John Lennon - across the universe - die spirituelle Biografie
einem lodernden Feuer verbrannten, wurden organisiert.
Von John Lennon entwarf man das Bild eines Popstars, dessen Urteilsvermögen durch die übergroße Bewunderung wie auch den Personenkult, den die Beatles erlebten, vernebelt worden war. Man stellte ihn als jemanden dar, der sich selbst mittlerweile eine größere Bedeutung zumaß als dem Sohn Gottes. Sogar Morddrohungen hat er erhalten. Besonders gefährlich muteten diese vor dem Hintergrund an, dass für die Beatles kurz darauf eine Welttournee geplant war, die mit fünfzehn Open-Air-Auftritten in den USA ihren krönenden Abschluss finden sollte.
Lennon weigerte sich zunächst, einen Rückzieher zu machen. Aus seiner Sicht gaben die neuerdings ins Visier geratenen Aussagen eine Einschätzung, die keineswegs aus der Luft gegriffen war, in zutreffender Weise wieder. Und dafür sollte er sich nun entschuldigen? In seinen Augen hätte ein solcher Rückzieher im Grunde genommen bedeutet, dass er lügt, nur damit den Beatles keine Plattenkäufer davonlaufen. Lieber wollte er die Tournee abblasen, als einen Kniefall vor denjenigen zu machen, die an seinen Äußerungen Anstoß nahmen.
Zu einer Änderung seiner Haltung veranlasste ihn letzten Endes nur die Einsicht, welche Konsequenzen eine Absage der Tournee für seine Freunde in der Band haben würde. Ihnen würde aufgrund seiner unverblümten Äußerungen womöglich sogar Schaden für Leib und Leben drohen.
Bei einer Pressekonferenz in Chicago, ihrer ersten Station in den USA, versuchte er zu erklären, was er mit seinen Äußerungen in dem
Evening Standard-
Interview im Einzelnen gemeint habe: »Was ich da behauptet habe, habe ich ursprünglich auf England bezogen. Ich habe gesagt, dass wir den Jugendlichen mehr bedeuten als Jesus oder die Religion. Das war wertfrei gemeint, und es trifft in England mehr zu als hier. Und damit will ich nicht sagen, dass wir besser oder größer sind, und ich wollte uns nie mit Jesus Christus als Person oder mit Gott … vergleichen. Ich habe nichts weiter gesagt als das, was ich gesagt habe, und das war falsch. Oder es ist falsch aufgenommen worden. Und das ist jetzt dabei rausgekommen.« 74
Als die Journalisten weiter nachhakten, konnten sie ihm schließlich doch eine Art Entschuldigung abringen: »Ich weiß immer noch nicht so recht, was ich eigentlich getan habe. Ich habe versucht, Ihnen zu sagen, was ich wirklich getan habe, aber wenn Sie wollen, dass ich mich entschuldige, wenn Sie das glücklicher macht, okay, von mir aus, es tut mir leid.« 75
Offiziell war der Skandal hiermit beigelegt, den August hindurch hagelte es jedoch weiterhin Drohungen vonseiten des Ku-Klux-Klan. Außerdem bestand nach wie vor Grund zur Sorge wegen eines möglicherweise bevorstehenden Anschlagversuchs. Besonders in Besorgnis gerieten die Beatles vor allem bei ihrem Auftritt in Memphis. Das Herz schlug ihnen bis zum Hals, als sie auf der Bühne mitten im Konzert den Knall einer Explosion hörten. Allerdings hatte ihnen lediglich jemand, so stellte sich bald heraus, mit einem auf die Bühne geschleuderten Feuerwerkskracher diesen Schrecken eingejagt. 76 Als die schreckliche Tournee am 29. August in San Franciscos Candlestick Park zu Ende ging, kamen die Beatles jedenfalls überein, dass sie nie wieder auf Tournee gehen würden.
In Gesprächen verwendete Lennon zwar regelmäßig das Wort Gott, doch hat er nach der Lektüre von
The Passover Plot
/
Der lange Weg nach Golgatha
diese Vorstellung nicht länger akzeptiert, dass es da irgendwo eine Gottheit gebe, die an den menschlichen Angelegenheiten Anteil nehme. In seinen Augen diente das Wort Gott dazu, kurz und bündig eine eigentlich undefinierbare Kraft in der Natur benennen zu können; eine Kraft – für die er mitunter auch das Wort Magie verwendet hat –, die den Kern des religiösen und spirituellen Empfindens ausmacht. In einem der letzten Interviews sagte er, auf die eigene Karriere zurückblickend: »Die Leute haben die Vorstellung, ich hätte etwas gegen Christus oder sei antireligiös eingestellt. Das bin ich keineswegs. Ich bin ein ausgesprochen religiöser Zeitgenosse. … Ganz bestimmt bin ich kein Atheist. Es gibt so vieles, worüber wir nicht Bescheid wissen. Diese Magie ist meines Erachtens einfach ein Weg, der Wissenschaft gegenüber zu erklären: Das wissen wir noch nicht oder haben es noch nicht ergründet. Von einer antireligiösen Haltung kann hier überhaupt nicht die Rede sein.« 77
Noch bei einer anderen Gelegenheit ist
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