken. Seien wir doch vernünftig - immerhin gilt es abzuwägen zwischen unserer Sorge um Harry und der Notwendigkeit, Mr. Madox weiter im Unklaren zu lassen.«
»Ich persönlich sehe auch nicht allzu klar«, erwiderte ich.
»Hier handelt es sich um etwas anderes als bei Ihren sonstigen Aufträgen. Sie werden so viel Aufklärung erhalten wie nötig, bevor Sie den nächsten Schritt tun.«
»Klingt meiner Ansicht nach wie Quatsch mit Soße.«
»Es entspricht den offiziellen Grundsätzen.«
»John, wir müssen los«, sagte Kate.
Walsh erhob sich, und wir standen ebenfalls auf. »Sollte sich irgendetwas ergeben, während Sie unterwegs sind, werde ich den Helikopter anfunken.«
Wir schüttelten uns die Hand, und Walsh sagte: »Suchen Sie sich ein Zimmer, falls Sie über Nacht dableiben müssen.«
»Sie sehen uns sowieso erst wieder, wenn wir Harry gefunden haben«, erwiderte ich.
»Viel Glück.«
Wir verließen Walshs Büro, kehrten an unsere Schreibtische zurück, schalteten die Computer aus und sammelten unsere Siebensachen ein, dann fuhren wir mit dem Aufzug in die Lobby.
Ein Auto samt Fahrer wartete draußen auf uns, und auf dem Weg zum Heliport fragte mich Kate: »Was hältst du davon?«
»Meiner Meinung nach sollte man an seinem freien Tag niemals ins Büro gehen. Keine gute Tat bleibt ungestraft.«
»Ich bin froh, dass wir hier waren«, erwiderte sie und fragte: »Ich meine, was hältst du von der Sache mit Harry?«
»Wenn jemand verschwindet, vor allem, wenn der Betreffende ein erwachsener Mann ist, dann handelt es sich aufgrund meiner Erfahrung sowie der Statistiken höchstwahrscheinlich um einen Unfall, den noch niemand bemerkt hat, einen Selbstmord oder ein absichtliches Untertauchen.«
Sie dachte darüber nach und fragte mich: »Meinst du, er hatte einen Unfall?«
»Nein.«
»Selbstmord?«
»Harry doch nicht.«
»Meinst du, er treibt sich einfach irgendwo herum?«
»Nein.«
»Dann ...«
»Ja.«
Schweigend fuhren wir weiter.
18
Ein paar Helikopter standen auf dem Landeplatz, doch unserer fiel sofort auf, weil er FBI-Kennzeichen trug, was bei den meisten FBI-Flugzeugen nicht der Fall ist. Ich bin lieber in nicht gekennzeichneten Beförderungsmitteln unterwegs, aber der Pilot erklärte, dass dies der einzige Hubschrauber war, der auf die Schnelle zur Verfügung stand. Halb so wild.
Wir begaben uns an Bord des Hubschraubers - ein Bell Jet-Ranger -, worauf er vom Landeplatz am East River abhob und dem Fluss in Richtung Norden folgte. Links von mir ragte die Skyline von Manhattan Island auf und rechts lag das geheimnisvolle Flachland von Brooklyn und Queens, in das ich mich nur selten vorwage.
Dann flogen wir über dem Hudson in Richtung Norden, hielten uns stets an das majestätische Flusstal.
Nach knapp zehn Minuten ließen wir die Tappan Zee Bridge hinter uns, und ein paar Minuten später tat sich zu beiden Seiten des Tales freies Land auf, während wir dem Hudson River weiter gen Norden folgten.
Ich bin kein großer Naturfreund, aber von hier oben sah die Landschaft atemberaubend aus, ein malerisches Panorama mit
kleinen Städten, Farmen und Bäumen, deren Herbstlaub im strahlenden Sonnenschein leuchtete.
»Wir sollten uns hier oben ein Wochenendhaus zulegen«, sagte Kate.
Ich wusste, dass das kommen würde. Egal, wohin wir fahren, sie will dort entweder ein Wochenendhaus, ein Strandhaus, ein Sommerhaus, eine Skihütte oder was auch immer. Wir
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