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John Lennon - across the universe - die spirituelle Biografie

John Lennon - across the universe - die spirituelle Biografie

Titel: John Lennon - across the universe - die spirituelle Biografie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gary Tillery
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wollten sie zum Kunstwerk machen.

9
Wortführer der Friedensbewegung
    Eine Friedensdemonstration wie diejenige, die sie Ende März 1969 im Amsterdamer Hotel Hilton erwartete, hatte das Heer der Medienleute aus aller Welt noch nie zuvor zu Gesicht bekommen. Abgebrühte Journalisten, die in den turbulenten Sechzigerjahren als Zeitzeugen miterlebt hatten, wie sich unmittelbar vor ihren Augen Schlüsselszenen der Gegenwartsgeschichte abspielten, waren mit gewissen Erwartungen angereist: Die Journalisten erwarteten Menschen, die Plakate und Spruchbänder durch die Straßen tragen, die den Straßenverkehr lahmlegen, politische Parolen skandieren und gelegentlich – aus einem Gefühl der Stärke, das der Einzelne empfindet, wenn er sich als Bestandteil einer großen Menschenansammlung besonders sicher wähnt – die Vertreter der Staatsorgane provozieren. Mit anderen Worten, sie würden Steine schmeißen und Auseinandersetzungen heraufbeschwören, die sich dann im Einzelfall zu Krawallen ausweiten.
    Von alldem war jedoch weit und breit nichts zu hören und zu sehen.
    Stattdessen geleitete man sie in die Suite 902, die Präsidentensuite. Dort wurden sie von John Lennon und Yoko Ono erwartet. In weiße Nachtwäsche gekleidet, saßen die beiden in einem großen Bett und machten sich, indem sie auf die Fragen der Journalisten antworteten, von dort aus mit sanften Mitteln für die Sache des Friedens stark.
    »Bed-in« nannten sie das Event. Die Bezeichnung hatten sie in Anlehnung an die damals weit verbreiteten Sit-ins gewählt. Diese friedliche Aktionsform war in den frühen Sechzigerjahren von der amerikanischen Bürgerrechtsbewegung entwickelt worden. (Zunächst machte man von ihr Gebrauch, um in den amerikanischen Südstaaten für die Gleichberechtigung der farbigen Bevölkerung zu demonstrieren. Später erfreute diese Aktionsform sich auch in der gesellschaftspolitisch hochgradig aktiven Studentenbewegung jener Zeit zunehmender Beliebtheit.) Schließlich fand sie weitere Ausprägungen in Form von Lie-ins, Love-ins, Go-ins, Be-ins und Teach-ins. Die neckische Bezeichnung »Bed-in« stellte das Medieninteresse sicher, zumal das Event wenige Tage nach der heimlich (am 20. März, sechs Wochen nachdem Ono sich von ihrem Ehemann hatte scheiden lassen) vollzogenen Hochzeit des Paares stattfand und somit in ihre Flitterwochen fiel. Die Plattenhülle von
Unfinished Music No. 1: Two Virgins
mit dem Nacktfoto war jedermann noch sehr lebhaft in Erinnerung. Daher traute man Lennon und Ono im Prinzip
alles
zu!
    Nicht zuletzt hat auch der Leiter des Amsterdamer Sittendezernats zur Entstehung solch eines schlüpfrigwollüstigen Erwartungshorizonts beigetragen, indem er den Journalisten erklärte: »Sollten die Leute zu
so
einem ›Happening‹ eingeladen werden, würde die Polizei ganz sicher einschreiten.«
    Eine Pressemitteilung wurde herausgegeben: In ihren Flitterwochen dürfen die Frischvermählten an sieben Tagen, vom 25. bis zum 31. März, zwischen zehn Uhr morgens und zehn Uhr abends von Mitarbeitern der Medien in ihrem Zimmer aufgesucht werden. Als sich am ersten Vormittag der Uhrzeiger auf die Zehn zubewegte, rangelten zirka fünfzig Nachrichtenleute, die sich vor der Tür der Präsidentensuite eingefunden hatten, um die beste Ausgangsposition.
    »Ha! Die haben wirklich alle geglaubt, John und Yoko würden vor der Weltpresse für den Frieden vögeln«, sagte Lennon lachend. »Das war nie angesagt, und überhaupt sind wir viel zu schüchtern, um auch nur
irgendetwas
in dieser Richtung zu tun.« 171
    Als die ersten Reporter eingelassen wurden, stellten sie fest, dass sie stattdessen zum Bestandteil einer glänzend angelegten PR-Kampagne geworden waren. Sie waren gekommen, um eine tolle Story zu ergattern. Die Story bestand jedoch, wie sich nun herausstellte, keineswegs in der erhofften Chance, einen voyeuristischen Blick auf zwei Verrückte zu werfen, die sich ihrer sexuellen Erregung überlassen, sondern in einem von Grund auf neuartigen Ansatz, dem Weltfrieden das Wort zu reden.
    »Als wir geheiratet haben, war uns klar, dass unsere Flitterwochen ohnehin eine öffentliche Veranstaltung sein würden. Deshalb haben wir uns entschlossen, sie für eine Botschaft an die Welt zu nutzen. Unser Leben ist unsere Kunst. Das ist der springende Punkt an dem Bed-in. Wir haben im Bett gesessen und sieben Tage lang mit den Journalisten gesprochen. Es war urkomisch. Im Grunde haben wir für Frieden anstelle des Kriegs geworben. Die Reporter

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