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John Lennon - across the universe - die spirituelle Biografie

John Lennon - across the universe - die spirituelle Biografie

Titel: John Lennon - across the universe - die spirituelle Biografie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gary Tillery
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Vegas befreit werden – ungeachtet der Tatsache, dass solch ein Verhalten einst in zahlreichen Kulturen auf dem ganzen Planeten als allgemein akzeptierte Praxis angesehen wurde.
    Umherzugehen, ohne die untere Körperhälfte mit schützendem Gewebe zu bedecken, ist keinem der beiden Geschlechter gestattet. Ausnahmen werden nur in bestimmten, klar und deutlich als »FKK-Bereich« gekennzeichneten Arealen zugelassen. Diese Einschränkungen gelten ungeachtet der Tatsache, dass die überwiegende Mehrheit der erwachsenen Zweibeiner in der eigenen Behausung allnächtlich eine/n nackte/n Angehörige/n des anderen Geschlechts zu sehen bekommt und sich, in großen Gruppen beisammensitzend, regelmäßig nackte Vertreter ihrer Spezies auf einer riesigen weißen Leinwand anschaut.
    Kulturelle Normen sind einfach genau das – kulturelle Normen. Von einer möglichst objektiven Warte aus betrachtet, muten sie einfach nur wie ein merkwürdiges Verhalten an. Welchen Eindruck würden Außerirdische wohl von unseren exzentrischen Anwandlungen gewinnen? Halten Sie für einen Moment inne, um sich einen Besuch im Zoo vorzustellen. Dort sehen sie, wie zwei mit Anzug und Krawatte bekleidete Gorillas sich über den Anblick eines dritten Gorillas empören, der splitternackt spazieren geht.
    Lennon hat sich nicht unbekleidet gezeigt, weil er übergeschnappt war, vielmehr hatte er einen besonders stark ausgeprägten Drang, aufrichtig zu sein. Als er in Yoko Ono eine Seelenverwandte fand, hat ihn das aus den geistigen Fesseln der »Normalität« befreit. Für sich allein genommen war er eine Anomalie – ein verheirateter, in einem wohlsituierten Vorstadtmilieu wohnender Vater, den stets, mochte er auch hochgradig kreativ und erfolgreich sein, die Sorge beschäftigte, seine Radikalität könne bedeuten, er sei verrückt. Als er eine Frau fand, die imstande war, die Dinge so zu sehen wie er, und sich in sie verliebte, fühlte er sich bestätigt, bestärkt, befreit und wie neugeboren. Er hatte es einfach satt, sich um des besseren Eindrucks willen gesellschaftlich gutgeheißener Kunstgriffe zu bedienen und gesellschaftliche Konventionen zu beachten. Er wollte aufrichtig leben,
vollkommen
aufrichtig.
    Erst hatte Lennon vorgehabt, die Platte als Onos Soloprojekt zu veröffentlichen, und war der Meinung gewesen, sie solle auf der Plattenhülle nackt abgebildet sein, »weil ihre Arbeit nackt, von Grund auf simpel, kindlich und ehrlich ist«. 166 Dann erst kam ihm in den Sinn, dass diese Arbeit ihre gemeinsame Botschaft in der Welt verbreiten könnte: Hier sind wir – zwei, die einander sehr lieben –, wie neugeboren, jungfräulich, verzichten auf alles Getue, sind aufrichtig zu uns selbst wie auch zu euch, unserem Publikum.
    Dass der Entschluss, sich nackt dem Blick der Öffentlichkeit auszusetzen, tatsächlich eine künstlerische Aussage beinhaltete und keine Zurschaustellung eines aus dem Gleis geratenen Exhibitionismus war, bewahrheitete sich Jahre später bei einer ganz anderen Gelegenheit. Lennon und Ono hatten ihren Freund und Vertrauten Elliot Mintz eingeladen, sie in dem Haus besuchen zu kommen, das sie in der Nähe von Santa Barbara, Kalifornien, angemietet hatten. Es war ein heißer Sommertag. Die drei gingen deshalb nach draußen an den Swimmingpool. Während Elliots Blick wohlgefällig auf der im Einteiler auf dem Sprungbrett sich sonnenden Ono ruhte, hörte er hinter sich Geräusche. Er drehte sich rum und sah, wie John einen Bademantel anzog, um seine Unterhose aus- und dann seine Badehose anziehen zu können. Als der Elliots fragenden Gesichtsausdruck sah, lächelte er nur und sagte: »Ich bin eben Engländer.« 167
    Die provokative Plattenhülle von
Two Virgins
war ein erster beherzter Schritt in Richtung jenes Weges, den Lennon und Ono nun gemeinsam einschlagen wollten: aufrichtig wollten sie sein, sich in positiver Weise äußern und sich den Einfluss, über den sie verfügten, zunutze machen. Ob sie dadurch für Kontroversen sorgten, kümmerte sie einfach nicht. In dem Bestreben, Einschränkungen zu überwinden und für ein weitergefasstes Kunstverständnis zu sorgen, nahmen sie während der nächsten Jahre zahlreiche Avantgarde-Projekte in Angriff.
    Im Gefolge von
Two Virgins
veröffentlichten sie zwei weitere Vinyl-Alben:
Unfinished Music No. 2: Life with the Lions
und
The Wedding Album
. Das erstgenannte beginnt mit einem lang gezogenen schrillen Schrei und anschließender Vokalimprovisation Yoko Onos, entstanden bei einem

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