John Lennon - across the universe - die spirituelle Biografie
helfen, was manche Menschen von fein ausgewogenem Wesen für unmöglich halten. Nur so wird der Sieg, für den Jesus ohne Unterlass kämpfte, zu guter Letzt doch errungen werden. Dann wird Friede sein in der Welt.« 175
Bestimmt empfand Lennon den Ansporn, sich um die Verwirklichung von Dingen zu bemühen, die ein Durchschnittsmensch für unmöglich hielt. Taten Skeptiker seine Verwegenheit als Naivität ab, so rang ihm dies lediglich ein Lächeln ab. Dann widmete er sich weiterhin unbeirrt seinem Unterfangen und nahm bereitwillig in Kauf, zum Clown oder zum Narren abgestempelt zu werden, Hauptsache, es brachte ihn seinem Ziel näher – ganz so, als erblicke er da eine von den meisten seiner Mitmenschen nicht wahrgenommene Möglichkeit.
Den Frieden mit Mitteln der Gewalt verwirklichen zu wollen lehnte Lennon als Pazifist ab. Vielmehr nahm er sich an den von Mahatma Gandhi und Dr. Martin Luther King jr. entwickelten gewaltlosen Methoden ein Beispiel. Ein wesentliches Element ihres Weges und ihrer Methode bestand in der Mobilisierung von Menschenmassen, damit diese zur Verwirklichung bestimmter Zielsetzungen an einem öffentlichen Akt zivilen Ungehorsams teilhatten.
Lennon wollte hingegen etwas Neues ausprobieren. Er war im Zeitalter der Massenmedien aufgewachsen und sah andere, wirkungsvollere Möglichkeiten, wie sich Gesellschaftssysteme und politische Systeme umwandeln ließen, als die plumpe Konfrontation auf der Straße – zum Beispiel indem man mit den Mitteln moderner Technik bewirkt, dass die Menschen eine höhere Bewusstseinsstufe erreichen. »Henry Ford wusste, wie man durch Werbung Autos verkauft. Ich verkaufe Frieden, Yoko und ich sind eine große Werbekampagne. Das kann dazu führen, dass die Leute drüber lachen, doch auch, dass sie drüber nachdenken. Ja, wir sind Mr. und Mrs. Peace.« 176
Im Verlauf eines anderen Gesprächs führte er den Gedanken weiter aus: »Der Kampf findet im Kopf statt. Wir sollten die eigenen Monster begraben und aufhören, andere Menschen zu verurteilen. Wir alle sind Christus, und wir alle sind Hitler. Wir wollen, dass Christus gewinnt. Wir wollen seine Botschaft unserer Zeit anpassen. Was hätte er getan, wenn ihm Werbung, Platten, Filme, Fernsehen und Zeitungen zur Verfügung gestanden hätten? Um Gehör zu finden, wirkte Christus Wunder. Das Wunder unserer Zeit besteht in den Kommunikationsmöglichkeiten der Medien. Also nutzen wir sie doch!« 177
Während der nächsten Jahre experimentierte er mit unterschiedlichen Möglichkeiten. Als die Frischvermählten nach England zurückkehrten, versuchten sie es mit einer kühneren und mit mehr Publizität bedachten Spielart von Lennons im Jahr zuvor für die National Sculpture Exhibition in die Tat umgesetzter »Zwei Eicheln«-Idee. Nun sandten sie solch ein Eichel-Paar an fünfzig Staatsoberhäupter auf der ganzen Erde, damit diese »Eicheln für den Frieden« in jedem Land gepflanzt würden. Irgendwo muss der Friede beginnen, das sollte dieser symbolische Fingerzeig den Menschen vor Augen führen. Und solch eine schlichte, in einer konzertierten Aktion weltweit vollzogene Handlung könnte bewirken, dass der Friede auf Erden auch in anderer Weise Fuß fasst, wächst, gedeiht und sich weiter ausbreitet.
Im Wesentlichen lief ihr Handeln auf eine sehr fantasievolle Einbeziehung der Kunst in die Politik hinaus. Den Repräsentanten der Macht in aller Welt fehlte freilich der nötige Scharfblick, um den künstlerischen Anspruch und die Symbolik hinter einer Aktion, die bei vordergründiger Betrachtung bloß ein exzentrisches Buhlen um öffentliche Aufmerksamkeit zu sein schien, zu erkennen und wertzuschätzen. Lediglich Israels Ministerpräsidentin Golda Meir und Kanadas Premierminister Pierre Trudeau gingen bereitwillig auf ihr Ersuchen ein. 178
Zwei Monate nach dem Bed-in in Amsterdam ließ das Paar sein Event in Montreal neu aufleben. Lennon wurde damals aufgrund der im Jahr zuvor erfolgten Verurteilung wegen Drogenbesitzes die Einreise in die USA verwehrt. Deshalb starteten sie von der kanadischen Seite der Grenze aus die Ausstrahlung einer »Radio Free America«-Sendung. In Telefoninterviews, die sie diversen US-Radiosendern am laufenden Band gaben, darüber hinaus in persönlichen Treffen mit Journalisten und führenden Vertretern des kulturellen Lebens, die den Weg in den Norden auf sich genommen hatten, um sie dort zu treffen, warben sie erneut für den Frieden.
Zu einem besonders dramatischen Moment kam es, als am
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